Lilo David 

Ihre Reise kann beginnen 

 Ein Mann, ein Wort…….

Neulich, war es mal wieder soweit. Unsere Hecke, die vom Boden bis zum Ende an die drei Meter hoch ist und geschätzt (da sie einmal um unser Grundstück herum geht) bestimmt an die siebzig Meter misst, musste geschnitten werden. Selbstredend wird das in Eigenarbeit geleistet. Schlussendlich ist man ja nicht Rockefeller. Aber mal ganz ehrlich, wäre es nicht wunderbar, wenn man wenigstens zu solchen Arbeiten auf  Heinzelmännchen zurückgreifen könnte. Ich will wirklich nicht meckern. Ist ja unsere eigene Schuld. Was mussten wir uns auch ein Haus kaufen, das von einer solchen Mammut-Hecke umgeben ist. Hätte es da nicht auch eines dieser kleinen Parzellen Grundstücke getan. Ja. Ich meine die, die einen Garten haben, der kleiner als mein Schlafzimmer ist und eher das Aussehen eines Hasenverschlages haben, und mit dem man in einer halben Stunde fertig ist. Nein! Wir haben ein großes Grundstück und damit auch viel Arbeit. Wäre ja auch alles nicht so wild, wenn mein mir angetrauter Ehemann das Unternehmen „ Hecke-schneiden“ auch so durchführen würde, wie angedacht. Man kennt ja seine Pappenheimer und ich meinen Mann. Natürlich warf dieser den schönen ausgedachten Marshallplan binnen fünf Minuten über den Haufen. Ich höre mich noch im Geiste sagen:  

<< aber bitte nicht schon wieder alles auf einmal>>  

und auch seine Antwort klingt noch immer wohlwollend in meinem Ohr:  

<< nein, natürlich nicht. Jede Seite für sich. Wir haben doch Zeit>>  

 Sein Verständnis für Zeit und jede Seite für sich  ist allerdings mit meiner nicht zu vergleichen. Wenn es wenigstens  geregnet hätte, und wenn auch nur ein klein wenig, wäre der Plan vielleicht aufgegangen. Aber auf das Wetter ist halt nie verlass. Nicht mal dann, wenn man es braucht.  

Früh um elf Uhr ging es hinaus. Bewaffnet, als wäre eine Belagerung am Straßenrand zu befürchten, mein Mann trug die Heckenschere und ich trabte mit Besen und Mistgabel  hinterher, standen wir wenige Minute später vor unserer Hecke. Angriffslustig und voller Elan, als ginge es darum angreifende Orks vom Grundstück zu vertreiben,  warf mein Schatz die Heckenschere an und dann ging es auch schon los. Ast für Ast, Blatt für Blatt fiel zu Boden. Über eine Stunde dröhnte uns und unseren Nachbarn das Geräusch der laufenden und laut summenden Heckenschere im Ohr. Die Sonne brannte uns auf den Pelz und an Müßiggang war nun wirklich nicht zu denken. Irgendwann stand mir der ganze Mist bis zu den Knien hoch und meine Laune war gleich mit begraben. Nicht so meinem Angetrauten. Der kam erst so richtig in Fahrt. Wozu aufhalten, wenn es doch gerade richtig Freude macht. Also ran an den Speck und gleich zur nächsten Heckenseite. Ein Paradies für jeden Heimgärtner und Heckenscherenfetischisten. Todesmutig wurden die großen Äste an unserer,  ich gebe zu, mittlerweile ausladenden Buchenhecke abgeschnitten,  und während ich noch im und vor dem Berg der ersten Säuberung stand ließ das „ Zack, Zack, Zack“ von links nichts Gutes erahnen.  

Was macht man mit Männern, die sich vor lauter Arbeitswut und Begeisterung ihrer Tat nicht bremsen lassen? Richtig, als gute Ehefrau sorgt man für das leibliche Wohl. Ich also flink ein paar Brote geschmiert und Kaffee gekocht und dann alles, wie sollte es anders sein, auf dem Gartentisch fein und ordentlich hingestellt. Fofftein , nennt man das liebevoll auf plattdeutscher Mundart. Und das war auch bitter notwendig. Wer weiß, was sonst noch alles abgeschnitten worden wäre.  

Eine Heckenseite nach der anderen wurde begradigt, geschnitten und hübsch gemacht. Am Ende waren mein Mann und ich fünf Stunden beschäftigt. Er mit der Heckenschere und ich mit Besen und Mistgabel. Wer glaubt, das wäre alles gewesen, der irrt. Selbstredend mussten meine fein säuberlich aufgestapelten Haufen weggeräumt werden. Nur keine Müdigkeit vortäuschen pflegt hier der Volksmund zu sagen. Und weil Gartenarbeit ja Freude macht und zum allgemeinen Wohlbefinden beiträgt, wurde auch gleich das unnötig wachsende Unkraut gezupft und gerupft und alles fein säuberlich gefegt und gewienert. Also für den nächsten Staatsbesuch waren wir optimal vorbereitet.    

Nach  beinah 8 Stunden, waren wir, mein Herzblatt und ich fix und fertig. Wobei, ganz so war es nicht. Ich war fertig und stand mit Schwielen an den Händen, schmerzenden Knien und ziehendem Rücken vor meinem mir angetrauten Ehemann und konnte einfach nicht glauben was ich sah.  

Adonis gleich , mit schweiß bedeckter Stirn aber einem zufriedenen Lächeln , als hätte er die größte Tat seines Lebens vollbracht, stand mein Mann vor der bereinigten und neu erblühenden Hecke , atmete tief ein uns seufzte aus vollem Herzen:  

<<  ach Schatz, war doch gar nicht so schlimm, dass wir alles auf einmal gemacht haben, oder? >>  

kluge Frauen schweigen und ich bin klug und überhaupt nie nachtragend…….  

Aber ehrlich. Für das nächste Mammutheckenschneiden habe ich mir geschworen, entweder ein Inserat zu schalten:  

Heinzelmännchen dringend für aufwendige Gartenarbeit gesucht

Oder einen Gärtner zu beauftragen.

In diesem Sinne…  

Herzlichst eure Lilo             

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