Lilo David 

Ihre Reise kann beginnen 

Kinder, wie die Zeit vergeht, Kinder, wie die Welt sich dreht, 

ist ein altes Lied aus den 30 iger Jahren und ich finde, es hat an Aktualität überhaupt nichts eingebüßt. 

Geht es Ihnen nicht auch manchmal so, dass Ihnen die Zeit wie Sand durch die Hände rinnt und sie da sitzen und so ganz für sich im Stillen denken: 

" Das kann doch nicht wahr sein , schon wieder ein Jahr um "...........


Gestern . Mein Mann und ich saßen versonnen in der Mittagszeit auf unserer Schatten- Terrasse im Garten. Die Vögel zwitscherten, die Sonne schien und wir genossen einträchtig diesen wundervollen Sonntag- Mittag. 

Plötzlich sprang mein Göttergatte auf , ging schweigend in Richtung Schuppen und kam kurze Zeit später mit der alten Holz- Wiege zurück. 

" Es stört doch nicht, wenn ich sie schon mal mit Schleifpapier behandele "  

Dann holte er aus der einen Hosentasche das Schleifpapier und aus der anderen einen kleinen Holzkeil heraus,  drehte und rückte seinen Stuhl zur Seite und tat was er tun musste. 

Ich saß da , schaute ihm eine ganze Weile schweigend zu , bis sich plötzlich ein  Gedanke aufdrängte, an den ich eigentlich nicht denken wollte.


WERDE ICH ALT ?????????

 

Sechjundzwanzig Jahre ist es her das  mein zweites Kind ( für unsere Tochter hatten wir noch einen gelben Bauernstubenwagen )  in dieser Wiege gelegen hatte und siebzehn Jahre das mein Jüngster Sohn wohlig reckend darin geschlummert hat. 

  Seitdem haben vier weitere  Babys in dieser ollen Wiege gelegen.  Nein. Nicht alles meine. Das wäre ja noch schöner. Nein, nein. Nach dreien war Schluss.  Ich finde, das reicht als unseren Beitrag  für den Generations -  Vertrag völlig aus. 

  Seltsamerweise sah man unserer alten Wiege ihr Alter so überhaupt nicht an. Weder hatte sie an Schönheit noch an Bequemlichkeit etwas eingebüßt. Natürlich hier und da fehlte ein neuer Anstrich. Aber sonst war das olle Dinge Tipp Top in Ordnung. 

Und ich dachte mir plötzlich. Ist es wirklich schon so lange her, dass wir voller Vorfreude auf unser Kind diese Wiege aufgestellt hatten? 

Tja. Muss wohl so sein, denn nun schliff der werdende Großvater mit Inbrunst und verschmitzt lächelnd an ihr herum .

Dabei ist es erst genau ein Jahr her, dass wir um die gleiche Uhrzeit die Hochzeit unserer Tochter gefeiert hatten.  Und nun macht sie uns schwupp die wupp zu Oma und Opa. 


Kinners, wo um alles in der Welt ist die Zeit geblieben.

Wenn ich mich im Spiegel betrachte , klar sehe ich da die eine oder andere Falte mehr im Gesicht. Und an manchen Tagen kommt es auch vor , dass ich mich  wie hundert fühle. Aber ansonsten bin ich noch völlig in Schuss. 

Im Herzen fühle ich mich  nicht anders als vor dreißig Jahren.  Noch immer habe ich unendlich viele Wünsche.  noch immer diese Sehnsucht in mir, dass mir das Leben noch einiges zu bieten hat und noch immer träume ich dann und wann von romantischen Nächten unter einem klaren Sternenzelt.


Von Opa und Oma bin ich meilenweit entfernt.  Und doch hat sich die Zeit gewandelt.  Und glauben Sie mir, ich  freue mich auf unser Enkelkind und kann seine Ankunft kaum erwarten. Und dennoch fällt es mir in mancher Stunde verdammt schwer diesen  dann doch viel zu schnell kommenden Generationswechsel ohne Wenn und Aber  anzunehmen. 


Bin ich egoistisch ?. Nein. Mitnichten bin ich das.


Wir, die Generation Ü 50 sind anders als noch unsere Eltern. 

Man sieht uns doch nun wirklich das Alter kaum an. 

Wir können noch genauso laut herumalbern wie zu Teenager Zeiten und pfeifen auf die Zeit.

Während unsere Eltern sich irgendwann zwischen 45 und 50 vom Jungsein verabschiedet  und einem gesetzten Leben Platz gemacht haben, sind wir in manchen Situationen von Jüngeren kaum zu unterscheiden.


Und das ist gut so, weil es uns ermöglicht immer genau das sein zu dürfen, was wir sein wollen.


Hätte ich sonst am Samstagnachmittag  zufrieden lauschend an einer Strand Lesung  und am Abend wild tanzend und lauthals mitsingend an der NDR Sommerparty teilgenommen? Wohl kaum, wenn unsere Generation nicht wandelbar wie ein Chamäleon wäre. 


Was soll`s. 

Solange sich die Welt dreht sind wir mitten dabei und es liegt an uns wie alt wir uns fühlen oder sind.


Und deshalb hab ich gestern einstimmig für mich beschlossen :


ich werde Oma sein, wenn ich Oma sein muss 

ich werde die verrückt tanzende , junge, lachende und mitsingende  Mit-Fünfzigerin sein, wenn ich es sein will 

ich werde weiterhin träumen und hoffen und romantische Mondscheinspaziergänge unternehmen, wenn ich es will

ich werde nach wie vor nicht aufhören vom Leben das zu erwarten, was mir das Leben schuldig ist.


Nämlich Freude, Spaß und eine ganze Portion Liebe...............................





In diesem Sinne.


Herzlichst 

eure heute nachdenkliche Lilo........................................






  





  


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