Lilo David 

Ihre Reise kann beginnen 

Den Mutigen gehört die Welt, oder warum es auch Hasenfüße geben muss.

Sie hat`s getan. Ich meine, meine Freundin. Letzte Woche schickte Sie mir ein Bild via Smart-Phone. Sie hängend, an einem feschen Burschen und unter ihr nichts weiter als der freie Fall. Wie mutig, dachte ich. Und gleichzeitig war ich heilfroh eben nicht irgendwo hängend an jemanden über der Erde zu schweben. Ja, nicht mal dann, wenn derjenige fesch und attraktiv ist. Wirklich, ich gönne es ihr aus vollem Herzen. Eine andere Freundin schickte mir ein Kurzvideo. Atemberaubende Eindrücke ihres ersten Hubschrauberfluges. Natürlich alles in Echtzeit. Der neuen Technik sei Dank. Ein wenig schade, dass es heute nicht mehr diese Video-Abende gibt. Früher traf man sich nach beinah jedem Urlaub, um sich via Video oder mittels Dias, stundenlang die Urlaube anderer anzusehen. Mit Chips, kleinen Häppchen und einem Glas Wein machte man es sich auf dem Sofa bequem. Ist man nicht zwischendurch eingeschlafen, so reiste man  einmal quer durch die Welt und sah Länder und Gegenden, die man garantiert nie selber besucht oder so öde fand, dass man von vorn herein die Lust, dahin zu fahren, beim Zusehen verloren hatte. Und , wenn der Guck- Marathon endlich beendet war, so hatte man wirklich das Gefühl gehabt selber dort gewesen zu sein. Man spürte nämlich jeden Knochen einzeln, gerade so , als wäre man selbst den beschwerlichen Aufgang zum Berggipfel hochgewandert,  oder tagelang durch  die Hochebenen von Peru gestampft.    

Heute geht halt eben alles schneller. Auch die Urlaubs-Eindrücke anderer Personen. Wobei ich zugeben muss, dass die meisten Urlaube heute mehr dem Motto gleichen: höher, schneller, weiter und gefährlicher. Kaum, dass man stille und beruhigende Bilder sieht. Nein. Heute muss es das Windsurfen in schneidigen und hohen Wellen sein, das Paragleiten über tiefen Tälern, das Tiefseetauchen in azurblauen  Meeren, oder, der  Adventure –Trip nach Australien. Ganz beliebt ist auch die japanische Urlaubsmentalität geworden. Wir erkunden Europa in drei Tagen. Und der neueste Schrei in Sachen Urlaub sind wohl Kreuzfahrten auf Schiffen, die einer Kleinstadt ähneln und auf denen man sich fühlt, als wäre man geradewegs in Mitten eines Ameisenhaufens gelangt.

Jeder wie er möchte. Ich möchte nicht. Ich mag meinen Urlaub, was sag ich da, mein Leben beschaulich und ruhig. Um glücklich zu sein muss ich weder fliegen, gleiten noch mich in irgendwelchen Fluten werfen. Das Leben ist mir Abenteuer genug.

Überhaupt mag ich es ganz und gar nicht mich in Gefahr zu begeben. Das fängt schon zuhause an. Früher, ja das gebe ich zu war ich mutiger. Aber seit ein paar Jahren gilt bei mir die Devise:

Nur keine unnötigen  Risiken eingehen.

Warum das so ist. Keine Ahnung. Aber muss man alles bis ins Kleinste ergründen. Ich glaube nicht. Mir reicht es, zu wissen, dass ich in gewissen Lebenssituationen kneife. Und das Schönste daran ist, dass ich nicht eine Minute das Gefühl habe, etwas in meinem Leben zu versäumen.

Mir gefällt die Welt, so wie ich sie auf meinen eigenen Beinen sehe und erfahre. Ich muss nicht die 100 Meter hohe Achterbahn herabstürzen und mich zweimal in einem Looping drehen, bis mir übel wird. Um ehrlich zu sein, geht mir dieses höher, weiter, schneller ziemlich auf die Nerven.

Kaum ein Tag,  wo man nicht von irgendjemanden Bekannten hört, welche tollen Sachen er oder sie gemacht haben. Da ist Bungeespringen schon Schnee von gestern. Wer heute ohne „ No risk no fun“ lebt ist out. Das gilt übrigens nicht nur für Urlaube und Freizeitgestaltungen. Die meisten wollen ihr Leben erleben und möglichst ganz viel  Dinge tun, wovon Sie noch ihren Enkelkindern erzählen können. Je mehr und je gefährlicher,, umso besser.

Kein Wunder , dass Event-Urlaube aus dem Boden sprießen wie Pilze. Schaut man sich die Urlaubskataloge an findet man alles. Vom Radfahren über die Mallorquinischen Berghöhen bis zum Besteigen des letzten 10.000 Gipfels – Sauerstoffflasche und Bergführer inklusive.

Dabei finde ich, unser aller Leben ist schon von ganz alleine rasant und voll Gefahren. Gehen Sie mal über eine viel befahrene Straße. Das ist wie Spießrutenlauf und das trotz Ampelregelung.

 Innehalten, einkehren und sich selbst erleben wird wenig, wenn überhaupt nirgendwo als Alternative angeboten. Was wir im Privaten tun, dass sollte man möglichst heute auch in seinem Urlaub tun. Wer nicht mithält, gilt als Spielverderber, oder wird als Ökofuzzi abgestempelt.

„ Was du fliegst nicht. Aber wieso denn nicht“ wurde ich neulich gefragt. Und als ich irgendwann einmal unbefangen zugab, dass ich es liebe einfach so, barfuß ( was für eine Gefahr ) am Strand entlang zugehen, und in meiner Freizeit eben keine atemberaubenden Dinge tun muss, wurde ich nur müde belächelt und als Spaß-Bremse bezeichnet.

Ja. Ich liebe es den warmen weichen Sand unter meinen Füßen zu spüren. Ich mag es, wenn die Sonne untergeht und ich bei einem Glas Wein Zeuge von etwas so Wunderbaren werden kann und ich mag es, wenn ich abends auf meiner Terrasse sitze und den Vögeln zuhöre, wie sie mir das schönste Abendlied vor zwitschern, was die Natur uns gegeben hat. Autos, die mit 350 Stunden Kilometern, die Strecke von Hamburg nach München in vier Stunden bewältigen brauche ich nicht, und ich benötige auch kein Fallschirmsprung aus schwindelnder Höhe, um das Leben zu spüren. Um mit mir und meinem Leben zufrieden zu sein, benötige ich weder irgendwelche waghalsigen Challenges, noch irgendwelche Hobbys, bei denen ich womöglich Kopf und Kragen riskiere, nur für den einen einzigen Kick.  

Das Motto: „ No Risk no Fun“ ist nicht Meins.

Ja. Sollen doch alle von mir denken, dass ich ein Hasenfuß bin. Na und. Ich finde, es darf gerne mehr Hasenfüße wie mich geben. Es  gibt auch ohne Angst- Schweißausbrüche so viele eindrucksvolle und wunderschöne Dinge, die man erleben kann.

Ganz ehrlich. Wenn ich meinen nächsten Urlaub buche, dann werde ich mir einen Ort suchen, wo ich all das, was ich schön finde und, was ich für mich als Wichtig erachte, mit allen Sinnen erleben und leben kann. Und was soll`s, dass ich dann niemanden irgendwelche atemberaubende Fotos und Videos senden kann. Ich tue einfach das, was man früher schon getan hat. Ich schreibe eine Karte, mit liebem Gruß, während ich sinnvoll und völlig gefahrlos, aber durchaus genüsslich, ein Glas Wein trinke.

Wie heißt es so trefflich in einem , der wohl schönsten Filme dieser Welt: DAS LEBEN IST SCHÖN 

In diesem Sinne

Herzlichst eure Lilo   

      

   

 

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