Nichts bleibt wie es ist..............................................
Als ich vor beinah 29 Jahren zum ersten Mal Mutter wurde, war mir nicht klar, wie rasch Zeit wirklich vergeht. Nicht einmal als ich meinen jüngsten Sohn vor Siebzehn Jahren in meinen Armen hielt wäre mir der Gedanke gekommen, dass man schneller älter wird als man bis drei zählen kann. Und nun, nicht mal ganz der eigenen Mutterrolle entwachsen (wobei – tut man das überhaupt irgendwann?) halte ich erneut ein kleines Bündel Mensch in meinen Armen. Nur dieses Mal als Oma. Und auch jetzt kommt man aus dem Staunen nicht heraus. So ein winzig kleines Wesen ist ein großes Wunder und man wird nie müde sich jeden Gesichtsausdruck eines so kleinen Menschenjunges ins Gedächtnis zu prägen. Man versucht sie festzuhalten diese Zeit. Und dennoch rinnt sie wie Sand durch die Hände.
Seit Tagen sitzen der frisch gebackene Opa und die frisch gebackene Oma ( also mein Göttergatte und ich ) beseelt auf dem Sofa ( mir fallen dabei einige witzige Charaktere ein ), zwinkern sich heimlich zu und seufzen leise in sich hinein: < ist er nicht süß, der Kleine >.
Ja. Das ist er und wieder läuft ALLES anders als geplant. Natürlich hätte man es sich denken können, dass nichts bleibt wie es ist: Doch alleine die Tatsache Mensch zu sein erlaubt es uns sich zu irren.
Als unsere Tochter im Juli aus Köln – nichts gegen Köln, Berlin, Frankfurt oder Wanne Eickel- doch Heimat bleibt Heimat ihre Zelte im elterlichen Haus aufgeschlagen hat begann zwar leise aber dennoch beständig der Bär zu steppen. Die letzten Tage vor dem großen Ereignis waren aufregend und steckten voller ungeahnter Überraschungen. Und nun, wo er da ist bringt der kleine Wurm nicht nur die Zeit seiner Eltern, sondern auch die seiner Großeltern ganz schön durcheinander. Die Nächte sind kurz – auch wenn wir dieses Mal die Decke über unseren Kopf ziehen und uns nochmals umdrehen- , die Tage umso länger und gemachte Pläne werden mit einem Lächeln einfach so umgestoßen.
Die Waschmaschine dreht sich im Minutentakt , die Milchflaschen sammeln sich im Sterilisator, die Einkaufsliste nimmt kein Ende - nicht nur Baby möchte satt und zufrieden ins Bettchen gehen. Und ganz nebenbei sieht man wieder aus wie Puscha Punella zu ihren besten Zeiten. Ans Duschen denkt man erst wenn man sich wundert , woher der leicht beißende Geruch kommt.
Ich habe nichts gegen steppende Bären, tanzenden Krokodilen, brüllenden Löwen und auch nichts gegen endlose Schmusestunden auf dem Sofa. Es ist schön. Sein Enkelkind so hautnah erleben zu dürfen ist und bleibt ein Geschenk des Lebens. Ganz sicher werden wir diese Wochen bis zum Ende unserer Tage fest in unserem Herzen halten. Und dennoch kommt es vor, dass ich mich hin und wieder so fühle wie das weiße Kaninchen in Alice im Wunderland. Nicht, dass mir dieses Märchen besonders gefällt Nein. Eigentlich mag ich nur dieses kleine Ding das ständig mit anhaltendem Atem und einem leicht gehetzten Blick über die Felder hoppelt und nicht müde wird aller Welt zu erzählen das es zu spät kommt. Mitnichten hopple ich über Felder und durch Wälder und dennoch spüre ich auf meiner Zunge ständig diesen kleinen Satz > keine Zeit, keine Zeit >………..
Meine blauen Stunden sind im Moment blass Lila ……. Wie ich finde, auch eine wunderschöne Farbe. Man muss sich nur wieder daran gewöhnen. Und was man einmal lieb gewonnen hat mag man ja auch nicht so ohne weiteres aufgeben. Nein. Es hat mich nicht kalt erwischt – eher lauwarm und ich wundere mich wie viel der Mensch doch vergisst.
<Keine ruhige Minute ist seitdem mehr für mich drin. Und das geht so wie ich vermute, bis ich hundert Jahre bin<
Naja.... nichts ganz. In wenigen Wochen werden sie wieder dort sein wohin sie gehören. In ihrem eigenen Zuhause.
Wenn das Leben es gut mit uns meint ( also mit meinem Göttergatten und mir ) dann wird dieser kleine Wurm nicht das einzige Enkelkind bleiben. Und tief in meinem Inneren weiß ich, dass ich mich auf jedes freuen werde und wieder und wieder meine blauen Stunden in blass Lila, zart Violett und leicht Rosa eintauschen werde. Auch dann noch, wenn es jedes Mal bedeutet das die Bären steppen, die Krokodile tanzen und die Elfen erneut Einzug bei uns halten, möchte ich keine Stunde und Minute davon missen.
Und wie immer werde ich versuchen jede Sekunde, jede Minute festzuhalten und das Unmögliche möglich zu machen…………………………………. wie immer werde ich versuchen jede Minute, jede Sekunde festzuhalten
Für Dich kleines Wunder und für alle Baby dieser Welt:
Menschenjunges, dies ist dein Planet.
Hier ist dein Bestimmungsort, kleines Paket.
Freundliches Bündel, willkommen herein.
Möge das Leben hier gut zu Dir sein.
(Reinhard Mey)
In diesem Sinne
Herzlichst ihre / eure Lilo