Lilo David 

Ihre Reise kann beginnen 

 

Stumme Schreie oder warum ich mir manchmal nur noch die Haare raufen möchte.

 80.000 ! Eine Zahl, wie Donnerhall, wie ein stummer Schrei, ein ungehörter und dennoch lauter Hilferuf von denen, die es zu schützen gilt. Laut Behörden, ist diese Zahl zwar nur eine Dunkelziffer und dennoch wissen wir sehr gut, dass es sich selten wirklich nur um Dunkelziffern handelt. Die Wahrheit ist oftmals viel erschreckender und brutaler.

 Jeden dritten Tag wird in Deutschland ein Kind getötet, geschlagen oder misshandelt. Die Täter? In vielen Fällen leider die eigenen Eltern. Allein, im letzten Jahr verzeichnete die Polizei 4180 Fälle von Kindesmisshandlung. Wenn einem diese Zahl schon traurig sein lässt, sollte man angesichts der zusätzlichen 136 getöteten Kinder, davon 80 % unter 6 Jahren, augenblicklich und sofort im Erdboden versinken. Wir haben versagt, die Gesellschaft, die Behörden, die Nachbarn, Verwandte und Kindergärten. Alle haben weggeschaut und sich nicht darum gekümmert. Und selbst dann, wenn es zu einer Anzeige kommt, werden die meisten Fälle, aufgrund zu weniger Kapazitäten im Amt nicht weiter nachgegangen. Was sagt das über eine Gesellschaft aus? Selbstverständlich stehen Erzieher, Lehrer, Nachbarn, Freunde und Kinderärzte in der Pflicht. Aber, wie heißt es schon so trefflich:  „ Wenn die Pflicht ruft, gibt es viele Schwerhörige“. Wir dürfen hier aber nicht weghören und schon gar nicht wegschauen, weder aus Desinteresse noch aus Scham oder aus falsch verstandener Liebe denen gegenüber, die die Seelen der Kinder dieser Welt brutal zu Klumpen hauen. Die Kleinsten unserer Gesellschaft brauchen unser aller Hilfe und was tun wir? Wir lassen sie verhungern, verkommen, geschunden und gequält in ihrer häuslichen Gewalt ein tristes und liebloses Dasein führen.

Wie die kleine Anni, die von ihrer eigenen Mutter jahrelang, wie ein räudiger Hund in einem Zwinger gehalten wurde, mit Elektroschocks und Peitschenhieben bestraft, erniedrigt und gequält wurde. Man stelle sich mal vor, wie diese Seele leiden musste. Sie litt so sehr, dass Sie all ihren Mut zusammennahm und ihre eigene Mutter bei einer Therapeutin, der Misshandlung, anklagte. Unsere Rechtsprechung hat viele Gesichter. Aber das dreckigste und grausamste Gesicht zeigt es immer dann, wenn es darum geht, Eltern oder andere Schuldige  für ihre Taten zur Verantwortung zu ziehen. Nicht mehr, als 2, 5 Jahre hat diese Mutter, wenn man überhaupt in diesem Zusammenhang den Begriff „ Mutter „  in den Mund nehmen darf, als Strafe erhalten. Ja, lassen Sie sich diese Zahl ruhig auf der Zunge zergehen. Beschämend, nicht wahr? Was sind 2, 5 Jahre, im Vergleich zu einer zerstörten Kinderseele, mit Leid, Quälerei und ein Leben unter unsagbarer Pein? Ich will, es mal so ausdrücken, dass es auch jeder versteht - es ist ein verdammter Vogel-schiss - ein Armutszeugnis einer falschen und sicherlich nicht gerechten Rechtsprechung. 

Kinder haben leider keine allzu große Lobby. Ehrlich, ich wünschte manchem Kind, es wäre als Welpe zur Welt gekommen. Das mag jetzt albern klingen und dennoch erschreckt mich diese Ungleichheit im Verhältnis zwischen Kindesmisshandlung und Tierquälerei. Während tausende Menschen gegen Tierquälerei auf die Straße gehen und eine Forderung nach der anderen auf großen Schildern tragen, nehmen wir Berichte von misshandelten Kindern oder verhungerten Kindern aus den Kriegsgebieten dieser Welt mit einem Schulterzucken hin.  

Tierquälerei ist in Deutschland nach dem Tierschutz strafbar. Und, bitte verstehen Sie mich nicht falsch – das ist auch gut so! Denn niemand hat das Recht andere Menschen und auch keine Tiere zu quälen, zu foltern oder zu töten. Nicht mal für höhere , politische oder gesellschaftlichen Interessen. Dennoch scheint mit zweierlei Maß gemessen zu werden und ich frage mich immer öfter, wie es sein kann, dass ein Bild eines kleinen traurigen Welpen mehr Herzen erreicht, als Bilder von traurigen, weinenden um Hilfe rufenden Kindern? Sind wir Menschen dem Leid unserer Kinder wirklich so gleichgültig gegenüber? Sollten wir uns nicht zu mindestens in gleichem Maße für das Wohl aller Kinder einsetzen, wie es Millionen Menschen tagtäglich für Tiere tun?

Die Rechtsprechung ist da ganz eindeutig, welche Prioritäten gesetzt werden. Täter, die einer Tierquälerei überführt werden, müssen laut Gesetz mit einer Freiheitsstrafe von mindestens drei Jahren rechnen. In weniger schwereren Fällen mit einer hohen Geldstrafe. Und der Gesetzgeber geht sogar noch weiter. Das Gesetz besagt nämlich, dass der, der aus Rohheit Tieren erheblichen Schmerz oder Leid zufügt oder länger anhaltende oder sich wiederholende („ quälende Tiermisshandlung“) erhebliche Schmerzen oder Leiden zufügt, mit einem lebenslangen Verbot bestraft werden kann, das ihm verbietet,  Tiere zu halten oder zu betreuen oder mit ihnen sonst wie beruflich zu tun zu haben.

Man möchte sich nicht nur das Haar raufen, wenn man dann die Rechtsprechung, bzw., die zu verhängenden Strafen bei Kindesmissbrauch sich ansieht, sondern seinen Unmut, seine Bitterkeit und sein Unverständnis angesichts dieser Ungleichheit laut hinausschreien. Bis 1973 stellte, ein Kindesmissbrauch nur eine mindere Straftat dar. Was bedeutete, dass das höchste Strafmaß lediglich zwischen 6 Monaten und einem Jahr lag. Mittlerweile sieht es der Gesetzgeber anders und seit 1998, sieht das Gericht eine Strafe zwischen 6 Monaten, in ganz schweren Fällen auch bis zu 10 Jahren für gerechtfertigt. Aber, was sind schon schwerere Fälle? Für mich reicht schon ein einziger Tatbestand aus und von Schwere möchte ich, in diesem Zusammenhang überhaupt erst gar nicht sprechen. Wobei laut Statistik die meisten Täter, die des Kindesmissbrauchs überführt werden lediglich mit einer Freiheitsstrafe von nicht mehr als zwei Jahren rechnen müssen. Also, ein Jahr unter dem Strafmaß für Tierquäler. 

 Selbstredend, werden auch Kinder ihren Eltern entzogen, wenn das Kindeswohl gefährdet ist. Aber, bis das festgestellt wird vergehen oft Jahre und vieles bleibt vollkommen im Dunklen. Nicht selten sogar muss man lesen, dass genau die, denen man seine Kinder anvertraut, sei es im Kindergarten, Sportvereinen, Kirche oder auch Schule, diejenigen sind, die ihre Schutzbefohlenen erniedrigen, quälen, misshandeln oder missbrauchen. Von Verboten und höheren Strafen liest man selten und für die meisten Medien ist das nicht mal eine Randnotiz wert. Nur auffällige Delikte, wie der hundertfache Missbrauch von Schutzbefohlenen in NRW, schaffen es in die Medien und immer mit derselben Frage << wie konnte das passieren? <<. Ja, das frage ich mich auch und ich frage mich allen Ernstes, wie es angehen kann, dass jemand, der den Behörden bereits aufgefallen ist und unter den vor Ort desolaten Wohnverhältnissen überhaupt noch Pflegekinder erhalten konnte? Herrgott noch eins, waren denn alle Verantwortlichen mit Blindheit geschlagen oder ist es ihnen wirklich egal ? Hauptsache, das Kind oder die Kinder waren untergebracht. Wo und bei wem, scheint heute leider immer mehr unbeachtet zu bleiben. Und, wenn es bekannt wird, geht keiner auf die Barrikaden, klagt an und fordert lauthals bessere Verhältnisse, eine bessere Rechtsprechung und oder eine übergeordnete staatliche Prüfung.  

Verstehen Sie jetzt, warum ich mir wünschte, manche Kinder wären als Welpe geboren! Man sollte sich ergo fragen, wieso das eine, eine höhere Straftat darstellt und als das andere? Sind demnach Tiere mehr wert oder gilt es sie mehr zu schützen, als die Kleinsten unserer Gesellschaft?  

Die Vermutung liegt nahe. Zumal, wenn man sich die neuesten Statistiken ansieht, die besagen, dass es weitaus mehr Kämpfer und Verfechter im Tierschutz, als im Kinderschutz gibt. Die gesellschaftliche Anerkennung wesentlich höher ist und die Bereitschaft, für das Tierwohl auf die Straße zu gehen und zu demonstrieren, wie unlängst in Hamburg , wo in kürzester Zeit mehr als 7000 Menschen aktiviert wurden und darunter sogar bekannte Persönlichkeiten, wie Guido Maria Kretschmar für diese Sache begeistert werden konnte. Mal ehrlich? Haben Sie jemals schon einen Aufruf vom Kinderschutzbund, nach irgendeinem schrecklichen Vorfall , bei denen Kinder gequält, geschlagen, missbraucht oder getötet wurden, gelesen oder gehört,  der die Menschen dazu aufrief für die Schwächsten unserer Gesellschaft auf die Straße zu gehen? Fällt ihnen dazu auch nur eine einzige bekannte Persönlichkeit ein, die sich für die Kinder stark macht und zu einem Generalstreik aufruft und an vorderster Front mit läuft? Mir nicht und ich kann mich auch nicht daran erinnern, dass das in der Vergangenheit irgendwann geschehen ist.

 Selbstredend, darf man  nicht nur anprangern, sondern muss Fakten liefern. 

Im Jahre 2018, lag das Gesamtvermögen des dt. Tierschutzbundes, übrigens ein länderübergreifender Verbund, bei 20.174.780 Euro. In ganz Deutschland gibt es 744 Tierschutzvereine mit mehr als 800.000 Mitgliedern. Wohingegen der dt. Kinderschutzbund lediglich mit insgesamt 50.000 Mitgliedern (2018) und 15.000 freiwilligen Mitgliedern oder Helfern aufwartet. Auch das Gesamtvermögen dieser Organisation liegt weit unter dem des Tierschutzverbandes und ist im Jahre 2018 mit 2.213.430 Euro bezeichnet worden.

Sieht man sich die Website beider Organisationen an, so fällt einem sofort und augenblicklich auf, dass auf der Seite des Tierschutzbundes die Erfolge und das bislang erreichte schriftlich festgehalten werden. Jedes Mitglied kann sich also davon überzeugen, was jeder Einzelne oder die Masse bislang für den Tierschutz erreicht hat, welche Aktionen geplant sind und wofür man noch in Zukunft kämpfen muss. Die Vermutung, dies auch auf den Webseiten des Kinderschutzbundes zu finden, ist weit gefehlt. Selbstredend handelt es sich hier um schützenswerte Personen und niemandem, am allerwenigsten den betroffenen Kindern,  ist damit gedient, wenn man Familien anprangert oder einzelne Geschichten herausfiltert. Das, was hinter Mauern, Türen und im Kinderzimmer passiert bleibt im Dunklen. Einzig die Organisationen, wo Familien Hilfe erhalten, betroffene Kinder -  und Jugendliche sich Rat oder Hilfe holen können,  werden genannt. Keine Aufrufe zur Demonstration, kein Aufschrei, kein lautes „ Wir müssen helfen, wir müssen dafür kämpfen, dass es unseren Kindern besser geht, die Quälerei ein Ende hat und das Strafmaß endlich an den Taten angemessen verhängt". Und selbst, die wenigen Aufrufe und Bildmaterialien, die man von den verhungerten Kindern aus Jemen oder Syrien, von all den kleinen Seelen , die wir in Lagern vor sich dahinvegetieren lassen postet, erhalten kaum mehr als eine Handvoll Kommentare. Kinderschutzorganisationen, Hilfswerke kämpfen tagtäglich um Aufmerksamkeit, um Fördergelder und um Spenden. Haben Sie sich schon einmal in Ruhe angesehen, wie viele Beiträge ein einziges Posting von vernachlässigten Hunden oder Katzen auf sich zieht? Nein, ich möchte ganz und gar keine Zwietracht säen. Nur auf die Unverhältnismäßigkeit aufmerksam machen und meinem eigenen Unmut und Zorn darüber freien Lauf lassen.  

Neulich habe ich auf Facebook einen Beitrag gelesen, der in etwas so lautete:

Wären alle Flüchtlinge Welpen würde man ihnen sofort und augenblicklich helfen.

Und ich möchte sogar noch weiter gehen und behaupte:

<< wären alle gequälten ,geschundenen, misshandelten, hungernden, vernachlässigten und getöteten  Kinder dieser Welt, hilflose Tiere wäre der Aufschrei nicht nur bis zum Mond , sondern weit über unser Sonnensystem hinaus zu hören. Millionen Menschen würde aufstehen und sich dafür einsetzten, diese Welt für sie zu einem besseren Ort zu machen. Ein Ort , auf dem sie sicher sein und in Frieden leben können und nichts weiter erfahren , als Liebe und Fürsorge.

Wer sich mehr für dieses Thema interessiert, dem möchte ich eine Serie im öffentlich Rechten empfehlen. Stummer Schrei, wird am Montag, den 18.11. um 20.15 im Ersten Programm ausgestrahlt, Ich werde ihn mir sicherlich ansehen und hoffe, dass es mit mir noch Millionen andere tun werden.

In diesem Sinne

Herzlichst ihre Lilo  

 

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