Lilo David 

Ihre Reise kann beginnen 

Sitzen Sie kommod?

Wer das hört, glaubt unweigerlich Reisender in eine längst vergangene Zeit zu sein. Aber weit gefehlt. Diese, zugegeben, etwas verstaubte und altertümliche Frage, die nichts weiter bedeutet, als sitzen Sie bequem,  hörte vor nicht allzu langer Zeit ein lieber Freund von mir. Natürlich konnte ich mir, wie wohl jeder von uns, als er mir davon erzählte ein Schmunzeln nicht verkneifen. Aber warum eigentlich? Ist es so abwegig, dass man auch in unseren Modernen Zeiten, hin und wieder derartiges hören kann, oder sollte ich lieber sagen darf. Sicherlich mag es in unseren Ohren altmodisch klingen und so überhaupt nicht mehr zeitgemäß. Dennoch, wenn ich so darüber nachdenke, gefällt es mir irgendwie. Auf alle Fälle ist mir so ein Benehmen tausendmal lieber als das, was man heute als Gast mitunter erleben darf.

Die Zeiten, wo der Gast noch König ist, sind längst passe. Auch, wenn es einige nicht wahrhaben wollen. Vielleicht erfährt man aufmerksamen Service noch in einigen und meistenteils überteuerten Hotels oder Restaurants, die für Otto- Normal- Bürger kaum erschwinglich sind. Doch das Gros, der Hotels und Restaurants, sind von den guten alten Werten  weit entfernt. Als Gast hat man sich irgendwie unterzuordnen, keine Ansprüche zu stellen und mit dem Service zufrieden zu sein, der einem geboten wird. Dabei ist es egal, ob man sich im Hotel oder in einem Restaurant befindet.

Man ist heute ja schon höchst zufrieden, wenn alles geklappt hat, man sein Essen warm und einigermaßen zeitnah , nach der Bestellung erhält,  und nicht stundenlang vor seinem leeren Teller sitzen muss, bis sich irgendwann ein Ober, übrigens auch ein alter Begriff von Anno dazumal, sich bequemt , den Tisch abzuräumen. Ganz zu schweigen davon, dass man meistenteils ellenlang warten muss, bis man überhaupt etwas bestellen kann. Eilig und geschäftig und  flink wie ein Wiesel laufen die Kellner heutzutage durch die Reihen von Tischen und Gästen. Es bedarf manches Mal schon eine arg lange hocherhobene Hand, des Gastes, bis man endlich wahrgenommen wird und nicht selten kommt es vor, dass man dann mit den Worten „ Komme gleich „ vertröstet wird. Es mag sein, dass ich der einen oder anderen Service-kraft hier und jetzt Unrecht tue. Vielleicht liegt es daran, dass es einfach viel zu wenig Beschäftigte gibt, die sich um die Gäste kümmern können. Ich meine, mehr als arbeiten – und das für wenig Geld- können die Angestellten auch nicht. Dennoch, erwarte ich ein Mindestmaß an Service und Aufmerksamkeit. Doch meistenteils sieht man in genervte Gesichter und erhält, wenn dann der Kellner endlich kommt die Antwort „ Entschuldigung, aber sie sehen ja, was los ist“. Ja. Natürlich sehe ich es, und dennoch bin ich zahlender Gast und als solches möchte ich auch behandelt werden. Man hat ja manches Mal eher das Gefühl zu stören, als willkommen zu sein.

Heute ist der Gast kein König mehr, sondern eher ein Helfer. Nicht selten passiert es, dass man sich vom Nachbartisch, die liegengelassene Speisekarte greift, weil es der Kellner auch nach 20 Minuten nicht geschafft hat, dir eine neue zu bringen. Und, wenn du bei deiner Bestellung fragst, was man denn empfehlen könnte, wird auf die Tafel am Eingang hingewiesen. Was bleibt dir da als Gast anderes übrig als aufzustehen, hinzugehen, oder doch etwas aus der Karte zu bestellen. Und, wenn du als Gast dann aufgestanden bist und hast dich schlau gemacht, vorausgesetzt du konntest entziffern was eng und kaum lesbar auf der Tafel geschrieben stand, ist der Kellner schon wieder fort und wart die nächsten fünfzehn Minuten nicht mehr gesehen. Alles schon vorgekommen, glauben Sie mir. Manchmal hat man dann schon das eindringliche Gefühl, einfach wieder zu gehen. Aber der Magen knurrt, du hast Durst und weiß mit Sicherheit, dass es woanders nicht besser sein wird. Also bleibst du gelassen, setzt dich wieder hin und wartest, bis der Kellner erneut Zeit für dich hat.  Fragen wie,"  sitzen sie bequem, ist alles in Ordnung, darf es noch etwas sein , oder vielen Dank, beehren Sie uns bald wieder", hört man wirklich nur sehr selten und, wenn fühlt man sich doch beinah schon wie Graf Koks von der Gasanstalt oder Gräfin Mariza.

Eher passiert nämlich folgendes, dass du schweigsam deine Speisen erhältst , lange darauf warten musst, bis du erneut etwas ordern kannst, weil der Kellner nie aber auch nie zu deinem Tisch sieht, und du froh sein darfst, wenn er beim Bezahlen dir ein knappes und kaum sichtbares Lächeln entgegenbringt. Und ja, in manchen Cafés oder Restaurant hat der Service mitunter auch  einen kolossalen Unterhaltungswert. Neulich saß ich in einem Café, wo die Gäste sich schon einen harten und barschen Tonfall gefallen lassen mussten. Die Bedienung war weiß Gott nicht auf den Mund gefallen und hat den einen oder anderen Gast schon gezeigt, wer hier das Sagen hat. Da konnten meine Begleitung und ich schon von Glück reden, dass wir nur schweigsam bedient wurden. Andere Gäste hatten nicht so viel Glück. Einem Gast erwiderte sie, als er wagte , die Bestellung zurück gehen zu lassen, weil er ein anderes Eis als das , was sie gebracht hatte bestellt hatte, „ Ich kann noch gut hören und weiß, was Sie bestellt haben“ und bei einer  Gruppe  älterer Gäste, die wegen der Sonne sich kurzerhand einen schattigen Platz gesucht hatten, hörten wir sie ausrufen, als sie mit dem Tablett auf die Terrasse kam „ Hallo, wo sind denn die Kollegen abgeblieben“.  Es mag sein, dass die betreffende Service- kraft der irren Annahme gewesen ist, dass man heutzutage so salopp mit seinen Gästen umgehen kann. Ich für meinen Teil finde es nicht korrekt.

Nun, selbstredend leben wir in Modernen Zeiten und Feudalherrschaft, Obrigkeit und das Katzbuckeln gehören gottlob zur Vergangenheit. Und dennoch würde ich mir wünschen, dass, zu mindestens in einigen Bereichen, es so etwas wie einen freundlichen, zuvorkommenden und Gäste bindenden Service geben würde. Ja. Da bin ich irgendwie ziemlich altmodisch. Ginge es mir nämlich nur um meinen knurrenden Magen, und um meine trockene Kehle, könnte ich auch irgendeinen Kiosk, Imbiss, oder, eine Bäckerei ansteuern. Hier weiß ich, dass ich rasch bedient werde, für mein Getränk 2 Euro 50 zahle und bin glücklich, wenn ich dann noch ein Franzbrötchen oder eine Tüte Pommes dazu  ersteigern kann.  Gehe ich jedoch Essen und die Betonung liegt auf „ ESSEN GEHEN“ dann möchte ich Gast sein ohne Wenn und Aber und mit allem was dazu gehört. Schlussendlich erhalte ich am Ende auch eine Rechnung, die sich sehen lassen kann und ganz obendrein steht auf dieser Rechnung zu lesen:

Einschließlich Bedienung und Service .  Ganz zu schweigen vom Trinkgeld , was jeder Kellner erwartet.

Dafür erwarte ich : Service nicht mehr , aber auch nicht weniger.

Dann darf der Kellner mich auch gerne fragen, ob ich kommod sitze, wenn es ihm gefällt.

In diesem Sinne

Herzlichst eure Lilo

  

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