Darf man Freunden sagen was einem nicht gefällt.
Und ob man das darf. Man sollt es sogar. Es reinigt die Luft und das Verhältnis. Vorausgesetzt Freunde haben eine Antenne für Veränderungen und sind in der Lage nett gemeinte Hinweise auch als solche zu erkennen.
Wir Menschen neigen dazu alles in Schubladen zu packen.Verhaltensweisen von lieben Menschen gehören dazu." Der ist so, der ändert sich nie" völliger Blödsinn sage ich dazu. Wir Menschen ändern uns ständig. Nur die meisten sehen es nicht oder wollen es nicht sehen. Der Volksmund sagt alle sieben Jahre würde sich der Mensch ändern. Nun gut. Dann scheine ich wohl gerade am Anfang meiner Veränderungsphase angekommen zu sein. Zu mindestens würde das erklären, warum ich den Humor einige Freunde nicht mehr ganz verstehen kann.
Du bist zickig geworden, meinte neulich ein Freund zu mir. Bin ich das wirklich? Ich glaube nicht, dass ich das bin. Hab ich mich verändert? Ja. Natürlich habe ich das. Das ist ein normaler Prozess, dem sich keiner entziehen kann. So etwas nennt man Reife. Zugegeben, meine Veränderung passiert nicht zur gleichen Zeit, wie die der Anderen. Wo früher Gleichklang herrschte mag heute hin und wieder ein gegenseitiges Unverständnis vorhanden sein und dann kann es passieren, dass man auf Äußerungen, gut gemeinten Ratschlägen oder humorvollen Seitenhieben anders reagiert als gewünscht.
Das hat nichts mit Zickenhaftigkeit zu tun, sondern, das man einfach nur eine andere Sicht auf gewisse Dinge bekommen hat. Neulich zum Beispiel bin ich hochgegangen wie eine Rakete am Silvester-Abend. Und wer oder was war schuld? Mein Laster. Ich weiß doch selber, dass Rauchen ungesund ist. Aber mal ehrlich. Wer mich kennt weiß, dass ich seit Sound so vielen Jahren am Glimmstängel hänge. Ich bin weiß Gott keine starke Raucherin. Aber die wenigen Zigaretten rauche ich gerne. Ich nerve niemanden damit, nehme Rücksicht und gehöre zu denjenigen, die ohne Kommentar selbst bei Windböen mit Stiefeln und Wintermantel vor die Tür geht. Was will man mehr. Muss es dann sein, dass man mich ständig missionieren will und mir gut gemeinte Ratschläge erteilt? Nein Herrgott noch eins! Früher habe ich nichts gesagt. Aber mittlerweile geht mir die Hutschnur hoch. Ich missioniere doch auch nicht und fange an ihre Drinks oder Kalorien zu zählen, wenn sie sich an einem Abend gleich kiloweise die Schokolade reinziehen oder ihre Finger von den Salzstangen nicht lassen können. Meine Devise lautet da ganz profan: „ Jeder nach seinem Gusto“.
Eigentlich sollten meine Freunde wissen, dass ich Besserwisser, Möchtegern- Gesundheits-Gurus und Weltverbesserer nicht mag und es nicht immer lustig finde, wenn man mich auf die Schippe nimmt. Wie bei allem anderen kommt es halt auf die Dosis an und darauf wie man selber gerade drauf ist. Ja. Ich erwarte hier einfach ein Mindestmaß an Empathie. Freunde sollten dazu fähig sein. Spüren wann es angebracht ist und wann es besser ist, einfach mal die Klappe zu halten. Natürlich ist es nicht einfach und manches Mal hat man einfach kein Gespür für das Seelenleben des anderen. Wie auch. Niemand trägt ein Schild vor dem Kopf auf dem geschrieben steht: „ Bitte heute keine Scherze auf meine Kosten und auch keine Kritik“. Mir geht es da ja gar nicht anders als den meisten. In meinem Leben bin ich garantiert schon in so manches Fettnäpfchen getreten oder habe andere vor den Kopf gestoßen. Und wenn man ehrlich ist liegt es manchmal auch an einem selber, weil man entweder zu wenig sagt oder anderen durch sein Verhalten signalisiert: „ Hey, mit mir könnt ihr das machen“.
Ich gebe ja zu, dass ich in der Vergangenheit manchmal dieses Signal freiwillig oder unfreiwillig wie ein Leuchtkegel durch die Gegend getragen habe. Meine manchmal naive Sichtweise ist sprichwörtlich. Auch, dass ich zweideutige Kommentare nicht immer und augenblicklich verstehe hat dazu geführt, dass ich die Lacher grundsätzlich auf meiner Seite habe. Und ja, ich gehöre auch zu denen, die ohne Vorbehalte und Argwohn glauben was andere sagen. Wohl aber auch nur, weil ich selber ehrlich zu meinen Mitmenschen bin und einfach nicht glauben kann, dass man mich anschwindelnd. Wie auch immer. Manches bleibt unfreiwillig an einem hängen wie Honig an einem Löffel. Dazu zählt das Verhalten ebenso wie amüsante Anekdoten. Kompliziert wird es erst, wenn Veränderungen nicht wahrgenommen werden und Freunde übersehen, dass man zu Dingen heute eine andere Einstellung hat und aus einer naiven Kleinen beinah über Nacht eine wissende Große geworden ist. Dann wird plötzlich alltäglicher Umgang zu einem Problem und aus einer Sprache werden viele verschiedene Dialekte.
Nicht, dass wir uns falsch verstehen, ich mag meine Freunde und möchte auf keinen verzichten. Manche Ratschläge und wärmende Umarmung waren für mich von unschätzbarem Wert. Ich bin mir sicher, daran wird sich auch nicht allzu viel ändern. Es tut gut zu wissen, dass ich Freunde habe auf die ich zählen kann und nach wie vor möchte ich mit ihnen lachen, weinen und wenn es sein muss nächtelang diskutieren oder verrückte Sachen machen und eine gemeinsame Sprache sprechen.
Aber Ich will nicht mehr still sein, alles hinnehmen und so tun als gäbe es nichts was mich stört oder verletzt. Was ich nicht will das tue ich nicht mehr. Was mir nicht passt sage ich laut und mit allem Nachdruck. Kritik ist gut, sofern sie angebracht ist. Unberechtigte Kritik will ich nicht mehr hinnehmen und sage dies klar und deutlich. Ich möchte mich nicht mehr veräppeln lassen, nur weil anderen langweilig ist oder sie es lustig finden. Wenn ich lache dann mit ihnen und wenn es sein muss auch über mich, weil es mir gefällt. Mein Anspruch jedermanns Liebling zu sein, ist im Sande erstickt.
Eine Freundin schrieb mir gestern: Das Leben verändert sich und alles um uns herum, uns bleibt nur die Akzeptanz.
Gut. Vielleicht fängt Akzeptanz damit an, zu erkennen, dass sich Menschen verändern und dass nicht jede Veränderung zwangsweise dazu führt, dass man zickig oder launisch ist.
Der Volksmund sagt: „ Alle Sieben Jahre verändert sich der Mensch“.
Der Anfang ist getan ----------und meine Freunde haben Zeit genug sich daran zu gewöhnen.
In diesem Sinne
Herzlichst eure Lilo