Damenrunde mit Likör
Der Dienstag ist mir heilig. Auf keinen anderen Tag, na gut vielleicht noch den Freitag, wegen des Wochenendes, freue ich mich so wie auf diesen Tag. Und das liegt eindeutig daran, dass das der Tag ist an dem ich meine Freundinnen treffe. Wir tun es seit Jahren. Waren wir zuerst nur zu zweit so sind wir heute zu viert. Wir sind einfach eine fröhliche Runde und manches Mal geht es zu wie zu unseren besten Schulzeiten. Es gibt kaum etwas worüber wir nicht quatschen und das Schönste ist, dass wir über die gleichen Dinge wie damals miteinander lachen können.
Neulich erst – Sekt löst ja bekanntlich Geist und Zunge hatten wir das Thema Männer am Wickel. Ja. Ich weiß. Kein neues und doch immer wieder erschöpfendes Thema. Und glauben Sie mir. Wir haben reichlich und Unmengen an Erfahrungswerten, wenn man bedenkt, dass wir es zusammen auf beinah 85 Ehejahre bringen und ein paar vorherigen Liebschaften. Wer hier wie lange in festen Händen ist verrate ich nicht. Kleine Geheimnisse sind erlaubt.
Wir redeten und schmückten unsere Unterhaltung mit ein paar delikaten Geheimnissen und so mancher amüsanten Anekdote aus. Am Ende kamen wir jedoch alle auf das Fazit:
NEUE MÄNNER BRAUCHT DAS LAND
Auch das ist ein alter Hut. Schon in den Achtzigern sang Ina Deter einen gleichnamigen Song. Und hat sich bisher etwas daran geändert? Ich meine, ist unser Land überschwemmt worden von neuen Männern?
Alles was ich sehe sind Männer, die oftmals gar nicht mehr wissen, was Mann sein ausmacht.
Welcher Mann verlässt sich heute noch auf seine Instinkte? Die meisten sind doch weich gespült und einfach zu Händeln.
Gut. Die Sorte, die mit dem dritten Bein ( wir Damen wissen welches Bein ich meine ) denkt, gibt es nach wie vor. Aber wer will die schon?
Männer sind und das trotz vieler Jahre männlicher Emanzipation nach wie vor einfach gestrickt. Was sie einmal für gut befunden haben wird gnadenlos weitergeführt. Mag Frau am Anfang einer Beziehung rote Rosen wird es bis zum Lebensende zu jedem Anlass einen Strauß geben. Mag man als Frau anfänglich den Frauenversteher als Partner, so wird später achselzuckend und mit einem überdimensionalen Fragezeichen im Gesicht auf Kritik reagiert. Nur nicht experimentieren. Das könnte ja nach hinten losgehen. Das die eigene Frau mittlerweile auf Gänseblümchen und Wicken steht und einen Mann haben möchtest, der auch mal sagt was er denkt und sich nimmt was er will , ist dem eigenen Exemplar nicht annähernd aufgefallen.
Was den wehrten Herrn fehlt ist ein Quäntchen mehr an Fantasie, den Mut sich auf ihr Urinstinkt zu verlassen und beizeiten den Arsch in der Hose zu haben alles miteinander zu verbinden.
Hat Mann sich einmal dafür entschieden der Mann zu sein, der einkauft, die Wäsche macht und sich trotz einem arbeitsreichen Tag am Abend noch aufopferungsvoll um den Nachwuchs zu kümmern wird es so bleiben . Hat Mann sich hingegen entschieden so zu tun als hätte es die weibliche Emanzipation nicht gegeben ist er sämtlichen Argumenten auf ewig verschlossen und dich als Frau wird weder das eine noch das andere auf Dauer glücklich sein lassen.
Eines Tages sitzt du dann bei einem Gläschen Likör mit deinen Freundinnen zusammen und schwadronierst darüber was du hast oder nicht hast. Nach dem dritten Glas kommt die wehrte Damenrunde zu dem Endschluss, dass Frau eigentlich vier Männer braucht.
Einen für den Haushalt, einen fürs Gemüt , einen fürs Bett und einen für das nötige Kleingeld.
Ist es wirklich so?
Ich hab da ja so meine eigene Theorie. Und die hat nichts mit Venus und Mars zu tun, wenngleich sie auch ein wenig gewagt ist.
Das wir Frauen keinen Testosteron überschäumendes männliches Exemplar unser eigen nennen möchte sollte mittlerweile jedem klar sein. Unser Begehren ist es auch nicht eine billige Ausgabe von Albert Einstein neben uns im Bett haben. Um es überspitzt auszudrücken, der heutige Mann sollte möglichst alles in sich vereinen.
Mann soll zugleich Frauenversteher, der Breite-Brust-ankuscheln-Typ, der Beschützer, der Ritter in schillernder Rüstung, der Verführer und Superheld sein.
Kurz um ein Fantasie-Wesen aus Disney World.
Oh, oh… ich höre schon die Damenwelt hinter mir tuscheln: Verräterin.
Nein – ich bin keine Verräterin.
Ich bin ja selber Frau und als solche weiß ich schon, dass wir manchmal selber nicht so ganz genau wissen, was wir eigentlich wollen. Und das nicht erst seit gestern. Schon unsere Mütter und Großmüttern waren sich nicht immer einig. Und wir haben heute den Salat.......
Die Männer müssen wahre Chamäleons sein. Je nach Wunsch und Laune sollten sie ihre Farbe und Wesen verändern. Brauchen wir den Beschützer soll Mann flugs in seine Rüstung steigen. Benötigen wir hingegen den verständnisvollen Mann, der nachvollziehen kann was es bedeutet Pre-menstruale Gefühlsschwankungen zu haben, so darf er uns gerne die Füße massieren. Wogegen wir im Bett und wenn uns nach Verführung zu Mute ist doch lieber den Typus Clark Gable, Hugh Grant oder Pierce Brosnan den Vorzug geben.
Ehrlich. Als Mann würde ich da auch kapitulieren oder mich zu mindestens blind und taub stellen.
Was ist also zu tun?
Im Grunde nichts Großartiges.
Denn es ist ebenso einfach wie das Atmen oder die tägliche Nahrungsaufnahme.
Wir sollten mal aufhören nach neuen Männern zu rufen. Die, die wir haben sind schon gut genug.
Wir sollten auch aufhören, nach Fantasie- Wesen a la Disney World zu suchen. Märchen waren gestern.
Vor allen Dingen sollten wir aufhören zu glauben, dass Millionen Jahre an Evolution durch verändertes gesellschaftliches Denken aufgehört hat zu existieren.
Nach wie vor haben wir immer noch etwas vom Urmenschen in uns. Und das wir nicht mehr auf Bäumen klettern, uns die Haare raufen und mit Ur-lauten nach unserer Liebsten rufen, ist kein Wunder, sondern einer langen Entwicklung zu verdanken.
Damit meine ich nicht, dass wir noch mal Millionen Jahre benötigen um endlich zu wissen, wie Frau und Mann ticken und was wir eigentlich wollen und suchen. Aber ich glaube schon, wenn Frau lernt Mann- Mann sein zu lassen wird sie Mann haben und zwar mit allen Höhen und Tiefen. Und wenn Mann lernt Frau- Frau sein zu lassen , wird er überrascht sein festzustellen, zu welchen männlichen Höhenflügen er fähig ist.
Aber nicht das wir uns missverstehen....................... natürlich alles in einem friedvollen Miteinander, gegenseitiger Achtung , viel LIEBE.......und nicht zu vergessen........ Magie und ordentlichem Budenzauber.......
Wunder gibt es nicht umsonst.
In diesem Sinne
Herzlichst
Ihre / eure Lilo