Lilo David 

Ihre Reise kann beginnen 

 Vom Schenken und dem Beschenkt werden oder eine kleine Weihnachtskolumne. 


 

Bevor die Glöckchen hell erklingen, der Festtagsbraten angeschnitten, die Geschenke ausgewickelt und wir alle müde in den Seilen hängen, sollte es doch noch von mir eine Kolumne geben.

Tja, was schreibt man so kurz vor dem Fest der Feste? Liebe Weihnachtsgrüße, Anekdoten aus dem Leben und über zauberhafte Momente unterm Tannenbaum? Nein, nichts von alledem. Ich beschränke mich heute auf das unwichtige Wichtige. DEM SCHENKEN:

 Neulich habe ich in einer Zeitschrift gelesen, warum wir Menschen uns überhaupt etwas schenken. Abgesehen natürlich von der Tradition, zu Weihnachten, seinen Lieben etwas unter den Tannenbaum zu legen, gibt es da noch ganz profane und, wie ich finde interessante Aspekte.  Einige, die beschenken wollen Freude bereiten, andere Kontakte pflegen.  Das mit den Kontakten war mir neu und umso erstaunter bin ich über die Erkenntnis, dass das Schenken nicht immer nur etwas mit Zuwendung und Liebe zu tun hat.

Geschenke wirken wie ein sozialer Kit. Schön, wenn man davon reichlich besitzt.  Wenn man andere beschenkt geht es darum,  Beziehungen herzustellen oder aufrecht zu erhalten - unabhängig von Zeit und Ort.  Darin sind sich Ethnologen, Soziologen und Historiker einig. Wenigstens hier scheint man einer Meinung zu sein, auch das finde ich beruhigend.

Der Beschenkte fühlt sich dem Schenkenden verpflichtet, sagen diejenigen, die das Schenk- Verhalten jahrelang untersucht haben und herausfinden wollten, was Menschen dazu bewegt, andere zu beschenken. Komisch, bisher hab ich andere beschenkt, weil ich ihnen eine Freude bereiten wollte. Nie und nimmer hätte ich bewusst dahinter eine Absicht gesehen, den Beschenkten an mich zu binden und ihn mir gegenüber ein Pflichtbewusstsein entwickeln zu lassen. Aber gut. Nicht alles, was Wissenschaftlicher herausfinden muss auch komplett richtig sein. Vielleicht gibt es unter all den  Verpflichtungen, die ein Mensch dadurch eingeht doch so etwas wie einfach Freude und das Schenken, der Freundschaft wegen. Es wäre zu wünschen!

Durch das Schenken können Freundschaften gestärkt oder sogar Frieden bewahrt werden. Letzteres sollten sich vielleicht unsere Herren und Damen der Weltpolitik hinter ihren Spiegel schreiben. Einfach ein Geschenk zur rechten Zeit- natürlich eines das gefällt und sinnvoll ist und schon kann die Menschheit auf Frieden hoffen und darauf, dass nicht wieder irgendwo ein unnötiger Krieg ausbricht. Wie ich finde, ein sehr schöner Gedanke, der jedoch glaube ich, eher zu den Mythen der Wissenschaft gehört.  Ein Teller mit Wappen und Gravur wird nie verhindern, dass sich zwei Nationen  vertragen, wo sonst nur Missgunst und Zorn herrscht.  Wobei, auf einen Versuch käme es vielleicht doch an!

Wir Menschen schenken gerne. Das ist Tatsache. Ob nun zu den Geburtstagen, zu Ostern oder wie jetzt zu Weihnachten. Man kauft und beschenkt andere, um demjenigen zu zeigen, „ du ich mag dich „  Natürlich müssen es nicht immer sündhaft teure Geschenke sein. Dieses maßlose Kaufen und das unnötigerweise überladene Schenken, das Streben nach dem einzigartigen und einmaligen Geschenk, halte ich für völlig übertrieben. Manchmal sind Kleinigkeiten viel mehr und sagen weitaus mehr über den Schenkenden und Beschenkten aus, als man es erahnt.  Nicht jedes Geschenk zeugt davon, dass sich der Schenkende auch wirklich Gedanken über die Person gemacht hat, die er beschenken will. 

In den letzten Wochen las ich sehr oft, dass der Deutsche einfallslos wird und lieber zu Gutscheinen und Konzert- Musical- Karten greift.  Umso beeindruckender fand ich dann eine Marktforschungsanalyse ,  die anscheinend zu ganz anderen Ergebnissen kam.  Sieht man sich die Zahlen an, so stellt der Einzelhandel fest, dass eigentlich das Schenken 2017 sich gar nicht so weit vom Schenken anno dazumal oder vom Vorjahr unterscheidet. Klar, wird es immer Menschen geben, die den bequem Weg wählen und die Leitungen ihres Rechners bis aufs Äußerste ausreizen. In einer statistischen Zusammenfassung haben Marktforscher herausgefunden, dass im Jahre 2016 das Buch, immerhin mit  38%, der große  Renner war. Und ich glaube auch, dass es dieses Jahr ähnlich ist, wenn ich an die Schlangen an den Kassen zurückdenke,  die ich vor zwei Tagen genießen durfte. Zwei Bücher und eine halbe Stunde Wartezeit. Gefolgt wird das Buch übrigens ganz dicht von Spielwaren, und zwar mit 34%. Natürlich sollen und wollen die Kinderaugen  mit den Weihnachtskerzen um die Wette strahlen und mal ganz ehrlich?  Was wäre für Kinder ein Weihnachtsfest ohne ihr geliebtes Spielzeug? Nur halb so schön.

 Was mich jedoch am meisten erstaunt, dass man sich gerne Kleidung unter den Tannenbaum legt. Mit 29 %  Punkten immerhin noch ganz weit vorne.  Ehrlich, damit hab ich vor vielen Jahren aufgehört, nachdem ich alles tauschen dufte, was wir unserer Tochter an Kleidung unter den Baum gelegt hatten. Vielleicht wäre es heute machbar. Mit den Jahren hat sich unser Geschmack doch halbwegs wieder zueinander bewegt und manches, was ihr gefällt, gefällt auch mir und umgekehrt.   

So ist es mit dem Schenken und beschenkt werden. Es bleibt schwierig und mitunter wird es zur reinen Glückssache! Was man kauft, nicht kauft, womit man andere beschenkt und glücklich macht, ist letztendlich jedem selbst überlassen. Ich für meinen Teil schenke gerne mit Herz und Verstand, wobei ich manchmal auch den Verstand unbeachtet lasse und dann doch mehr mit dem Herzen kaufe. Eine kluge Person hat mir vor unendlich vielen Jahren einmal leise zugeflüstert: << kaufe mit den Augen derer, die du beschenken willst. Nicht, was du schön findest, muss dem anderen gefallen<<.

Ich weiß nicht, ob ich es immer und überall beherzige. Aber zur Not helfen auch Ohren, Augen und ein aufmerksames Zuhören. Dann wird es mit dem Schenken schon irgendwie klappen.  

Das Gute ist ja, dass Weihnachten nicht einmalig ist.  Jedes Jahr auf Neue haben wir die Gelegenheit es besser zu machen, anders zu machen und irgendwann  vielleicht auch so, dass wir anfangen können Weihnachten in seiner vollen Pracht zu genießen.

Weihnachten ist kein Gegenstand. Es ist nichts, was wir anfassen können. Weihnachten ist ein Gefühl uns sonst nichts und etwas, was ganz alleine nur in unserem Herzen stattfinden kann.

Ich wünsche allen ein offenes Herz für die schönen Dinge dieser Zeit.

 

In diesem Sinne herzlichst eure Lilo .

 

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