Lilo David 

Ihre Reise kann beginnen 

Frühstückskulturen oder, die Suche nach dem typisch deutschen Frühstück.   

Da sitze ich nichts ahnend vor meinem Computer und muss lesen, dass es einem Gericht in Münster nicht gefällt, wie wir morgens frühstücken. Na ja, also gefallen wird es ihm schon, nur für ungesetzlich hält er die Bereitschaft einer Firma, die ihren Mitarbeitern morgens Brötchen und Kaffee zur Verfügung stellt und dafür auch noch den kleinen Beitrag von 1 Euro fünfzig verlangt und den Aufwand dafür später von den Steuern absetzen möchte. Nach dem Finanzgericht handelt es sich nämlich hierbei um kein Frühstück, sondern lediglich um eine bereitgestellte Zukost, die natürlich niemals finanziell entschädigt werden kann.  Ein deutsches Frühstück sieht anders aus! Aha, dachte ich schmunzelnd. Aber, wie sieht denn nun ein deutsches Frühstück aus? Und ist es überhaupt legitim in diesem Zusammenhang von deutsch zu reden? Ich meine, gefrühstückt wir überall auf der Welt und Brot und Brötchen, Eier und Speck sind wahrlich keine urdeutschen Erfindungen. Wie halten wir es also mit unserer all morgendlicher deutscher Frühstückskultur?

Bei dem, was wir morgens essen setzt jeder andere Prioritäten. Manche brauchen nur Kaffee, andere bestehen auf Kaffee und Brot oder Brötchen und manche bevorzugen Müsli oder schon in aller Herrgottsfrühe Schinken und Eier. Ist es also typisch deutsch, wenn wir morgens, mit halb zugekniffenen Augen vor einem Teller mit Brot und Erdbeermarmelade sitzen oder unseren Naturjoghurt mit Bircher Müsli verfeinern? Anscheinend ja, wenn wir uns die Frühstückskulturen andere Länder einmal genauer betrachten.

Der Franzose lässt die Tassen im Schrank und trinkt morgens lieber aus riesengroßen Bechern einen heißen, mit Milch durchdrängten Kaffee und isst dazu einen trocknen Croissant.  Der Italiener mag es puristisch und sehr eilig. Anstatt sich in aller Seelenruhe gemütlich hinzusetzen, schlürft er noch vor dem richtigen Wachwerden eine kleine Tasse Espresso , um dann später auf dem Weg zur Arbeit in eine der vielen kleinen Bars einzukehren und im Stehen rasch noch einen weiteren Espresso und ein klebrigen Conetto zu essen. Bei den Spaniern geht es schon morgens ziemlich heiß her. Wurstbrot, Käsebrot, Obst, frischer Saft,  Haferflocken, Quark und Vollkornmüsli sind verpönt und so unbekannt, wie die Hochebenen Perus. Stattdessen gibt es einen höllenstarken Kaffee, der einem augenblicklich ein Loch in den Magen reißt und die Eingeweide zusammenzieht, sodass man unter Umständen die ersten Minuten, nach dem Genuss desselben, mehr oder weniger auf der Keramikschüssel verbringt. Wenn man dann noch immer Hunger verspürt, kann man den selbigen mit Croissants, mageren Toast oder kleinem Biskuitgebäck beruhigen. Nicht selten gibt es auch wabbelige Milchbrötchen, die, wenn man sie in seinen Händen hält sich augenblicklich zusammenrollen, wie ein Katzenbuckel.  Unsere Nachbarn auf der englischen Insel hingegen bevorzugen ein reichliches Frühstück. Wer morgens schon fette Würstchen, Speck und Spiegeleier mag, dem wird’s gefallen. Alle anderen wählen wohl lieber die schottische Variante und essen Porridge. Und schauen wir gen Norden, werden wir feststellen, dass sich auch hier die morgendliche Frühstückskultur von unserer unterscheidet. Wobei, mancher Deutscher isst mittlerweile sehr schwedisch.  Ein Knäckebrot belegt mit Käse, Schinken oder Marmelade rettet jedem Schweden den Tag.  Unsere türkischen Freunde, selbst die, die schon jahrelang in Deutschland leben, essen morgens liebend gern ein gut gefülltes Fladenbrot.   Tja und schauen wir über den großen Teich kommen noch ganz andere Vorlieben zum Vorschein. Die Amerikaner mögen es nicht nur in ihren Filmen süß und klebrig. Zum Kaffee oder Tee werden morgens entweder warme Eierpfannkuchen mit Sirup gereicht oder etwas spartanischer, ein Toast mit Erdnussbutter. Wobei, viele Amerikaner bevorzugen auch heute noch gerne fetten Speck, Würstchen und Spiegelei.  Natürlich gibt es auch hier mittlerweile Menschen, die morgens eine Schüssel Müsli allem anderen vorziehen. Kanada nennt man nicht umsonst das Land des Ahornsirups. Schon morgens gießen sie das flüssige Gold über Pfannkuchen oder Waffeln, dazu reicht man einen Kaffee oder einen Tee. In Brasilien weckt man seine noch schlafenden Geister mittels viel Obst. Neben Papaya, Mango und Ananas reicht man Säfte und Obstsalat. Gesund meinen Sie? Oh ja, wäre es, wenn es dazu nicht frittierte Süßkartoffeln, Käsebällchen und gehackte Maniokwurzeln mit viiieel Butter geben würde.  Die Japaner hingegen sind in Sachen Frühstück wohl diejenigen, die es am ausgefallensten mögen. Brot und Brötchen gibt es da überhaupt nicht. Ein klassisches japanisches Frühstück besteht aus Reis, Miso Suppe, was immer das sein mag, eingelegtem Gemüse und gegrilltem Fisch. Ehrlich mir würde sich da schon in aller Frühe der Magen zweimal umdrehen.

 Und, wer glaubt, dass es in Russland schon am Morgen einen ordentlichen Schluck Wodka gibt, der irrt sich gewaltig. Ein russisches Frühstück ist, wie die gesamte russische Küche, deftig und herzhaft. Man reicht Kascha, ein Brei aus Buchweizen, der mit Butter, Zucker und Milch verfeinert wird. In einigen Haushalten stellt man dazu noch  gerne auf seinem morgendlichen Frühstückstisch Kaviar, Kraut, Pilze, saure Milchprodukte, wie Quark oder Kefir, Marmelade, Eier , Würstchen und Bratkartoffeln.  Dazu reicht man verschiedene Brotsorten, Blinis oder Piroggen. Diese beiden Nationalgerichte werden gerne schon morgens gegessen. Und damit all das Zeug auch wunderbar den engen Weg hinab zum Magen findet, trinkt man dazu Milch, Kaffee, oder indischen schwarzen Tee.  

Aber, wie sieht denn nun ein typisches deutsches Frühstück aus?

Was nirgend fehlen darf, unabhängig, ob wir im Norden, Süden, Westen oder Osten unserer ach so wunderschönen Republik wohnen ist ein heißes Getränk. Während die meisten Erwachsenen Kaffee oder Tee nehmen, trinken unsere lieben Kinderlein gerne Kakao oder warme Milch. Ich kenne allerdings auch manchen  jüngeren Menschen,  der schon früh morgens liebend gerne ein Glas Coke trinkt. Ehrlich, bei dem Gedanken schaudert es mich geradezu. Natürlich gibt es immer Brot je nach Geschmack. Wenn es die Zeit erlaubt und dies ist meistenteils nur am Wochenende möglich, ja dann stiefelt selbstredend und dies meistens ohne zu murren, das Familienoberhaupt, sprich der Mann im Haus zum Bäcker.  Stehen dann frisch gebackene Brötchen, fein säuberlich in ihrem dafür vorgesehenen Körbchen auf dem reich gedeckten Frühstückstisch darf man sich gerne nach Herzenslust  an Marmelade, Honig, Nuss-Nugat-Aufstrich, Wurst , Käse und Schinken bedienen. Häufig wird neben diesen klassischen Produkten auch Müsli, Joghurt oder Quark gereicht. Und natürlich gehört auch das fünf Minuten Ei absolut dazu.  Loriot lässt herzlich grüßen!   

Ja, die Welt der Frühstückskultur ist vielfältig und, wenn ich alle Unterschiede betrachte, so bleibt mir leider nichts anderes übrig, als dem Gericht in Münster in seiner Aussage Recht zu geben.

Ein typisch deutsches Frühstück ist mehr als ein trockenes Brötchen und ein Becher Kaffee……

Es ist eine Welt für sich und dem Deutschen heilig.

Gut, dass das ein Gericht jetzt ein für alle Mal festgelegt hat.

Guten Appetit !

 

 

In diesem Sinne

 

Herzlichst eure Lilo.

 

 

 

 

 

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