Lilo David 

Ihre Reise kann beginnen 

Der Neandertaler in uns oder warum Männer anders einkaufen.

Am Wochenende bin ich mit meinen Enkel im nah gelegenen Wald spazieren gegangen. Der kleine Hosenmatz ist 1 ½ und bislang bestand seine Welt aus kuscheln, spielen, essen, schlafen und seine kleine Welt entdecken. Außer Sandmännchen und Teletubbies hat er noch nichts Aufregendes im Fernsehen gesehen. Star Wars, Enterprise  und Formel 1  sind Galaxien weit von ihm entfernt und auch Actionfilme a la „ Stirb langsam“ werden ihm hoffentlich noch lange Zeit erspart bleiben. Und dennoch dauerte es keine viertel Stunde,  da war der kleine Wonneproppen bis auf die Zähne mit kleinen und großen Stöcken bewaffnet. Jeder Zeit bereit sich gegen alle Gefahren zu Wehr zu setzen. Ich staune jedes Mal über dieses Phänomen, da er ebenso wie meine eigenen Söhne damals, in einer gewaltfreien und harmonischen Familienidylle aufwächst. Und ganz sicher bin ich, dass auch die reizende Mutter meines Enkels, also meine Tochter heute nicht anders handelt als ich damals. Dennoch scheint es so etwas wie ein Ur- Gen zu geben, der binnen ein paar Minuten aus schmusenden kleinen Jungs Stock wirbelnde Racker macht  Als Mutter zweier Söhne und einer Tochter weiß ich, dass es trotz gleicher Behandlung, beziehungsweise exakt gleicher Erziehung dennoch grundsätzliche Eigenartigen gibt, die man weder in Lehrbüchern findet noch sich erklären kann. Und selbst jetzt Jahre später finde ich es wieder faszinierend, welche Anziehungskraft Stöcke doch auf so kleine Jungs ausüben.

Neulich hab ich dann auch den Grund dafür schwarz auf weiß lesen können. Es liegt an unseren Neandertaler- Genen. Da können wir noch so fortschrittlich daherkommen und das Rad neu erfinden. Was tief in uns steckt, können wir nicht verbergen. Der Mann als ewiger Sammler und Jäger, die Mädchen, und das trotz Emanzipation und Frauenbewegungen als fürsorgliche und helfende Hand. Das erklärt natürlich einiges!

Also, nicht wundern meine Damen, wenn ihr Schatz beim nächsten Einkauf mal wieder mit einer Hose nachhause kommt, die ihm weder passt noch steht. Auch das hat nämlich etwas mit unserem Ur- Gen zu tun. Wissenschaftler haben in jahrelanger Forschung das Rätsel entschlüsselt, warum Männer anders einkaufen als Frauen.

Als Jäger und Sammler pirschen Sie sich sozusagen an die Kleidung heran. Mit leisen Schritten springen sie aus ihrer Deckung, gehen schnurstracks an die Regale und erlegen ohne nachzudenken bereits mit dem ersten Hieb das Erstbeste was ihnen zwischen ihre Hände kommt. Ist der Säbelzahntiger, Pardon,  in diesem Fall natürlich die Hose oder das Hemd,  erlegt klopfen sie sich voller Stolz auf ihre Brust und laufen mit stolzgeschwelltem Oberkörper und einem Siegerlächeln in Siebenmeilenstiefeln nach Hause. Nichts mit langem Aussuchen und Stöbern. Es wird mitgenommen, was passt und einigermaßen gut aussieht. Zuhause kommt dann das große Erwachen, nämlich dann, wenn die Angetraute die erlegte Kleidung auf Herz und Nieren prüft und für untauglich befindet. Anders als die Männer ist die holde Weiblichkeit nämlich darauf getrimmt, alles,  was ihr unter die Hände kommt auf Alltagstauglichkeit und möglichen Gefahren zu untersuchen.

Natürlich haben wir, die modernen Menschen, im Laufe unserer Zeit einiges ad Acta gelegt. Längst sind die Zeiten vorbei, indem wir Essen und andere Dinge auf mögliche Gefahren prüfen und dennoch ist in uns der Ur- Mensch nach wie vor vorhanden.

Dass erklärt auch, warum wir Frauen stundenlang einkaufen können, hingegen die Männer ihren Einkauf in weniger als einer halben Stunde erledigen. Das Suchen, abklopfen auf Gefahren und möglichen Risiken liegt nicht in ihren Genen. Es ist also keine Frage der geringen Entscheidungsfreudigkeit meine Herren,  die uns Mädel mehrere Stunden in der Stadt oder im Supermarkt verbringen lässt, sondern, reine Fürsorge und Obacht. Bevor wir kaufen müssen wir ausprobieren. Da reicht eine Hose nicht. Immerhin könnte die nächste besser sitzen, ein qualitativ höheres Material haben und vor allen Dingen vielleicht an uns besser aussehen. Auch das ist ein Überbleibsel aus Ur-Zeiten. Wer unter den Ur- Frauen schön aussah, hatte die Garantie auch öfter begattet zu werden. Schade, dass dieses Prinzip heute nicht mehr immer und überall funktioniert. Im Laufe der Evolution ist aus Steinzeitlichen Hengsten doch eher ein lahmer Gaul geworden. 

Waren die Männer vor Millionen Jahren dazu verdonnert schnell und überaus effektiv und vorsichtig sich an das Opfer heranzuschleichen , möglichst heil und siegreich aus dem Kampf mit Mammut und Säbelzahntiger hervorzugehen, um dann selbstredend von der holden Weiblichkeit bewundert zu werden und für viele Nachkommen zu sorgen,  wurde uns Frauen das lange Abwägen und die Fürsorge in die Ur- Wiege gelegt. Es war essentiell wichtig giftige von ungiftigen Kräutern und Beeren zu unterscheiden. Schließlich galt es die Sippe am Leben zu erhalten. Den Männern blieb lediglich die Jagt und das Sammeln von allerlei unbrauchbarem Zeug. Und ja, genau dieses uralte Verhalten blieb ihnen zu Eigen. Also. Sie müssen sich mal den Schuppen meines Mannes ansehen, dann wissen Sie, wovon ich hier rede!  

Meine Damen, wir  müssen uns daher vor Augen halten, dass jeder Einkauf, ob Nahrung oder Kleidung,  für die Männerwelt sozusagen das Jagen der Urzeit  nachempfindet. Ein Mann schlendert nicht durch die Stadt oder durch den Supermarkt. Er ist vielmehr auf der Pirsch, um möglichst viele Mammuts oder wenigstens doch Eines zu erlegen. Ein Mann braucht keine vier, fünf oder noch mehr Hosen und Hemden anzuprobieren. Es ist auch völlig abwegig, dass ein Mann sich mehr als eine Banane ansieht oder gar sich dazu berufen fühlt zwischen vier, fünf oder sechs Sorten Äpfeln oder Wurstsorten auszuwählen. Wozu auch! Es reicht ihm, wenn er so rasch wie nur irgend möglich etwas über seinen Hintern  und Oberkörper ziehen kann und etwas zu Essen im Einkaufswagen hat,  um selbstredend sofort und augenblicklich sich wichtigeren Dingen widmen. Ganz nach dem Motto: Apfel ist gleich Apfel und ist doch egal ob Salami oder Kochschinken. Wurst ist Wurst!

Das erklärt auch, warum Männer generell schneller mit dem Einkauf fertig sind, wesentlich weniger ausgeben und so gar kein Auge für Sonderangebote haben. Die roten Schilder mit der Aufschrift: „Nimm 3 zahl 2 oder Günstig“, interessiert ihn schlichtweg nicht.

Also, bei meinem Mann funktioniert das einwandfrei. Ehrlich, da kommt so richtig der Ur- Mensch zum Vorschein. Während ich noch am Regal stehe, um mich für den richtigen Wein zum Essen zu entscheiden, steht er bereits an der Kasse. Und auf meine Frage, warum er denn nicht gewartet hat, folgt immer stets die gleiche Antwort: << Ich dachte, wir sind fertig<<. Ganz kompliziert wird es, wenn er alleine den Einkauf erledigt. Was nicht auf dem Zettel steht, wird auch nicht gekauft. Da sind wir Frauen doppelt gefordert! Zunächst damit einen exakten und fehlerfreien Einkaufszettel zu schreiben . Es darf  nichts fehlen und am besten ist es, wenn man manche Verpackung exakt beschreibt >>  Bitte, die rote mit den blauen Streifen und den dicken Buchstaben und nicht die mit gelber Schrift<<. Zum anderen müssen wir darauf vertrauen, dass unsere bessere Hälfte, wenn die aufgeschriebene Ware vielleicht nicht im Regal steht, weil ausverkauft oder nicht mehr existent , er sich völlig losgelöst seiner Ur- Genen dann doch dazu berufen fühlt stattdessen etwas anderes zu kaufen. Wenn Sie auch den lieben Satz ihres Gatten << Das stand aber nicht drauf<< kennen, ja dann, meine Damen wissen Sie ja, was ich meine.

Und, was lernen wir daraus?

Nicht hadern oder böse sein……. gegen Ur- Genen ist kein Kraut gewachsen!  

Vielleicht sollten wir das nächste Mal, wenn wir mit unserer besseren Hälfte einkaufen gehen so tun als würden wir uns in der Tiefebene einer wilden Landschaft befinden und, wer weiß, vielleicht wäre  es gut, schon wegen der Harmonie, den Mann mit dem Jagen von Kleid, Hemd und Hose zu beauftragen. Wer weiß, welches Mamut er am Ende besiegt.

Und ganz sicher werde ich beim nächsten Spaziergang mit meinem Enkel nicht mit Großmütterlicher Fürsorge sein Sammeln von Stöcken beobachten, sondern, ihm aufmunternd leise ins Ohr flüstern<< da hinter der Hecke, ich glaube, da hat sich etwas versteckt<< und aus ihm binnen von Minuten einen kleinen Ur- Helden machen.

In diesem Sinne

Herzlichst eure Lilo

 

  

 

 

 

Email