Lilo David 

Ihre Reise kann beginnen 

 

 

Lina will`s wissen 

<<und es gib ihn doch<<, frohlockte  Lina und tänzelte von einem Bein auf das andere, während Torben, mit offenem Mund vor ihr stand. Mit einer Mine, die keinen Zweifel ließ, dass er sich  geirrt hatte, beugte sie ihr Gesicht  ganz nah an seines und flüsterte leise in sein Ohr>> Ich hab ihn gesehen>>. dann drehte sie sich um und ließ Torben verdutzt stehen.  Lina  fühlte sich unendlich gut. Sollte Torben doch ruhig wissen, dass er dumm gewesen war, als er sie  vor Weihnachten ausgelacht hatte und  so laut, dass alle anderen es hören konnten  zu ihr sagte: << du bist ja dumm, du glaubst noch an den Weihnachtsmann>> 

 Und das kam so.

Zwei Tage vor Nikolaus  hat Lina Geburtstag.   Dieses Jahr freute sie sich ganz besonders, denn endlich, endlich sollte sie 6 Jahre alt werden. Und dann durfte sie im kommenden Jahr zur Schule gehen.  In diesem Jahr hatte Lina sich zum Geburtstag eine ganze Menge gewünscht.  Natürlich wurden nicht alle Wünsche zum Geburtstag erfüllt. Das wusste Lina. Doch das machte nichts, denn, was zum Geburtstag nicht auf ihrem Gabentisch lag, brachte ihr der Weihnachtsmann. Einen Tag vor Nikolaus schrieb sie ihren Wunschzettel. Das heißt, eigentlich schrieb Mutti ihn und am Abend, bevor der Nikolaus von Haus zu Haus ging, putze Lina ihre Schuhe und, wenn Sie fertig geputzt hatte steckte Sie ihren Wunschzettel in ihren Stiefel. Am nächsten Morgen, wenn sie nachsah, was der Nikolaus ihr gebracht hatte war der Wunschzettel weg und in ihrem Stiefel fand Sie  Schokolade, Nüsse, Apfelsinnen und ein kleines Geschenk. So war es immer und daran würde sich auch nie etwas ändern. Und genau das hatte sie Torben im Kindergarten gesagt. Doch Torben lachte nur und schüttelte mit seinem Kopf hin und her und  rief die ganze Zeit:  >> du bist voll dumm und ja noch ein Baby, du glaubst ja noch an den Weihnachtsmann>>.  Das machte Lina so wütend, dass sie Torben schubste und er hinfiel. Zornig stand er auf,  stellte sich zu seiner vollen Größe vor ihr auf und schrie lauthals>> Du bis soooooooooooo dumm und glaubst wohl noch was deine Eltern dir sagen, voll blöd>> dabei steckte er ihr seine Zunge aus und machte eine lange Nase.

Als Mutti, Lina und ihren kleinen Bruder Ben an diesem Tag vom Kindergarten abholte war Lina traurig. Lustlos schlenderte sie neben Mutti, die die Kinderkarre schob, her. Ein paar Mal schaute Mutti zu ihr herüber und sah sie fragend an. Und als sie in die Ecke einbogen, dort wo  der kleine Spielplatz war und wo Lina sonst immer so lange  bettelte , bis sie  noch einmal die Rutsche herunter rutschen durfte  , blieb Lina  heute  ganz stumm und sagte keinen Ton. Jetzt blieb Mutti stehen, sah Lina ganz fest an und fragte>> willst du mir nicht sagen, was dich bedrückt>>  und dann  fasste Lina sich ein Herz und sagte>> Mutti, man darf doch nicht lügen, oder>>. >>Nein>> sagte Mutti >>warum fragst du? >>

>> weil Torben sagt, dass es den Weihnachtsmann nicht gibt. Aber es gibt ihn doch, oder>> wollte Lina wissen. Mutti  schürzte ihre Lippen. Das tat sie immer, wenn sie nachdachte. Dann strich Sie  Lina über ihre vor Kälte rot gewordene Wange und sagte: >> Es gibt Dinge, die sieht man mit seinen Augen, und es gibt Dinge, die sieht man mit seinem Herzen>>. Dann nahm Mutti Lina an die eine Hand und mit der anderen schob sie die Karre. Lina überlegte , während sie mit Mutti die Straße entlang ging, dann plötzlich kratzte sie sich an ihre Nase, blieb stehen und sagte entrüstet>> Mama, dann muss mein Herz krank sein, weil ich ihn doch nie sehe>> Da lachte Mama, drehte sich zu Lina um,  hockte sich zu ihr herunter und erwiderte>> Ach, Süße. Das Herz kann keine Dinge sehen, es kann nur fühlen>> Nun verstand Lina gar nichts mehr. Wenn Sie nicht sehen konnte und auch nichts fühlte, ja dann musste doch irgendetwas mit ihr nicht in Ordnung sein. Vielleicht aber hatte Torben auch Recht damit, wenn er behauptete, die Erwachsenen lügen. Und dann fiel ihr ein, dass sie Mama schon mal beim Schwindeln erwischt hatte , nämlich als sie eine fürchterlich hässliche Vase, die Sie von Oma geschenkt bekommen hatte einfach weggeworfen hatte und später  behauptete, das sie kaputt gegangen wäre.  Lina wollte nicht belogen werden. Nicht von Mutti und auch von sonst niemanden. Sie musste die Wahrheit wissen und nahm allen Mut zusammen und fragte dieses Mal viel strenger als zuvor >> Mama, du darfst nicht lügen. Gibt es einem Weihnachtsmann? >> Mama blieb stehen,  sah Lina an und sagte ebenfalls strenger als vorher >> Lina, ich habe es dir doch gerade versucht zu erklären. Feen, Kobolde, Zwerge und auch der Weihnachtsmann  sind Dinge, die sieht man mit seinem Herzen. Und jetzt ist Schluss mit der der Fragerei>> Nun reichte es Lina endgültig. Erst sagt Mama nicht die ganze Wahrheit und dann schimpft sie auch noch mit ihr. Wütend blieb sie mitten auf der Kreuzung stehen, stampfte mit ihrem rechten Fuß auf den Boden und sagte ganz langsam, damit Mama es auch ja nicht überhören konnte>> ICH WILL ES WISSEN. DU MUSST MIR DIE WAHRHEIT SAGEN! >> Was zu viel ist, ist zu viel.  Auch für Mama. Ärgerlich zog sie Lina von der Straße, hielt sie dann mit beiden Armen fest , holte tief Luft und sagte im ruhigen Ton:>> Gut, wenn du es unbedingt wissen willst, wohl Nein>>. Plötzlich begann Lina zu weinen und dann schrie so laut das alle anderen, die mit ihnen auf der Straße waren  es hören konnten>> MAMA DU HAST MICH BELOGEN: DU BIST SO GEMEIN>>. Ein paar Leute drehten ihre Köpfe  zu Lina, Mama und Ben, der friedlich in der Karre saß. Jetzt war Mama diejenige, die so allmählich mit Lina die Geduld verlor und ziemlich ärgerlich hörte sie daher Mama sagen:>> Schluss jetzt mit dem Theater, wir gehen nach Hause und ich möchte nichts mehr davon hören, hast du mich verstanden>> Lina weinte und schniefte  den ganzen Weg bis nach Hause und nahm sich vor mit Mama, Papa und allen anderen für eine lange Zeit ganz böse zu sein.

Am Abend, noch vor dem Abendessen und weit bevor Papa und Mama, Lina und ihren Bruder Ben zu Bett brachten, setzte Lina sich  zu Ben auf den Boden. Eigentlich war Ben, mit seinen drei Jahren, noch viel zu klein, um zu verstehen, was seine Schwester ihm sagen wollte. Aber Sie musste es tun. Schließlich muss man immer die Wahrheit sagen und, wenn Mama es nicht tat, ja dann, musste Sie es eben tun. Behutsam nahm Lina, Bens Hand, rückte ganz nah an ihn heran und flüsterte so leise, weil Mama es nicht hören sollte. >> Ben, mein lieber kleiner Ben, du musst jetzt ganz tapfer sein. Und du darfst auch nicht weinen. Aber Mama und Papa haben uns belogen. Den Weihnachtsmann gibt es überhaupt nicht>> dabei wusch Lina sich ein paar Tränen aus ihrem Gesicht und drückte ihren kleinen Bruder ganz fest. Doch Ben sah Lina nur lächelnd an, stand  auf und ging zu seiner Spielkiste, holte sein rotes Auto heraus und fuhr mit ihm über den Boden. Lina fand Ben doof und würde ihm nie wieder etwas erzählen. Er war eben doch noch zu klein.

Spät am Abend, als Lina und Ben schon längst schliefen erzählte Mama, Papa von Lina und ihrem Streit. Papa lachte nur, dann zwinkerte er Mama zu und sagte >> na, dann werden wir mal sehen, was sich da  machen lässt. Vielleicht gibt es ja doch ein Wunder>>

Und dann war er endlich da, der Heilige Abend. Lina freute sich trotz alldem und das, obwohl sie ja wusste, dass die Geschenke unterm Weihnachtsbaum wohl eher  von Mama und Papa waren. Doch als die kleine Weihnachtsglocke bimmelte und Lina mit Ben in das festlich geschmückte Wohnzimmer durfte blieb ihr die Luft im Halse stecken. Nichts, aber auch wirklich nichts lag dieses Jahr unterm Tannenbaum. Nicht mal ein winzig kleines Geschenk und der Keks, den Mama für den Weihnachtsmann jedes Jahr  auf einem kleinen Teller neben dem Baum gestellt hatte, war vollkommen unberührt. Da hörte sie Mama plötzlich erstaunt und ratlos  sagen>> Ja, ich weiß auch nicht, was dieses Jahr los ist. Wir haben uns auch schon gewundert, dass die Geschenke noch nicht da sind. >>

>> und nun>> fragte Lina  ängstlich >> bekommen wir dieses Jahr nichts>>

>> Doch >> hörte sie Papa sagen >> aber der Weihnachtsmann war noch nicht da>>.

Eine ganze Stunde saßen Lina, Ben, Papa und Mama in der Stube und warteten. Aber nichts geschah. Lina war schon den Tränen nahe und mochte nicht mal etwas von den bunten Süßigkeiten essen, von denen sie sonst nie genug bekommen konnte. Und dann, in dem Moment als sie schon glaubte, dass man sie und Ben  vergessen hatte klopfte jemand ans Fenster. Papa sah erst zu Lina und dann zu Ben und dann hörte sie ihn leise sagen>> na, wer mag das wohl sein? >>. Dann stand er auf, ging zur Tür und als er zurückkam, lachte Papa übers ganze Gesicht, denn hinterm ihm stand mit langem weißen Bart und einem roten Mantel der Weihnachtsmann höchstpersönlich. >> Schaut mal Kinder, wen ich mitgebracht habe >> sagte Papa  immer noch lächelnd. Lina konnte nicht glauben, was sie sah und blieb mit offenem Mund auf ihrem Stuhl sitzen.  Ben, quieckte wie ein kleines Ferkel und verschwand mit einem Satz  unter dem Tisch.   

>> Hohoho>> erklang es im Zimmer und dann hörten alle den Weihnachtsmann mit tiefer Stimme sagen>> Lina und Ben.  Ich habe gehört, ihr glaubt nicht mehr an mich. Das darf nicht sein. Alle Kinder sollen an mich und dem Zauber der Weihnacht glauben und deshalb bin ich zu euch gekommen >> Lina musste schlucken, so bang war ihr ums Herz. Ben saß immer noch unterm Tisch und selbst als Mama beruhigend auf ihn einredete, dass er keine Angst zu haben brauchte,  es wäre doch nur der Weihnachtsmann, blieb er unterm Tisch sitzen. Alles, was Lina von ihrem Bruder sah waren seine Füße, die aufgeregt hin und her zappelten und ein undefinierbarer Laut, der so ähnlich wie ein gebrabbeltes >> Hui, Hui Hui > klang. Doch der Weihnachtsmann  lächelte, hob seine Hand und deutete Lina mit seinem Zeigefinger, den er langsam nach vorne und hinten beugte,  dass sie zu ihm kommen sollten. Mutig krabbelte Lina unter den Tisch, nahm ihren kleinen Bruder an die Hand , flüsterte ihm leise zu>> keine Angst, ich bin doch bei dir>> und dann krochen beide unterm Tisch hervor und standen kurz darauf vor dem Weihnachtsmann.  Mit der rechten Hand holte er ein kleines  goldenes Buch aus seiner Manteltasche, sah  streng zu Lina und Ben hinunter und dann hörten beide ihn sagen: >> So, so. Hier steht also alles geschrieben. Dann will ich doch mal nachschauen, ob ihr artig und brav gewesen wart  >> Lina spürte ihr Herz bis zum Hals pochen und  auch Ben musste ganz schön ängstlich gewesen sein, denn Lina spürte seine kleinen Händchen, wie sie ihre ganz festhielten. Und als dann der Weihnachtsmann mit erhobenem Zeigefinger vorlas, was er alles über Lina und Ben wusste, glühten ihre Wangen wie zwei rote Äpfelchen.  Jeden Streich und  jeden Streit, selbst den, den Lina erst kurz zuvor mit Mama hatte,  aber auch all  die guten Dinge, die Lina und Ben im letzten Jahr getan hatten hörten sie aus seinem Munde.  Zum Schluss las er noch ihre Wünsche vor, beugte sich zu beiden hinunter, streichelte erst Lina und dann Ben über ihre Wangen  und fragte  im ernsten und Ton  >> Na, wart ihr auch wirklich so brav>>. Lina blieb die Spucke im Halse stecken. Sie konnte überhaupt nicht einen einzigen Ton herausbringen. Ben fasste die Hand seiner Schwester noch fester und rückte ganz nah an sie heran  und dann nickten beide stumm mit ihren Köpfchen.  Langsam hob der Weihnachtsmann seine Hand,  tätschelte erst Lina und dann Ben über deren Köpfe, zwinkerte ihnen mit einem Auge zu und sagte:   >>na, wer  so brav war, dem  hab ich auch etwas mitgebracht>> Dann drehte er sich um, ging aus aus dem Zimmer und als er kurz darauf zurückkam ,trug  er einen großen Jutesack auf seinem Rücken und rief ein >>hoho und euch allen eine frohe Weihnacht>>  Ein Geschenk nach dem anderen holte er aus seinem Sack und  gab mal Lina eines, mal Ben und selbst Mama und Papa erhielten von ihm ihre Geschenke. Lina klatschte jedes Mal  vor Freunde in ihre Hände und  Ben klatschte fröhlich mit und sprang von einem Bein auf das andere. Alle Lachten und waren fröhlich. Es  war ein wunderschöner Heilig Abend. In dieser Nacht schliefen Lina und Ben selig ein. Und wohl ein jeder von Ihnen dachte in seinem Traum nochmals an den Weihnachtsmann im roten Mantel.  Noch am nächsten Morgen fühlte Lina eine so große Freude in ihrem Herzen, dass sie  Mama einfach ganz fest in den Arm nehmen musste und leise zu ihr sagte:< > Ich hab dich lieb, so lieb>>

Und so kam es, dass Lina am ersten Tag, nach den Weihnachtsferien vor Torben stand und ihm mit einer Mine, die keinen Zweifel daran ließ, dass er sich geirrt hatte leise ins Ohr flüsterte>> Ich habe ihn gesehen>

 

 

 

 

 

 

   

 

 

  

 

 

 

   

 

  

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