Lilo David 

Ihre Reise kann beginnen 

Samstags um Zehn Uhr 

 

Solange Ute sich erinnern konnte, nahm Sex für sie nie den Stellenwert ein, den es vielleicht hätte haben sollen. Es lag nicht daran, dass sie zum Sex keine Lust hatte, oder sich wenig daraus machte. Den Sex, den sie kannte, der war nichts Besonders. Ein Akt, den man miteinander teile, so wie man zusammen einen Eisbecher für zwei teilte. Bissen für Bissen und dennoch blieb das Sinnliche und dieses animalische aufeinander heiß sein aus. Egal, wie weit sie in ihrer Vergangenheit zurückblickte, es gab nie auch nur irgendeinen Moment, indem sie und Rainer so wild aufeinander gewesen waren, dass sie dem anderen vor lauter Gier und Leidenschaft die Kleider vom Leib gerissen hätten. Ihr Sex war nicht schlecht. Er war schön und wie jeder Mann achtete auch Rainer darauf, dass Ute auf ihre Kosten kam. Aber es war nie diese wahnsinnige Lust aufeinander und, wenn sie miteinander schliefen, war es selten spontan. Meistenteils wusste sie schon vorher,  wann Rainer Lust hatte oder nicht in Stimmung war. Es war immer das Gleiche. Rainer signalisierte seine Lust schon weit vorher. Wie zufällig streichelte er beim Vorbeigehen ihren Rücken und führte seine Hand hinab bis zu ihrem Po. Manchmal raunte er ihr leise ins Ohr:<< Dein Hintern ist immer noch wundervoll<<Ja. Es war unverkennbar. Rainer stand auf volle Hinterteile. Und Ute hatte diesbezüglich ein Prachtexemplar. Wenn er sich gar dazu verleiten ließ, anstatt Hintern die eher vulgärere Ausdrucksweise Arsch zu verwenden, wusste Ute ganz genau, was er wollte. Am Abend, wobei es eher frühe Nacht war, legte Rainer sich dann ganz eng an Ihren Körper, nahm seine Hand und strich zärtlich über Ihren Allerwertesten. Sie schnurrte dann jedes mal wie ein Kätzchen. Das mochte Rainer besonders gern. Es dauerte nie lange bis er das, was er am Nachmittag begonnen hatte, zu Ende führte. Ein paar zarte Bewegungen über Ihren Hintern, den er nach eigenen Angaben heiß und innig liebte, ein paar Streicheleinheiten hinab zu Ihren Beinen und dann öffnete er, wenn auch eher vorsichtig, Ihre Schenkel. Sein Eindringen war plump und viel zu rasch kamen seine Bewegungen. Manchmal erinnerte es sie an das Rammeln von Hasen. Es dauerte immer eine Weile, bis beide den gleichen Rhythmus fanden und das eintönige rein und raus sich zu etwas Sinnlichem wandelte, bei dem beide Lust empfanden. Dennoch war es schön. Sie kannte ja auch nichts anderes. Nach dem Akt lagen sie eng umschlungen nebeneinander und jeder hörte den Atem des anderen. Manchmal schlief Rainer wenige Minuten später ein und manchmal drehte Ute sich einfach um und genoss das zärtliche Streicheln auf Ihrem Rücken, bis sie dann irgendwann einschlief. Natürlich fragte Rainer, wie jeder Mann, ob Ihr der Sex mit ihm gefallen hat. Warum Männer diese Bestätigung brauchen ist Ute auch nach Jahren ein Rätsel. Die Wahrheit kann man doch sowieso selten aussprechen. Was soll man als Frau auch schon anderes sagen, als das es schön war? Im Grunde war es das ja auch. Erbsensuppe schmeckt auch gut. Selbst dann, wenn man sie öfter isst, als es einem lieb ist. Und für den nötigen Speck sorgte Rainer ja ab und an. Da konnte Ute sich nicht beschweren. Kam sie nicht mit ihm und das war meistenteils der Fall, so unterließ er keinen Versuch sie so lange zu streicheln, bis sie unter seinen Händen einen Höhepunkt hatte. Dennoch hatte Ute manchmal das Empfinden, als müsste sie Rainer auch nach Jahren noch erklären, wie sie es gerne hätte. Und manchmal überkam Sie das Gefühl, als würde Rainer eher zu vorsichtig mit Ihr umgehen als notwendig gewesen wäre. Manchmal wartete sie im Geiste auf seine Frage, während seine Finger an Ihrem Kitzler streichelten:<< darf  es noch ein Viertelpfund mehr sein? <<

In früheren Zeiten hatte Ute, um der sexuellen Eintönigkeit einen, wenn auch nur kleinen Kick, aber immerhin einen zu geben ab und an einen Porno aus der Videothek besorgt. Aber meistenteils hielten diese Filme nicht, was sie versprachen. Zwar sorgen sie für ein rasches Lustempfinden, doch wenn man es genauer betrachtet kann Sex doch nur dann wirklich befriedigend und gut sein, wenn man alle gebotenen Konventionen über Bord wirft und sich seiner eigenen Fantasie hingibt. Das war mit Rainer nie möglich. Es kamen bei ihm weder irgendwelche schmutzigen noch anzüglichen Worte, noch wäre ihm je in den Sinn gekommen, Sie einfach so auf dem Küchentisch zu nehmen. Sex hatte mit ihm immer irgendwie etwas Reines. Schon aus diesem Grund und weil Ute sich sicher war, das Rainer auch kein großes Verlangen nach animalischem Sex hatte, unterließ sie es etwas daran zu ändern. Und letztendlich war ihr Leben mit Rainer gut so, wie es war. Es gab wichtigeres im gemeinsamen Leben als Sex. Und nun lag sie hier auf einem fremden Bett, räkelte sich und hörte ihren eigenen noch immer keuchenden Atem. Und was das Schlimmste war, sie hatte nicht einmal ein schlechtes Gewissen dabei. Dieser pure Sex tat ihr so verdammt gut. Sie kam sich jedes Mal vor wie neu geboren. Es war Ihr egal, dass Ihre Haut noch nass von der Hitze des Anderen war und sein Geruch an Ihr heftete, wie duftendes Parfüm. Selbst der Betrug an Rainer spielte keine Rolle. Während Ihr Mann dachte, sie würde Runde um Runde im nahe gelegenen Park laufen genoss Sie den besten Sex Ihres Lebens. Natürlich müsste sie ein schlechtes Gewissen haben, sich in Grund und Boden schämen und Rainer nie mehr in die Augen sehen können. Doch sie tat es nicht und fühlte sich nicht einen einzigen Moment schuldig. << Luder<<, sagte Tim gerne zu Ihr, wenn sie seinen Schwanz in den Mund nahm und gierig daran saugte. <Nimmersatt<<,  wenn Sie erschöpft neben ihm lag und dennoch darum bettelte nochmals genommen zu werden. Mit Tim traten Saiten an Ihr zutage, die sie zuvor weder entdeckt noch vermutete hatte. Mit Tim tat sie Dinge, die Ihr mit Rainer ebenso absurd wie unmöglich erschien. Dennoch dachte Sie nicht einen Augenblick daran Tim gegen Rainer einzutauschen oder Ihr Leben überhaupt zu verändern. So wie es war, war es gut

Mit Tim teilte Sie Leidenschaft und puren Sex. Es gab nichts zwischen Ihnen, was dazu geführt hätte, dass aus ihrer sexuellen Beziehung hätte mehr werden können. Sie wollten einander nicht als Lebenspartner und, wenn sich ihre Wege samstags trennten, hatte jeder sein eigenes Leben. Tim gehörte nicht in ihr Leben und Ute nicht in seines. So einfach war es und dennoch wiederum fürchterlich kompliziert. Im Grunde war es eine Lüge. Natürlich teilte Tim ein Teil ihres Lebens, ebenso wie Sie ein Teil in seinem Leben einnahm. Aber es nicht so zu sehen und es nicht unnötigerweise dadurch zu verkomplizieren, dass sie das, was sie gemeinsam taten mit Worten oder einer Art verklärter Gefühlsduselei beschwerten war nicht nur wichtig, sondern für Ute mit der Zeit zu einer moralischen Entschuldigung geworden. Es machte den Betrug an Rainer nicht schöner, besser oder entschuldbarer. Aber es erleichterte ihr Gewissen. Ute betrog Rainer nicht im Herzen, sondern, allenfalls mit ihrem Körper, dass es nicht richtig war und moralisch verwerflich stand auf einem ganz anderen Blatt Papier. Rainer war der Mann, mit dem Sie ihr Leben teilte. Daran änderte auch ihr mäßiger und mitnichten ausschweifender Sex etwas. Auf Rainer konnte sie sich verlassen. Er war sozusagen die Burg in tosenden Stürmen. Das Versprechen, das sie sich vor zwanzig Jahren gegeben hatten, hatte immer noch Bestand. Sie waren ein unschlagbares Team, teilten Freud und Leid, gingen durch dick und dünn, hatten den gleichen skurrilen Humor und lachten noch immer über die gleichen Dinge. Das, dass Begehren irgendwo auf der Strecke geblieben ist, mag, in ihrer sonst funktionierenden Ehe mit Sicherheit ein etwas trauriges Kapitel sein, doch lange kein Grund zur Trennung. Abgesehen davon war sie ja nicht die einzige Frau, die ihren Mann betrog. Irgendwann und daran gab es keinen Zweifel, würde doch eh alles vorbei sein. Welche Affären, mit wesentlich jüngeren Männern dauern schon Jahrzehnte? Spätestens, wenn Tim sich in eine andere Frau verlieben oder, was weitaus wahrscheinlicher war, er an ihr das Interesse verlieren würde, wäre diese Affäre lediglich nur noch eine wundervolle Erinnerung, in ihren Gedanken. Vielleicht aber würde auch sie, mit der Zeit das Interesse daran verlieren. Möglich war alles. Und hatte Rainer, mit seinem erotischen Desinteresse nicht auch seinen Teil dazu beigetragen, dass es überhaupt so weit kommen konnte? Mit ein wenig mehr Pep und Schwung wären aus beiden sicherlich keine Langweiler im Schlafzimmer geworden! Früher ja, da schlummerte schon die Venus Göttin in ihr. Ideen und Fantasie hatte sie genug. Doch bei Rainer stieß sie damit auf wenig Gegenliebe. Irgendwann hatte Ute es sein lassen und anderen Dingen, in ihrem gemeinsamen Leben mehr Gewichtung gegeben. Und ganz sicher, wenn sie nicht im letzten Frühling ihre Laufstrecke geändert hätte, um einer unliebsamen Nachbarin nicht jeden Samstag begegnen zu müssen, hätte sie Tim wohl nie getroffen und sicherlich nie im Leben eine Affäre begonnen.

 

Samstag für Samstag, immer gegen zehn Uhr trafen sich ihre Wege. Ute kam von rechts und Tim von links. Der Zufall wollte, dass sich beide an der Weggabelung begegneten. Anfänglich war es sicherlich purer Zufall gewesen. Doch mit der Zeit hatte sie das Empfinden, als würde Tim, wenn er früher als sie da war auf Ute warten. Jedenfalls sah er oft nicht mehr so verschwitzt im Gesicht aus. Nach wie vor glaubte Ute auch nicht daran, dass es von ihm oder ihr Absicht gewesen war, dass mehr daraus wurde als eine nette Laufgemeinschaft. Aber sie gab zu, dass sie sich mit der Zeit auf Tim freute. Die ersten paar Male, nachdem sich beide zufällig begegneten liefen sie noch brav hintereinander her. Tim immer vorweg. Natürlich hatte Ute bemerkt, dass Tim sich von Zeit zu Zeit nach ihr umdrehte und sie anlächelte. Es war nicht irgendein Lächeln. Eher eines das sagte<< komm her, ich mag dich <<. Aber trauen, tat Ute sich nicht. Einen ganzen Monat lief sie, im sicheren Abstand, hinter ihm her. Erst dann machte sie den entscheidenden Schritt. Angespornt durch sein Lächeln und ihrem eigenen Ehrgeiz, nicht immer in seinem Windschatten hinter ihm herzulaufen, steigerte Sie allmählich ihr Tempo. Als es ihr das erste Mal gelang auf gleicher Höhe und mit gleicher Geschwindigkeit neben ihm zu laufen, war sie stolz und gleichzeitig fühlte sie eine innere Spannung, die ihr zusätzlich den Atem nahm. Natürlich drehte Tim sich zu ihr um, sah ihr lächelnd ins Gesicht und sagte im amüsanten Tonfall: 

 << ich hab mich schon gefragt, wie lange du noch brauchst, um mit mir mitzuhalten? << 

Etwas frech war es ja schon. Aber ebenso auch eine Einladung , die  sie auf keinen Fall ausschlagen wollte. Mit roten Wangen, die nicht nur alleine vom Laufen kamen, liefen sie gemeinsam ihre Strecke. Verschwitz und vielleicht auch ein wenig schüchtern stand sie später vor ihm auf dem Parkplatz. Und, als er sie fragte << nächste Woche wieder<<? hatte Sie das Gefühl, als würde innerlich die Sonne aufgehen. 

In seiner Gegenwart fühlte sie sich jung, attraktiv und gutaussehend. Selbst, wenn sie verschwitzt und leicht atemlos neben ihm stand. Erneut dieses unbeschreibliche Kribbeln im Bauch zu spüren, so als hätte man tonnenweise Brausepulver gegessen fühlte sich so verdammt gut an. Schon Montag sehnte Sie sich den Samstag herbei und ein Tag erschien ihr, wie eine halbe Ewigkeit. Rainer, schlief meistenteils noch, wenn Ute sich zum Laufen fertig machte. Und, um ehrlich zu sein, war es ihr auch ganz recht, so aufgeregt, wie Sie jedes Mal war. Immer fünfzehn Minuten zu früh stand Sie dann auf dem Parkplatz und wartete, meistenteils, wie ein Teenager, mit roten Bäckchen und flauem Gefühl im Magen.


Als Tim ihr dann eines Samstagmorgens mitteilte, dass sie sich für die nächsten zwei Wochen nicht sehen könnten, fühlte Ute für sich völlig überraschend eine Traurigkeit, die trotz großer Anstrengung auch in den nächsten zwei Wochen nicht weichen wollte. Sie hatte auch keine große Lust zu laufen und als Rainer sie darauf ansprach, dachte Sie sich irgendeine fadenscheinige Ausrede aus. Sie war nicht verliebt, aber dennoch sehnte sie sich nach seiner Gegenwart.


Als Sie nach langen zwei Wochen auf dem Parkplatz auf Tim wartete, klopfte Ihr Herz wie verrückt. Das letzte Mal, dass Sie derartig aufgeregt auf jemanden wartete, lag schon Jahrzehnte zurück. Es war ein irres und ebenso überwältigendes Gefühl. Schmetterlinge flogen unsichtbar über Ihren Kopf und, dass es leicht nieselte, bemerkte Ute kaum. Als er dann wenig später, braungebrannt, blendend aussehend und, wie immer lächelnd auf Sie zukam, blieb Ihr Herz beinah stehen. Zum ersten Mal kam Ihr der Gedanke, nein, wurde Ihr auf erschreckender Weise bewusst, wie jung Tim im Grunde war. Sie hatte nie nach seinem Alter gefragt. Wozu auch? Zum gemeinsamen Laufen und Reden ist das Alter unwichtig.
<< hallo, meine  schöne Lauffreundin. Ich habe Dich  ehrlich vermisst<<, hörte Sie ihn sagen, als er wenig später neben Ihr stand. << weißt Du<<, hörte Sie ihn plötzlich, << ich habe mir überlegt, wir könnten, zur Feier unseres Wiedersehens aufs Laufen verzichten. Was hältst Du davon, wenn wir stattdessen einen Kaffee trinken gehen? << 


Im ersten Moment wusste Ute nicht so recht, was sie darauf erwidern sollte. Passend angezogen, waren beide nicht. Auf der anderen Seite, warum nicht? Was ist schon dabei und das Café, im Park, hatte sicherlich schon andere Gestalten, als zwei in Jogginghose und Turnschuhe bekleidete Menschen beherbergt. 

Minuten später saßen sie sich am Tisch gegenüber.

Tim erzählte mit so viel Begeisterung und einer so bildlichen Schilderung von seinem Tauch-Urlaub und von den Malediven, dass Ute glaubte, beinah selbst dabei gewesen zu sein. Sie konnte einfach nicht aufhören ihn dümmlich grinsend anzusehen.

Sein plötzliches<<  Ist was? Du schaust so eigenartig? << brachte Sie in die Wirklichkeit zurück! Er war so verdammt jung, viel zu jung und auch, wenn Sie sich hunderttausendmal damit beruhigte, dass Tim nichts weiter als Ihr Laufpartner war und das Alter vollkommen unwichtig, so wusste Sie doch, dass es letztendlich nur eine Lüge war. Tim gefiel Ihr und verdammt noch eins, er löste in Ihr Gefühle aus, die sie längst schon vergessen hatte. Sie musste ihn einfach fragen. Jetzt oder nie, dachte Sie.  << alt genug, um  zu wissen, was ich tue<< antwortete er Ihr. << nein, ich meine  es ernst!<< hörte sie sich sagen und gleichzeitig wollte Sie es gar nicht wissen, denn jedes Lebensjahr zu wenig hätte bedeutet, augenblicklich davon zu rennen. 
<< nächste Woche werde ich dreißig. Zeit zum Fegen! Oder was meinst Du? << 
<< fünfzehn Jahre<< entkam es Ihr spontan.
<< fünfzehn was? << fragte Tim, während er seinen Becher zum Mund führte.

<< ach nichts <<   


von einer Sekunde zur anderen war Ihr alles unendlich peinlich und am liebsten wäre sie aufgestanden und nach Hause gelaufen.

Tim lächelte sie an und so als hätte er gewusst, welche Gedanken sie gerade hegte, sah er sie an und sagte:

<< es ist egal, wenn man sich mag. Was sagt das Alter schon über einen Menschen aus? Nichts! <

Auf dem Nachhauseweg dachte Ute an Rainer, der in wenigen Tagen Fünfzig werden sollte. Sie dachte an Ihren Sohn, der mit seinen achtzehn Jahren mittlerweile zu einem jungen Mann herangewachsen war und an Ihre Tochter, die mitten in der Pubertät steckte. Alles, was Ihr wichtig war, wartete zu Hause auf Sie und doch fühlte sie sich zu einem wesentlich jüngeren Mann hingezogen und es gab nichts, was Sie dagegen tun konnte. 

An Rainers Geburtstag feierten sie mit Freunden und Verwandten. Es war eine schöne Feier und Rainers Laune war unübersehbar gut. Ein paar Mal nahm er Ute in den Arm und betonte wie stolz und glücklich er wäre, mit einer solchen Frau verheiratet zu sein.

<< sieht Sie nicht  umwerfend aus? << fragte er lachend in die Runde.

Vielleicht ahnte er etwas, dachte Ute und dann schob sie diesen Gedanken ganz weit nach hinten. Was sollte Rainer schon großartiges ahnen? Und bislang war nichts passiert, wofür Sie sich hätte schämen müssen. In dieser Nacht schliefen sie miteinander und dieses Mal war es nicht Rainer, der anfing. Gehetzt von Gier und Lust setzte sie sich rittlings auf Ihn, umfasste seinen Schwanz und führte ihn ohne großes Vorspiel in sich ein. Es konnte Ihr gar nicht schnell genug gehen. Mit rhythmischen und ebenso fordernden Bewegungen versuchte Sie das längst vergessene Feuer zwischen Ihnen neu zu entfachen. Doch je mehr sie in Ekstase geriet, desto mehr dachte Sie an Tim. Es war so absurd. Sie schlief mit Ihrem Mann und gleichzeitig dachte sie daran, wie es mit Tim sein würde. Und je mehr sie daran dachte, desto zorniger wurde sie auf Rainer. Der kleine Tod kam völlig unerwartet und heftig. Keuchend und nach Atem ringend lag sie neben Rainer und spürte leisen Scham, der sich unaufhörlich und mit Macht ausbreitete. Jetzt in seinen Armen zu liegen das konnte Sie nicht. Schweigend und gleichzeitig innerlich vor Wut, Zorn und Scham bebend, drehte Sie sich um und vergrub Ihr Gesicht in Ihr Kissen. Sie lag einfach nur da und war heilfroh, dass Rainer kein Ton sagte oder etwas fragte. Sie spürte seine Hand, die sanft die ihrige streichelte und dann, vielleicht eine Viertelstunde später hörte Sie Ihren Mann seelenruhig neben sich leise schnarchen. 

Am nächsten Morgen beschloss sie allem ein Ende zu setzen, bevor sie etwas tat, wofür sie sich hätte wirklich schämen müssen. Doch schon am nächsten Samstag waren Ihre Bedenken wie weggeflogen. Einfach nicht mehr da. << er ist nur ein Laufpartner, nicht mehr aber auch nicht weniger, sagte Sie sich immer wieder. Alles andere darf nie geschehen! 

Es war ein gutes Gefühl so nebeneinander herzulaufen, den Atem des Anderen zu hören, sich manchmal wie unbeabsichtigt zu berühren und doch so zu tun, als wäre rein gar nichts zwischen ihnen. Und dann plötzlich goss es wie aus Kannen. In kürzester Zeit waren beide nass bis auf die Haut, Sein Vorschlag, zu Ihm gehen, weil seine Wohnung viel näher als Ihre lag, nahm sie ohne Zögern an. Innerlich wappnete Sie sich gegen jedwede Gefahr und Versuchung und hoffte, dass sie diesen Kampf gewinnen würde. Natürlich ließ Tim Ihr den Vorrang ins Bad zu gehen und die nassen Sachen auszuziehen. Eine warme Dusche würde guttun und auf jeden Fall dafür sorgen, dass sie sich nicht obendrein einen Schnupfen holte. Wenig später stand sie warm eingepackt, in einem flauschigen und riesengroßen Handtuch, das Ihr Tim zuvor auf den kleinen Hocker im Bad bereitgelegt hatte, im Badezimmer und hörte, wie er anscheinend geschäftig in der Küche hantierte. Was sollte Sie jetzt tun? Sollte Sie einfach das Bad verlassen und zu Ihm in die Küche gehen oder darauf warten, dass Tim Ihr die Ersatzsachen bringen würde? << ach, sei nicht albern<< ermahnte Sie sich. << Du bist nicht die erste Frau, die in seinem Bad eingewickelt im Handtuch steht und garantiert nicht die Letzte. 

Es ist so einfach, wenn man es mit jungen Gedanken und Augen sieht, dachte Ute, als Tim, nachdem Sie das Bad verlassen und etwas hilflos auf dem kleinen Flur gestanden hatte, mit einem Tablett in den Händen und den Worten: << Deine Sachen habe ich Dir ins Wohnzimmer gelegt. Komm schon, hier habe ich heißen Tee für uns<< an Ihr vorbeiging. Die Einzige von beiden, die vor lauter Hemmungen nicht wusste, was Sie tun oder sagen sollte, war sie selbst. 

Was um alles in der Welt mach ich hier? Es wäre viel klüger gewesen mit samt den nassen Sachen nach Hause zu fahren, anstatt Ihm, nackend in einem Handtuch gewickelt, wie ein scheues Reh ins Wohnzimmer zu folgen! Tim hatte nicht gelogen. Auf dem Stuhl lagen T-Shirt und Hose. Dass es Frauen Sachen waren, war Ihr sofort aufgefallen. Womöglich hatte er doch eine Freundin. Immerhin hatten sie darüber auch nie nur ein einziges Wort verloren. Entweder war Tim ein Frauenversteher oder konnte Gedanken lesen. Denn noch bevor Sie auch nur einen einzigen misslichen Ton, ob der Kleidung sagen oder, ihm eine Frage stellen konnte, hörte Sie ihn sagen:

<< Oh, die Kleidung ist von meiner  Ex-Freundin? Sie hat sie hier vor einem Jahr liegen gelassen. Ist doch gut, dass ich sie noch nicht entsorgt habe. Passen müssten Sie Dir auf alle Fälle! Ich hoffe, es stört Dich nicht allzu sehr? << 

Was sollte Sie jetzt darauf antworten? Ein << ja doch<< stand Ihr nicht zu und ebenso wenig wie die Frage, warum er sie aufbewahrt hatte. Es ging Sie nichts von alldem an. 

Und dann blieb sie einfach im Türrahmen stehen. Warum wusste sie selber nicht? Plötzlich begann sie zu frösteln und eh sie sich versah, zitterte sie wie Espenlaub und Ihre Beine fühlten sich an wie Wackelpudding. 

<< Du zitterst ja<<, stellte  Tim besorgt fest und kam auf sie zu.

Und dann geschah irgendwie genau das, was hätte nicht passieren dürfen und, was beide dennoch nicht verhindern konnten, vielleicht auch nicht wollten. 

Seine Umarmung tat schon gut aber als er sie dann ohne zu Zögern oder auch nur mit einem einzigen Wort um Ihre Zustimmung zu bitten gegen die Wand drückte und Ihr die Arme nach oben hob, sodass Ihr Handtuch zu Boden fiel und sie nackt vor ihm stand, war es um Ihren Widerstand, wenn sie jemals auch nur einen Funken davon gehabt hatte, geschehen.

Schach matt in zwei Zügen.

Seine Küsse bedeckten Ihren Hals dann Ihr Dekolletee und zogen zielsicher hin zu Ihren Brüsten. Noch hätte sie ihm Einhalt gebieten können. Hätte etwas sagen müssen oder wenigstens so etwas wie Entrüstung zeigen müssen. Doch Ute tat nichts. Sie schwieg und genoss. Es war himmlisch und animalisch zu gleich, wie Tim auf Ihrem Körper entlang fuhr und jede Faser in Ihr schrie nach mehr. Seine Küsse waren Offenbarung und Verlangen zugleich. Zärtlich umspielte seine Zunge die Ihrige und in dem Moment, als Ute dachte, dass es nichts Schöneres geben könnte, als so voller Verlangen geküsst zu werden, zog Tim seine Zunge heraus und zog damit sanfte Kreise hinauf bis zu Ihren Ohrläppchen. Sein zärtliches Knabbern entriss Ihr augenblicklich ein gurrender und wohliger Laut. Jetzt gab es kein Innehalten mehr und weder Tim noch Ute waren jetzt noch bereit, mit Ihrem gefährlichen Spiel aufzuhören. Als sie wenig später seine Hand auf Ihrem Venushügel spürte, war es, als würden tausend Kristalle zersplittern.  Leise und mit so viel Verlangen in seiner Stimme hörte Sie ihn wenig später raunen: << verzeih, aber ich begehre Dich seitdem  wir uns zum ersten Mal begegnet waren<< 

Ich Dich  doch auch, dachte sie und dann presste Sie Ihren Körper ganz fest an den seinen,  schloss Ihre  Augen und ließ geschehen, was  geschehen musste. Als er Sie in seine Arme hob und ins Schlafzimmer trug, war Sie zu allem bereit. 
Sein Bett war weich und warm. Und während Tim sich aus seinen Sachen schälte und nicht einen Moment seine Augen von Ihr lassen  konnte, lag Sie nackt wie Eva auf der seidigen Bettwäsche und bebte vor Verlangen. Tim nahm Sie langsam und ohne Hast. Sein Eindringen war keine Eroberung, keine Trophäe  an die er sich hinterher ergötzen würde. Alles, was er tat, tat er langsam und mit so viel zärtlichem Verlangen, dass Ute beinah schwindelig wurde. Sein Schwanz fühlte sich mächtig und groß an und seine Stöße kamen gezielt und nie zu schnell. Wohldosiert glitt sein Schwanz aus Ihr heraus und wieder herein. Weit ab von dem, was Ute kannte. Jedes Aufstöhnen ihrerseits quittierte Tim mit einem noch intensiveren Stoß. Ihre nassen Körper rieben aneinander und als Tim Ute umdrehte  und Ihren prallen  Hintern emporhob und sie von hinten nahm, fühlte es sich an, als würde Sie es zum ersten Mal in Ihrem Leben tun. Mit der einen Hand hielt Tim sich  am Becken fest und mit der anderen zog er Ihren Kopf an Ihre langen Haare zu sich hin.  Es war mehr als ein miteinander schlafen. Es war pure Gier nach Sex und gemeinsamer Lust.  Dass beide nicht   gemeinsam kamen, machte die Sache nicht weniger schön. Ute kam plötzlich und sehr heftig und Tim ergoss wenig später seinen Samen über Ihre nackten Pobacken. Ihre Knie schmerzten, als sie wenig später erschöpft, aber glücklich  neben Tim im Bett lag. Noch immer spürte sie seinen prallen Schwanz zwischen Ihren Schenkeln. Zufrieden und vom Hunger gestillt lächelte Sie leise in sich hinein. Sie hätte eine halbe Ewigkeit so neben ihm liegen können und, wenn  er Sie gefragt hätte, ob Sie es noch einmal tun sollten, wäre Ihre Antwort ein lautes und klares Ja gewesen. 
Wie lange sie so nebeneinander lagen hätten beide nicht sagen können. Bestimmt war es eine halbe Ewigkeit.

Als Tim sie später zum Auto brachte, küssten sie sich zum Abschied. In Anbetracht dessen, was sie gerade kurz zuvor getan hatten, war es ein beinah schüchterner Kuss. Vielleicht wohl, weil beiden klar war, dass  das, was beide  taten eher zu den verbotenen Dingen gehörte und, obwohl es beiden klar war, wussten sie, dass sie es wieder und wieder tun würden, solange, bis einer von Ihnen die Lust daran verlieren würde. 

Seitdem waren Wochen vergangen. Wochen, in denen Ute zwischen aufkeimenden schlechtem Gewissen und begehrlicher Lust Ihr Leben führte. Natürlich war Ihr klar, dass es besser war Tim nicht mehr zu sehen. Aber ebenso gut hätte man einen Ertrinkenden davon abhalten können noch mehr Wasser zu trinken. Irgendwann, dachte Ute daran Rainer reinen Wein einzuschenken. Und dann ließ Sie es doch bleiben. Wozu, wenn es doch an Ihrer Liebe zu Rainer nichts ändern würde?  Sie würde Rainer nicht verlassen. Sie holte sich nur das, was Sie in Ihrer  Ehe nicht bekam und auf dieser Art auch nie bekommen würde. Natürlich schliefen sie noch miteinander. Immer, wenn Rainer seine Hand auf Ihren prallen Hintern legte, zärtlich darüber strich, wusste Ute, dass Rainer Lust hatte. Warum sollte Sie ihm diese Lust verweigern? Das miteinander schlafen war anders. Nie zu fest, nie zu wild, nie voller Leidenschaft und Ekstase, wie mit Tim. Immer so, dass man das Gefühl hatte etwas Wunderschönes miteinander zu teilen und sich dennoch nie ganz an den anderen zu verlieren. Manchmal bildete Ute sich sogar ein, dass Ihre  außereheliche Bettgeschichte Ihrer Ehe  gut tat. Beim letzten Mal, als beide nach dem Akt nebeneinander lagen, raunte Rainer ihr zärtlich ins Ohr  << Du bist viel anschmiegsamer und wie soll ich sagen, weicher und williger  geworden. Es ist schön, dass wir noch miteinander schlafen, nach so langer Zeit<< Ute erwiderte nichts. Nahm stattdessen seine Hand, strich zärtlich darüber, gab ihm einen Kuss und schmiegte sich eng an seinen Körper. Sie liebte Ihn und  dennoch war nicht er es, der Ihre schlummernde Venus zum Leben erweckt hatte. 

Samstag für Samstag, wenn Sie und Tim sich leidenschaftlich, hemmungslos und mit der gleichen puren Lust und Intensität lieben wie seit Wochen, nur dann kroch Ihre Venus -Göttin aus Ihrer dunklen tiefen Höhle ans Tageslicht. Dann tat Ute Dinge, die mit Rainer nie und nimmer möglich waren. Nicht, weil Sie es ihm vorenthalten wollte, sondern, weil Rainer sie nicht wollte. Sie nahm niemanden etwas weg. Die Rechnung war einfach. Mit Tim bekam Sie, wonach Sie sich erotisch und sexuell sehnte, mit Rainer erhielt sie Liebe und altbewährten Sex ohne Experimente. Ihr schlechtes Gewissen, wenn Sie sich in Tims Bett räkelte und die seidigen Kissen zwischen Ihren Schenkeln spürte oder sich am neuen Spielzeug ergötzte, hielt sich in Grenzen. Keines zu haben, wäre eine Lüge. Aber es lag nicht mehr auf Ihrer Seele und letztendlich war pures Verlangen weitaus weniger, als das, was Sie und Rainer teilte.

Beim letzten Mal, als Sie sich eng an Tim schmiegte, sagte er: << ich liebe Dich nicht. Aber ich denke, das weißt Du<< und Ute antworte ebenso frei und ungezwungen wie er es getan hatte: << Ich Dich auch nicht. Aber begehren tun wir uns und der Sex mit Dir tut so verdammt gut. Es ist das Beste, was mir passieren konnte. << 




ENDE 











 

 

  

 

 

 

 












 

 

  

 

 

 

 






 



  

  

  


 




  

 


 


Email