Lilo David 

Ihre Reise kann beginnen 

Vom Tratschen, Lästern und Schwindeln, oder die wundervollen DREI

als Kolumnisten ist man  immer auf der Suche nach geeigneten Themen, die man selbstredend  amüsant, oder auch schon mal gelegentlich ironisch verpackt dann ungefragt anderen als Lesestoff anbietet. Es geht auch gar nicht anders. Wer glaubt, dass die Themen bei uns nur so sprudeln der irrt. Unser Alltag ist manchmal ebenso beschaulich und langweilig wie der eines jeden anderen und nicht alles, was einen auf- oder erregt bietet genügend Stoff, um darüber zu schreiben. Sprich; man kann nicht immer aus dem Vollen schöpfen und etwas aus dem Hut zaubern. Man braucht schon hin und wieder Hilfe, oder eine gute Portion Glück.

Genau dieses Glück traf mich am Samstagabend. Mein Herzblatt und ich waren zu einem runden Geburtstag. Zu solchen Anlässen trifft man auf gute Freunde, auf Menschen, die man schon irgendwann und irgendwo gesehen hat und natürlich auch auf solche, denen man noch nie zuvor begegnet ist. Das Schöne ist, dass es an solchen Abenden überhaupt gar nicht stört, dass man sich womöglich noch nicht kennt. Es findet sich immer irgendein Thema über das man redet und ist im wahrsten Sinne des Wortes angestrengt bei der Sache. Die Kunst des Small Talk ist eine Kunst, die  jeder beherrschen sollte. Sie erleichtert das Leben in Gesellschaft nicht nur ungemein, sondern bringt hin und wieder wahre Schätze zum Vorschein.

Wussten Sie, dass die Liebe für den Menschen nach wie vor ein wichtiges Thema ist, jedoch das dem Menschen, die Möglichkeit zu schwatzen und zu lästern noch wesentlich wichtiger ist. Wer hätte das gedacht. Das jedenfalls behauptete unsere Gastgeberin in ihrer Rede und ehrlich gesagt, hat es mich ziemlich verwundert. Also, was lag da näher meine Mitmenschen und deren Gespräche etwas intensiver unter die Lupe zu nehmen. Und was soll ich Ihnen sagen; Sie hat Recht!

Was wird neben tanzen und palavern am meisten bei einer Feier gepflegt?

DAS TRATSCHEN ,LÄSTERN UND SCHWINDELN

Da rottet man sich zusammen , quasselt wild durcheinander , handelt Themen ab, über die man sonst nicht spricht oder,  nur hinter vorgehaltener Hand und irgendwann beginnt man auch über die zu lästern, die entweder nicht da sind, oder sich gerade auf dem stillen Örtchen befinden. Wohlgemerkt, nie gemein und nie unter der Gürtellinie. Man tut es  immer und überall und manchmal sogar ohne, dass es einem so richtig bewusst wird.

Wer kennt es nicht, diese gelegentlichen Besuche im Friseursalon. Schon, wenn man den Laden betritt hört man lautes Geschnatter und ist man erst mal an der Reihe dauert es auch gar nicht lange bis man in bester Redemanier mit der  Friseurin seines Vertrauens einträchtig verbunden ist. Nicht selten passiert es, dass man von der Frisur einer bekannten Schauspielerin am Ende bei der seiner Freundin endet, die wirklich ihren Friseur wechseln sollte, weil sie immer schrecklich altbacken aussieht.  Von gelegentlichen Abschweifen ins Liebesleben, ob nun das eigene oder das einer Bekannten mal ganz abgesehen. Oder, man steht am Auto, verpackt gerade seinen gesamten Wochenendeinkauf und genau in dem Moment steht die Mutter der Freundin deiner Tochter vor dir. Eigentlich will man sich nur kurz einen guten Tag wünschen und am Ende hat man eine Stunde schwatzend am Auto gestanden und wirklich alle Themen abgehakt, die einem in den vergangenen Wochen beschäftigt haben. Sei es, dass man sich über die Lehrer ausläst, über das eigene Kind, auch das kommt vor, über andere Mütter, die einem schon lange den letzten Nerv rauben oder einfach nur über seinen eigenen Mann, den man manchmal nach Timpuktu wünschen könnte. Und meine wehrte Damen, glauben Sie ja nicht, wenn ihr Mann sagt, dass er nur in der Garage war , um nach etwas zu suchen, dass er das tut ohne die Gelegenheit beim Schopfe zu packen und mit dem Nachbarn, der gerade vorbeikommt nicht doch über dies und das zu schwatzen. Männer tratschen übrigens viel mehr und ausdauernder als Frauen. Auch eine Neuigkeit, die mich überrascht hat. Aber so ist es. Natürlich würden sie es nie von alleine zugeben und vehement abstreiten und dennoch tun sie es und zwar mit wachsender Begeisterung. Ist Ihnen noch nie aufgefallen, dass, wenn ihr Mann aus der Garage oder dem Einkauf zurückkommt, dass er plötzlich Dinge weiß, wovon Sie noch nicht mal die blasse Ahnung hatten. Da hört man schon mal Sätze wie>> wusstest du, dass sich die Müllers getrennt haben? ………oder , Du, die Meyers haben gar kein neues Auto, das ist nur geleast.

Gut, Frauen und Männer schwatzen und tratschen anders, was eindeutig  daran liegt, das unsere Interessen,  was für uns wichtig und unwichtig ist eine vollkommen andere ist. Und, sollen wir uns nun  in Grund und Boden schämen, nachdem Wissenschaftler uns den Spiegel vors Gesicht halten und wir wissen, dass wir Menschen die reinsten Tratsch- und Lästermäuler sind?  Um Gottes willen Nein! Warum denn. Es menschelt überall. Denn das Gute daran ist, dass die Wissenschaft uns ja  nicht nur unsere negativen Verhaltensweisen aufzeigt, sondern, uns auch gleich prompt eine wunderbare Entschuldigung dafür liefert, dass wir so sind, wie wir sind.

Menschen tratschen, lästern und lügen, weil sie es tun müssen und eine Gesellschaft ohne dem nicht funktionieren würde.

Mensch, da fällt mir aber ein Stein vom Herzen. Wirklich ganz ehrlich. Wer möchte schon Schuld daran sein, dass unser Miteinander durch Wahrheiten und Nichtlästern gestört ist. Also ich jedenfalls nicht. Und von daher können wir munter und lustig  weiter schwatzen, tratschen, lästern und lügen bis sich die Balken biegen.

Wäre da nicht doch so ab und an dieses leise und manchmal nicht zu überhörendes schlechte Gewissen. Das immer dann zum Vorschein kommt, wenn man mal so richtig über jemanden ab gelästert hat und  man kurze Zeit später genau diesen Menschen trifft. Bei mir leuchtet es da schon in großen Buchstaben auf „ DU GEMEINE; DU „  Das Irrwitzige ist jedoch, dass wir nie miteinander darüber reden. Auch das gehört zu einem gesunden Miteinander. Das Lästern schadet im Grunde niemanden und kleine Lügen erleichtern den Alltag.  Wenn jeder wüsste, wie  oft über einem selbst gelästert wird, würden wir so  manches Mal mit roten Ohren und einem eigenwilligen Gefühl zum nächsten Geburtstag, Kaffeekränzchen, oder zur Arbeit gehen.  Und mal ehrlich, wer möchte bei der Frage, ob man gut aussieht wirklich die reine und nichts als die Wahrheit hören?

Dank Wissenschaftler, die sich gerne und über Jahre all diesen wichtigen gesellschaftlichen Fragen widmen, wissen wir mittlerweile, dass kleine Lügen im Alltag wichtig sind. Sie erleichtern das Leben und halten uns gesund. Jawohl auch das ist wissenschaftlich bewiesen. Wer immer nur die Wahrheit sagt würde irgendwann in der Psychiatrie landen. Und Menschen, die nie Lästern und Tratschen würden irgendwann zu Einsiedlern mutieren. . 

Also belassen wir es doch einfach dabei. Denn auch, wenn das Lästern und das Lügen mir ein schlechtes Gewissen macht und an meiner moralischen Grundfeste zerrt, ist es jedoch für mich als Vollmitglied einer Gesellschaft immens wichtig. Es nutzt mir also gar nichts es nicht zu tun.

Es sei dann ich möchte irgendwann völlig verrückt und vereinsamt und mit mir als einzigen Gesprächspartner meine imaginären Gute- Mensch- Engelchen an der Wand zählen.

Nein.  Da halte ich es wie jeder andere auch und tue genau das, was meine Freundin am Samstag  mit lieben Worten umschrieben hat:  Das einzige was dem Menschen wichtiger ist als die Liebe, ist  das Lästern.

Mea Culpa  

herzlichst eure Lilo 

   

 

 

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