Und wieder ist es soweit.
Gestern hab ich mein Haus innen und außen weihnachtlich geschmückt. Meine diesjährigen Ideen hatte ich mir auf einer Weihnachtsmesse geholt und natürlich gestern gleich umgesetzt. Zufrieden, nach vier Stunden kreativer Schöpfung, setzte ich mich für einen Moment ruhig hin und betrachtete meine Arbeit. << Gut gemacht<< hörte ich mich leise zu mir selber sagen. Wer sollte mich auch sonst loben? Begeisterung vonseiten meiner Familie erhalte ich selten und genau das ist der springende Punkt. Ich drücke unbewusst oder auch bewusst der kommenden Weihnachtszeit meinen ganz persönlichen Stempel auf und hoffe insgeheim, dass alle anderen mitziehen.
Für den Jecken ist die fünfte Jahreszeit die Schönste. Für mich, als ausgesprochenen Weihnachtsmenschen, ist keine andere Zeit so himmlisch, wunderschön und mit tieferen Gefühlen verbunden, als die Weihnachtszeit. Da kann ich noch so alt werden, noch so abgeklärt und mir jedes Jahr aufs Neue sagen< Mach halblang<, es geht einfach nicht.
Wie ein lauernder Tiger sitze ich im Dickicht und warte auf den ersten Advent. Schon eine Woche vorher nerve ich meinen Angetrauten damit, dass er ja nicht vergisst, die Lichterketten zu kontrollieren, denke mir ganz besondere Dekorationen für den heimischen Garten aus, die selbstredend von mir kreativ gebastelt werden und von meinem Mann im Garten nach meiner Anweisung angebracht wird. Gebe Unmengen von Geld für Blumen und Dekorationsartikel aus und kaufe, wenn mir danach ist und, weil ich mal wieder eine neue sprühende Idee für unseren Weihnachtsbaum habe, auch noch neue Kugeln und Anhänger. Zufrieden bin ich erst, wenn alles so ist, wie ich es mir vorgestellt habe. Und dann sitze ich da, betrachte alles mit einer eigenartigen Sentimentalität, die ich wirklich nur zur Weihnachtszeit verspüre und hoffe, dass ein klein wenig von meinem Weihnachtsgefühl auf die anderen abfällt.
Es sind nur vier Wochen und dennoch versuche ich in dieser Zeit so viel hineinzupacken, dass einem schwindelig davon werden könnte. Der Christstollen muss noch gebacken werden, die Weihnachtsplätzchen, dieses Mal das erste Mal mit Enkel und natürlich nicht zu vergessen unseren obligatorischen Weihnachtsmarktbummel, mit der ganzen Familie, am Sonntag vor dem großen Fest. Selbstredend zwischendurch auch noch mit guten Freunden, was muss das muss! Meine weihnachtliche Planung lässt nur selten wirkliche Spontanität zu. Natürlich möchte ich auch noch in aller weihnachtlichen Ruhe, mit meinen Mann, die Geschenke für unsere Kinder und unserem Enkel kaufen und bitteschön, keine Hektik dabei. Und die Weihnachtsparade, in der Innenstadt, die darf auch nicht vergessen werden. Wenn der Lichterzug an mir vorüberzieht wird mir so warm ums Herz und jedes Jahr auf Neue freue ich mich wie ein kleines Kind, am Straßenrand zu stehen und zuzusehen, wie die bunt geschmückten Wagen einer nach dem anderen die Straße langsam herunterfährt, während kleine Wichtel und Engel einem freundlich zulächeln.
Zum ersten Advent wird feierlich die erste Kerze angezündet und selbstredend erschallt weihnachtliche Musik aus dem CD- Player. Gestern, während ich dicke rote Kerzen, mit frischem und erdig riechendem Moos in Tontöpfe gesetzt habe und mit Holzsternen und kleinen herzförmigen Anhängern versehen habe, lief im Hintergrund weihnachtliche Musik von Peter Alexander. Den kennt kaum noch jemand und ehrlich gesagt, habe ich ihn zuletzt als heranwachsendes junges Mädchen, im Hause meiner Eltern gehört. Meine Mutter war ganz vernarrt in Peter Alexander und ich unweigerlich auch! Zu meinen schönsten Erinnerungen gehört zweifelsohne der gemeinsame Fernsehabend, mit weihnachtlichem Gebäck und heißem Punsch, während in der Flimmerkiste die Peter Alexander Weihnachtsshow lief. Vor zwei Tagen fand ich dann diese CD von ihm auf dem Grabbeltisch und hab sie gleich mitgenommen. Und als dann gestern die ersten Töne direkt in mein Herzzentrum gelangten fühlte ich mich um Jahre zurückversetzt.
Ja, ich gebe zu, keine Zeit erfüllt so sehr meine romantisch verklärten, sentimentalen Gefühle , mit einem Hauch an kindlicher Naivität ,wie die Weihnachtszeit und , ob es nun anderen gefällt oder nicht, ist mir ehrlich gesagt absolut egal. In und um mein Haus sieht es immer aus, als würden wir direkt irgendwo in der Lappländischen Pampa leben. Das einzige, was noch fehlt, ist der Schnee.
Ich handle da ziemlich egoistisch und vor lauter Übereifer, es meinen Lieben so schön wie nur irgend möglich zu machen, merke ich manchmal gar nicht, dass ich vielleicht mit meinen ganzen Aktionen andere nerve. Nicht jedem ist die Weihnachtszeit so wichtig wie mir und auch nicht jedes Mitglied meiner Familie verfällt in Entzücken, wenn die Kerzen brennen, die Musik ertönt und es im Haus nach Zimt und Mandeln riecht.
Ich weiß das sehr gut und, obwohl ich es weiß, handle ich wieder eines besseren Wissens pünktlich mit dem adventlichen Glockenschlag. Da nützt weder der tiefliegende Augenaufschlag meines Mannes noch das manchmal tiefe Seufzen meiner Kinder etwas. Mein Herz ist in dieser Zeit, wie ein riesengroßes Scheunentor, weit geöffnet. Ich berausche mich an allen weihnachtlichen Düften, kann mich kaum sattsehen an den weihnachtlich geschmückten Häusern und der bunt beleuchteten Innenstadt und Einkaufzentren, vollführe beinahe einen Freudentanz, wenn ich vor Entzücken vor weihnachtlicher Kulisse stehe und freue mich diebisch auf den Heiligen Abend. Aus jedem Knopfloch versprühe ich weihnachtlichen Esprit. Ich bin so sehr damit beschäftigt, diese Zeit als etwas ganz Besonderes zu sehen, dass ich manchmal vergesse, das weniger oft mehr ist. Ganz zu schweigen von dem Gefühl am Ende vielleicht enttäuscht zu werden, weil alle andern gar keine Lust auf Weihnachten haben und meinem verklärtem Tempo nicht mehr folgen möchten. Meine Kinder sind allesamt erwachsen. Wieso also sollten sie Lust haben mit mir am weihnachtlich gedeckten Tisch zum ersten oder zweiten Advent zu sitzen und an selbstgebackenen Kekse zu knabbern?
Manchmal frage ich mich, würde es Noten für weihnachtliches Brimborium geben, wie würde meine Familie mich wohl benoten? << Sie hat sich stets bemüht<< oder doch eher << In allem, was sie tat, war sie vorbildlich und perfekt? <<
Neulich hab ich etwas über Achtsamkeit und Gelassenheit gelesen. Da stand, man sollte die Wünsche anderer stets respektieren und achtsamer im gemeinsamen Umgang sein. Nichts erzwingen, nicht immer nur perfekt sein wollen, sondern, auch mal fünf gerade sein lassen. Leben und leben lassen, riet der Autor. Ein wundervoller Gedanke und vielleicht sollte ich diesen guten Ratschlag beherzigen und in dieser bevorstehenden Weihnachtszeit alles auf mich zukommen lassen. Und wer weiß, vielleicht überrascht mich dann doch das eine oder andere Familienmitglied mit einer ganz eigenen Idee und weihnachtlichem Glanz.
In diesem Sinne
Euch allen eine wundervolle Weihnachtszeit.
Herzlichst eure Lilo