Lilo David 

Ihre Reise kann beginnen 

Sich öfter einen guten Tag wünschen, wirkt Wunder. Oder, dem Leben mit einem Lächeln zu begegnen.   

 

An manchen Tagen frage ich mich, ob es eine gute oder eher schlechte Angewohnheit, oder doch schon so etwas wie eine Macke von mir ist, dass ich mir von Zeit zu Zeit auf dem heimischen Sofa die Frage stelle, ob mein Tag gut oder schlecht war? Habe ich wirklich alles erreicht und mein bestmögliches gegeben? Und nicht selten gelange ich von dieser eigentlich völlig überflüssigen Frage zu einer weitaus größeren und ehe ich mich versehe, stelle ich mein ganzes Leben infrage und womöglich sogar auf den Kopf.  Da werden plötzlich Dinge von Anno dazu mal ausgegraben, Begebenheiten und Ereignisse, die schon lange zurückliegen erhalten mit einem kleinen Gedankenstrich von einer Minute zur anderen eine völlig neue Gewichtung. Und plötzlich kribbelt und murrt es in meinem Magen und meine Laune rutscht in den Keller.  

Aber was bedeutet schon „ bestmögliches, gut oder schlecht“? Wer legt fest, was richtig oder falsch, gut oder weniger gut ist? Eigentlich doch niemand und dennoch neigen wir dazu unsere Zeit in negativen oder positiven Kategorien einzuteilen. Wie oft antworten wir auf die Frage: << na, wie war dein Tag<<? , mit einem << ach, nicht so gut,  oder noch schlimmer, mit einem beschissen<<. Dabei gibt es nicht einmal einen Masterplan, an den wir uns halten müssten und schon gar nicht gibt es jemanden, der am Abend Punkte oder Sternchen verteilt, die wir uns dann in unser großes Lebensbuch kleben dürfen.

Je mehr Sternchen du hast, desto besser ist dein Leben! Bullshit sage ich dazu, denn, ob ein Tag gut oder schlecht war und, ob wir mit unserem Leben, so wie es ist zufrieden und glücklich sind,  entscheiden immer noch wir selbst,  und zwar einzig und allein nach unseren Regeln und Vorgaben!

Natürlich kann es Situationen geben, die unseren Tag nicht ganz so hell erstrahlen lassen. Sei es der Ärger mit Kollegen, den Kindern oder ein Streit mit dem Partner. Manchmal ärgern wir uns auch an der Supermarktkasse an denen, die vor uns stehen oder an einer unfreundlichen Bedienung an der Fleischtheke. Ja, manchmal passieren unvorhergesehene Dinge, auf die wir jedoch nie wirklich einen Einfluss haben. Und es kann auch vorkommen, dass sich der Tag anders gestaltet, als wir es uns gewünscht haben und wir dadurch vielleicht eine Verabredung nicht einhalten konnten oder etwas nicht tun können, worauf wir uns gefreut hatten.

Wie sagt eine Freundin so gerne: << das Leben ist kein Wunschkonzert<<.  Stimmt! Aber eine Tragödie auch nicht!

Wenn wir wirklich darüber nachdenken, dann passieren Dinge eigentlich nie einfach so. Der Ärger mit  Kollegen kommt nicht von ungefähr. Man hat nur die Zeichen nicht richtig erkannt und vielleicht auch nicht sehen wollen, dass sich etwas zusammenbraut. Auch der Streit mit den Kindern, dem Partner oder mit dem Nachbarn geschieht nicht ohne Grund. Es geschieht, weil schon zuvor etwas passiert ist, was am Ende dann zu einer kleinen oder großen Konfrontation führt. Die Verkäuferin, an der Fleischtheke ist nicht per se unfreundlich. Manchmal empfinden wir es nur so, weil wir selber nicht gut drauf sind, weil unser Tag nach unserem eigenen Empfinden mies und beschissen war.

Neulich habe ich aufgeräumt. Also, eigentlich war es schon mehr ein Ausmisten. Das tut gut von Zeit zu Zeit und das nicht nur in Schränken und Kisten. Jedenfalls hielt ich plötzlich mein altes Poesiealbum in der Hand. Neugierig blätterte ich ein paar Seiten um und fand dann dieses hier: << mach anderen eine Freude und du wirst erfahren, dass Freude freut<<. Meine Schwester hat es mir vor Jahrzehnten hineingeschrieben.  Ich gebe zu, manches Mal habe ich diesen Spruch nicht beherzigt. Dabei bringt er es auf eine einfache Lösung. Wer freundlich ist, erfährt auch Freundlichkeit. Lächeln Sie mal einen Fremden an und Sie werden sehen, dass der völlig Unbekannte ihr Lächeln erwidert. Und eine Kollegin, die mit schlechter Laune durchs Leben geht, ist gleich viel weniger mies gelaunt, wenn man ihr mit einem Lächeln entgegentritt. Ein Streit mit den Kindern kann vermieden werden, wenn man ihnen mit Humor begegnet und vielleicht einfach einmal mehr darüber nachdenkt, was sie einen sagen wollen oder, warum sie so gehandelt haben. Natürlich darf gestritten werden. Alles unter den Teppich zu kehren ist auch keine Lösung. Ein gutes Miteinander lebt auch durch eine gesunde Streitkultur.  Und man darf auch mal schlechte Laune haben. Alles ist menschlich. Nur zu pauschalisieren und alles schlecht zu sehen das sollten wir lernen zu vermeiden. Ist nicht einfach, ich weiß. Handle ich doch selbst diesbezüglich nicht gerade immer vorbildlich. Aber ich versuche es und hin und wieder gelingt es mir sogar recht gut. 

Eine gute Freundin rennt seit Monaten mit einer miesen Laune herum, wenn man sie auf ihre Arbeit anspricht. Nichts gefällt ihr und alle Kollegen sind unfähig und blöd. Natürlich sind ihre Kollegen nicht blöde und auch ihr Job ist garantiert kein schlechter. Was ihr die Suppe versalzt, ist nichts anderes, als ihre ganz persönliche Einstellung dazu. Da spielen viele Faktoren eine Rolle. Der lange Arbeitsweg, weniger freie Zeit, keine Kollegen, mit denen sie sich wirklich hundertprozentig versteht, ein Aufgabenbereich, der sie nur zur Hälfte ausfüllt und dann passiert es, dass man alles schlecht macht und an nichts Freude empfindet. Eigentlich ist sie eine Kandidatin, um sich einen neuen Job zu suchen. Was sicherlich nicht einfach ist. Aber, wenn man nichts versucht, wird man auch keine positive Veränderung herbeiführen. Was ich damit sagen möchte, ist, dass, wenn man es im Kleinen nicht schafft, schafft man die großen Dinge ebenso wenig.

Als meine Kinder klein waren, habe ich es mir zur Gewohnheit gemacht, den Tag mit ihnen neu anzufangen, wenn ich merkte, dass er uns aus dem Ruder lief. Manchmal steht man schon mit einem miesen Gefühl und schlechter Laune auf, weil man innerlich eigentlich mit dem, was man hat uneins oder gar unzufrieden ist. Man möchte Ruhe und muss sich schon in den frühen Morgenstunden mit quakenden und quengelnden Kindern abgeben, mit einem Job, der einem nicht gefällt, mit der verspäteten S- Bahn oder gar mit Kollegen, die ebenso mies gelaunt sind, wie man selbst. Insgeheim wünscht man sich auf eine einsame Insel und träumt vom Dolce Vita. Und was hat man, wenn man die Augen aufmacht? Den schnöden Alltag mit all seinen kleinen und großen Widrigkeiten. Wenn es dann zum Streit kommt, liegt es nicht unbedingt an den Kindern, den Job oder den Kollegen,  sondern daran, dass die  Einstellung zu ihnen und zu dem, was ich vom Tag erwartete  eine völlig andere ist. Mit unserem Ritual damals, uns nochmal einen guten Morgen zu wünschen und den Tag neu zu beginnen sind wir immer gut gefahren.  Was gewesen ist, wurde abgehakt und der Rest lief beinah von alleine.

Vielleicht sollten wir es uns zur Gewohnheit machen, unsere Tage nicht in gut oder schlecht einzuteilen und sie damit unnötigerweise zu bewerten,  sondern, rechtzeitig damit beginnen, sobald wir merken, dass unsere Einstellung dazu eher negativ ist, den Tag einfach neu anzufangen?

Es gibt keinen großen Zampano, der uns vorschreibt, wann unser Tag zu beginnen hat. Gut, nach allgemeiner Auffassung nach dem Aufstehen und der ersten Tasse Kaffee. Aber, wenn wir merken, dass es nicht so läuft, wie wir es uns wünschen, uns die berühmte Laus über die Leber läuft oder, ein Kribbeln und Zwicken im Magen spüren, ohne genau zu wissen, warum,  was hält uns dann davon ab, uns mittags um Eins oder am Nachmittag nochmals einen guten Tag zu wünschen und einfach neu anzufangen? Sozusagen, unserem Leben und allen möglichen Widrigkeiten mit einem sturen und beharrlichem Lächeln zu begegnen?

Und vielleicht sitzen wir dann abends auf dem Sofa und beantworten uns die Frage, ob unser Tag gut oder schlecht gewesen ist nicht mit einem tiefen Seufzer und einem Augenrollen, und der abendfüllenden Suche nach der Antwort, ob wir glücklich und zufrieden sind, sondern, erfreuen uns einfach an dem, was gut war und, dass wir jederzeit, wann immer wir wollen, die Macht haben, unseren Tag neu zu beginnen.

Das Leben ist kein Ponyhof, kein Wunschkonzert und mit Sicherheit nicht immer genauso wie wir es uns wünschen. Aber wir können viel dafür tun, dass unsere Einstellung eine andere wird und wir viel öfter mit einem Lächeln anstatt mit einem miesepeterischen Gesicht durchs Leben rennen.

Jeder Versuch macht klug. Und, wer möchte nicht zu den Klugen gehören?

 

In diesem Sinne

Herzlichst eure / ihre Lilo David.

 

 

 

 

 

 

 

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