Lilo David 

Ihre Reise kann beginnen 

 

Vom Sollen, Müssen und Sein.

 


Wenn's Arschl brummt, is 's Herzl g'sund“ stand auf einem Holzbrett, das angenagelt an der sonst weißen Wand im Klo meiner Eltern hing. Jedes Mal, wenn ich es sah, musste ich schmunzeln – schon wegen der bayerischen Mundart, und weil ich es irre witzig fand. Ich erinnere mich überhaupt daran, dass es bei uns zuhause viele solcher kleinen Holzbrettchen gab, die unbeachtet an Küchen- oder Flurwänden ein tristes Dasein führten. Lebensweisheiten nannte meine Mutter sie. Und irgendwie hatte sie damit vollkommen Recht. Es gab für jede Lebenslage irgendwo immer ein passendes Brettchen, das mir auf nette Art mitteilte, wie das Leben so läuft. Wenn ich frühmorgens am Frühstückstisch saß, konnte ich lesen: Morgenstunde hat Gold im Munde. An der langen Wand im Flur hingen gleich drei Brettchen. Und noch bevor ich die Wohnung verließ, ermahnte mich ein weiteres mit dem netten Hinweis: Was du nicht willst, das man dir tu, das füg' auch keinem anderen zu! Richtig, dachte ich jedes Mal, und wer weiß, vielleicht bin ich deshalb ein Mensch, der andere so behandelt, wie ich es für mich selbst beanspruche.

Überhaupt fand ich diese kleinen Lebenshilfen ziemlich hilfreich. Immer dann, wenn ich in meinem jugendlichen Wahn vergaß, meine schlechte Laune eben nicht schon am Morgen an anderen auszulassen. Immer dann, wenn ich mich mal wieder ungerecht behandelt fühlte, und ebenso in den Momenten, in denen ich glaubte: Keiner mag mich. Irgendwie schafften es diese kleinen Weisheiten immer wieder, meine Sichtweise geradezurücken. Am besten gefiel mir jedoch das Brettchen mit der Aufschrift: Ein Lächeln am Morgen vertreibt Kummer und Sorgen. Und so lächelte ich an manchen Tagen, was das Zeug hielt.

Die Zeit der Brettchen ist längst vorbei, und mittlerweile weiß ich, dass sie nicht der Weisheit letzter Schluss sind und mit Sicherheit kein Allheilmittel. Und trotzdem wünschte ich mir an manchen Tagen meine heißgeliebten Brettchen zurück.

Wäre es nicht eine wunderbare Vorstellung, morgens aufzuwachen, und noch bevor du den Tag beginnst daran erinnert zu werden, wie du sein wolltest und doch oftmals gar nicht bist, weil dich dein eigenes Brett vorm Kopf daran hindert? Wenn ich gleich beim Aufstehen, noch bevor ich die erste Tasse Kaffee getrunken, die Zähne geputzt und mich in meine Klamotten geworfen habe, lesen könnte „“ Sei immer so wie du möchtest das andere zu dir sind“ , würde es vielleicht meiner Vergesslichkeit auf die Sprünge helfen. Aber ebenso wenig, wie ich anderen oder meinem Partner die Schuld daran geben kann, dass ich manchmal anders handle als es notwendig und wichtig wäre,   kann ich fehlenden Brettchen die Schuld zuschieben. Wenn, dann gilt es sich den Schuh selbst und alleine anzuziehen.

Stimmt. Nun könnte so mancher sagen: „ Nicht jeder Schuh muss passen“. Und glauben Sie mir. Davon weiß ich eine Menge. Kaufen Sie mal  schicke Damenschuhe  in Größe 43.

  Aber man  kann  auch falsch reagieren mit Nichts an den Füßen als der nackten Haut. Nämlich immer dann, wenn es um Dinge geht, die wir anstelle mit dem Verstand mit dem Herzen angehen. Und abgesehen davon, ob man ein Freund von bunten Lebensweisheiten ist oder nicht. Selbst wenn das Brett die Größe einer Mega-Leinwand besäße, würden wir es in dem Moment weder sehen noch sehen  wollen.

Und das ist auch gut so.

Gut. Weil wir nämlich eines sind:

MENSCHEN 

als solcher darf ich wütend, zornig, unbeugsam, launisch, liebenswert, aufbrausend, chaotisch, strebsam, unachtsam und eigensinnig sein. Ja . Sogar dumm und blöde ist völlig legitim.

Nichts ist  in Stein gemeißelt. Am allerwenigsten  die Tatsache wie wir zu sein zu haben..

Für falsche Rücksichtnahme, Zurückhaltung und dem berühmten Verbiegen und Brechen auf Teufel komm raus erhalten wir von niemandem eine Ehrenurkunde..

Und mal ehrlich.

Tut es nicht auch ab und an verdammt gut den Mund aufzumachen, die Sau herauszulassen, den alten Mist, der einem schon tagelang auf den Magen schlägt, einfach so hinauszuposaunen und seinem Gegenüber mal so richtig die Meinung zu geigen oder einfach mal so herrlich egoistisch zu sein.   DAS KANN RICHTIG GUT TUN UND WIRKT BEFREIEND

Aber nicht das  wir uns falsch verstehen.

Damit meine ich nicht, dass sich jeder nach Belieben  wie ein ungehobelter Klotz, ein  Idiot oder noch schlimmer als waschechter egoistisches A… loch  verhalten darf. Man sollte schon bestrebt sein ein faires und wohlwollendes Miteinander zu leben und dennoch ab und an sich ein wenig wichtiger nehmen, besonders wenn es einem hin und wieder die Hutschnur hochzieht.

Nicht immer ist die Lebensweisheit:

Reden ist Silber- Schweigen ist Gold

ein perfekter Ratgeber oder Garant für`s glücklich sein.

Heute Morgen habe ich bei meiner Recherche zu weisen Sprüchen   folgenden gefunden:

Wenn ich alt bin, möchte ich weder jung noch weise aussehen, sondern glücklich.

Und ja. Vielleicht sollte ich ganz einfach für alle Zeiten mir diesen Spruch auf meine Fahne schreiben. Warum mit einem selbst  hadern, wenn es mal wieder nicht so klappt wie es klappen sollte, wenn einem  mir vor lauter Zorn und Wut, Frustration oder Ärger die Spucke und Luft weg bleibt und man das Gefühl hat, wenn du jetzt nichts sagst wirst du daran ersticken…..

 Glück und Zufriedenheit  und wie man für sich ein gutes Miteinander definiert  ist und bleibt eine verdammt subjektive Sache.

Der eine braucht dazu weise Sprüche, ein anderer seinen  unverwüstlichen Humor und so mancher neigt dazu  auch mal  über die Stränge zu schlagen. Aber letztendlich zählt doch nur, dass Mann und Frau mit sich im Reinen sind. Auch dann, wenn es anderen nicht nach der Nase geht und in den Kram passt.   

Ich finde, jede hat sein  Recht darauf wie er zu sein hat, um glücklich zu sein.

Und mal ehrlich.

Möchten Sie wirklich damit  warten bis Sie alt sind?

 Ich auf keinen Fall.

Vielleicht sollten wir lernen selbst erschaffene Fesseln,  Lebensweisheiten, große Bretter vorm Kopf  und  Hindernisse des Lebens abzustreifen wie einen zu klein gewordenen Schuh. Auch wenn es nicht immer gesellschaftskonform ist, sich so zu verhalten.

Neulich hab ich gelesen:

Das Leben beginnt am Ende der Komfortzone.

Na also.

Also nichts wie runter vom Sofa , weg mit der  selbstgemachten Bequemlichkeit, dem sturen Denken und Handeln, dem perfekten Wunsch so zu sein wie andere einen gerne haben würden. Einfach mal die Dinge beim Namen nennen und sagen was man wirklich denkt.

Wir haben nur das eine Leben und das sollte man nach allen Regeln der Kunst leben und genießen

 In diesem Sinne

Herzlichst eure Lilo.

 

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