Lilo David 

Ihre Reise kann beginnen 

Tratsch am Gartenzaun oder, wenn`s dem Nachbarn nicht gefällt.  

Seit Jahren wohne ich in der Vorstadt. Mir gefällt das kleinstädtische Leben. Es ist alles so wunderbar überschaubar. Der Lärm der großen City liegt exakt 16,5 Kilometer entfernt. Weit genug, um durch atmen zu können und nah genug, um sich hin und wieder am pulsierenden Großstadtleben zu berauschen. Ich lebe gerne hier und kann mich wirklich nicht beklagen. Vom großen Tratsch ist weit und breit nichts zu hören und, was der Nachbar tut oder sein lässt, interessiert hier eigentlich niemanden. Dachte ich zu mindestens, bis mich neulich mein Nachbar ansprach, als ich an der Hecke stand und das sprießende Unkraut betrachtete.

<<sagen Sie mal Frau Nachbarin. Ich hab ja was Dolles über Sie gehört<< begann er das Gespräch.

Aha, dachte ich, und fragte ebenso erstaunt als neugierig, was er denn so Überraschendes von mir vernommen hat. <<Wissen Sie begann er, eigentlich geht es mich ja auch gar nichts an. Richtig, eigentlich nicht. Aber fragen Sie trotzdem! << Sie sind ja unter die Autoren gegangen, nicht wahr? << Und dann hinter vorgehaltener Hand, so als würde ihn geradewegs der Schlag treffen, wenn er es aussprechen würde, fragte er beinah schon beschämt, ob es stimmen würde, dass ich, sie wissen schon schreibe?  Erstaunt und teils amüsiert, dass es ihm scheinbar unmöglich erschien, ein solches Wort in den Mund zu nehmen antwortete ich salopp << meinen Sie erotische Geschichten? >>

Ja, ja nickte mein Nachbar und fügte seufzend hinzu << ach, da wohnt man so lange nebeneinander und dann das<<!

Und dann DAS! Hallo, was genau soll mir das jetzt sagen?  Bedeutet es, dass man so eine Art von Literatur einfach nicht schreibt, wenn man in der Vorstadt lebt und Familie hat? Oder, bringe ich womöglich, mit meinen geistigen Ergüssen, am Ende die ganze Straße in Verruf? Vielleicht aber wäre es meiner gesamten Nachbarschaft wesentlich lieber, ich würde reißerische und überaus blutrünstige Krimis a la Stephen King schreiben? Ehrlich, ich für meinen Teil lese so etwas überhaupt nicht gerne. Da graust es mich und eine schlaflose Nacht ist garantiert!

Logisch war meine Neugierde entfacht. Doch meinen überaus freundlichen Nachfragen wich er geschickt und beinah schon diplomatisch aus. Nein, nein, so meinte er es gar nicht. Es wunderte ihn nur und überhaupt hätte er mir so etwas gar nicht zugetraut. << Erotik, das ist ja mal ein starkes Stück! <<  ist es das? Ich finde nicht. Aber jedem das seine. Von wem er es erfahren hatte, das wollte er mir jedenfalls nicht sagen. << ein kleines Vögelchen hätte es ihm zugeflüstert<<

so, so , dachte ich. EIN VÖGELCHEN! Wohl eher ein falscher Fünfziger!

 Im Grunde ist es mir egal, was meine Nachbarn über mich denken und, wenn es ihnen Freude bereitet, dann dürfen sie sich auch völlig ungeniert ihr Maul über mich zerreißen. Aber ärgern, dass es anscheinend jemanden in der Nachbarschaft gibt, der sich extra die Mühe macht und das Internet bemüht, um etwas über mich herauszufinden, das tut es schon. Dem Andren trage ich nichts nach. Im Gegenteil sogar. Ich finde es großartig, dass er trotz aller Vorbehalte und dem anscheinend  für ihn peinlichen Thema den Mut hatte mich direkt darauf anzusprechen. Es hätte schlimmer kommen können. Nichts kann nervender sein als Getratsche hinter dem eigenen Rücken, wenn man nicht genau weiß, warum einige Nachbarn dieses ganz besondere Lächeln im Gesicht haben, wenn Sie einen beim Einkaufen treffen. Sollt mich also irgendwann jemand dümmlich oder mit verklärtem Gesicht an der Supermarktkasse anlächeln, liegt es garantiert nicht an dem, was ich eingekauft habe! Meinem Nachbarn sei Dank!

Und, was eher unwahrscheinlich ist, aber nicht unmöglich. Sollte sich also einer meiner Nachbarn neugierig vom Tratsch auf meine Seite verirren so sei ihm höflich und nett gesagt;  

  Ja, ich schreibe unter anderem auch erotische Geschichten. Manche darunter sogar recht deftig. Es ist nichts, worüber ich mir graue Haare wachsen lassen sollte, die kommen eh von alleine, noch beschämt zu Boden schauen müsste. Erotik tut nicht weh. Ja, sie ist nicht mal ansteckend! Sie kann allerdings unter Umständen den eigenen Horizont erweitern oder, einen auf einen ganz neuen Geschmack bringen! Nicht alles muss gefallen. Mir gefallen bluttriefende Horrorgeschichten auch nicht und dennoch respektiere ich sie als Literatur. Erotische Geschichten sind heute so normal wie Geschichten über Urlaubserlebnisse und Mordfällen a la Agatha Christie.  Das Internet ist voll damit. Dennoch, mit meiner Kunst hausieren tue ich nicht.  Es ist mir nicht peinlich. Ich bin halt nur der Ansicht, dass Nachbarn nicht alles wissen müssen. Und ja, ich lebe seit beinah zwanzig Jahren hier in dieser Gegend und bin erstaunt darüber, dass meine Person, zu mindestens für einen unter meinen Nachbarn von so kolossalem Interesse ist, dass er sich Zeit nimmt und recherchiert. Da stellt sich mir natürlich die Frage, was so mancher Nachbar noch Wissenswertes über den einen oder anderen neben und hinter sich in Erfahrung bringt, welche Tratscherei an manchen Gartenzäunen gepflegt wird, ohne ,dass man jemals etwas darüber erfährt? Es sei dann man hat so einen netten Nachbarn wie ich! Ob ich ein Teil dieser Lästerei und Tratscherei sein möchte? Nein! Um Gottes willen bloß nicht. Was meine Nachbarn tun oder nicht tun ist ihre Sache. Was Sie mir über sich erzählen nehme ich zur Kenntnis und mehr nicht!

Mir hat irgendwann ein kluger Mann einmal gesagt, << Neugierde ist der Motor, der alles am Laufen lässt<< jeder ist irgendwann mal neugierig. Meine Person eingeschlossen. Und ganz ehrlich. Gegen Neugierde ist kein Kraut gewachsen und gegen Tratscherei schon mal gar nicht!

Es ist doch so. Mit dem Lästern und dem Tratschen ist es wie mit den Geschichten vom Klabautermann. Bei jedem Tratsch wird noch etwas hinzugefügt bis dann eine riesengroße Geschichte dabei herauskommt. Und, wer weiß, vielleicht schreibe ich am Ende nicht nur erotische Geschichten, sondern führe ein Etablissement mit fragwürdigem und anrüchigem Treiben. Was, bleibt mir dann?

Nun, zu mindestens hab ich dann diesen altbekannten Spruch;

 Ist der Ruf erst mal ruiniert, lebt es sich ganz ungeniert“  

In diesem Sinne

Herzlichst ihre / eure Lilo  

 

 

 

 

 

 

 

 

 

  

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