Wer hat Angst vor … oder, Pessimist oder Optimist?
In den letzten Wochen habe ich oft, wenn auch nur hinter vor gehaltener Hand, den Satz gehört: << Ja, ich habe Angst<< Angst ist ja an sich nichts Negatives. Jeder hat irgendwann schon einmal Angst empfunden. Dieses Gefühl lehrt uns vorsichtig zu sein und einmal mehr aufzupassen, als es vielleicht vonnöten ist. Zu einem Problem wird es nur dann, wenn die Angst anfängt uns zu lähmen und unsere Gedanken fest im Griff hat. Eine gute Bekannte meinte neulich, du darfst nicht zu pessimistisch sein. Das ist nicht gut und hindert dich daran nach vorne zu schauen. Stimmt, Pessimisten haben es eindeutig nicht einfach im Leben.
Der Pessimist schaut nie positiv nach vorne. Eher neigt er dazu Dinge und Gegebenheiten negativ zu sehen und sich dadurch sein Leben manchmal unnötigerweise zu verkomplizieren. Der Optimist hingegen lacht auch noch dann, wenn der Pessimist schon längst die Strauß - Methode angewendet und seinen Kopf tief in den Sand vergraben hat. Optimisten werden hundert Jahre alt und gewinnen auch schwierigen Situationen noch etwas Positives ab. Pessimisten hingegen laufen Gefahr an Magengeschwüren zu erkranken und früh zu sterben. Also, was lehrt uns das? Richtig! Immer schon positiv sein und die Ängste und Sorgen wegzudenken. Denn wir wissen ja, Optimisten sind lösungsorientiert, Pessimisten sind problemorientiert. Und, wer will sich schon ständig mit Problemen beschäftigen? Schlussendlich ist das Leben doch wunderschön und ein lächelndes Gesicht schaut einfach freundlicher aus.
Aber, was, wenn einem in Anbetracht der derzeitigen Weltsituation nicht zum Lachen zumute ist? Gilt man dann schon als Pessimist oder doch eher als nüchterner Zeitgenosse, der sich von den schönen Dingen, die zweifelsohne noch am Wegesrand vorhanden sind, eben nicht blenden lässt?
Ganz ehrlich. Von mir selbst würde ich salopp behaupten, dass ich durch und durch eigentlich ein eher optimistisch veranlagter Mensch bin. Es passiert selten, dass ich alles grau in grau sehe und keinen Weg finde, um wieder nach vorne zu schauen. Aber ich gebe auch zu, dass ich hin und wieder ebenso gut negative Gedanken hege und es mir schwerfällt, alles, um mich herum positiv zu sehen. Ist es unnötige Panikmache, wenn ich offen zugebe, dass mich manche Politiker zu Tode ängstigen und ich ihnen nicht über den Weg traue? Dass mich manche politischen Entscheidungen um den Schlaf bringen und ich sorge darüber empfinde, dass die Gräben zwischen westlich geprägter Weltanschauung und dem Orient noch weiter aufklappen und vielleicht irgendwann zu einem unüberwindbaren Hindernis werden können, dass mich „ braunes, nationalistisches Gedankengut „ ängstigt und mich ein Herr Trump nicht nur wütend macht , sondern mir Sorgenfalten ins Gesicht treibt?
Im Freundeskreis hatten wir vor einigen Wochen eine Diskussion über die gesellschafts- politischen Veränderungen. Mehr als einmal musste ich mir den Vorwurf gefallen lassen nicht alles so schwarzzusehen << es wird schon keinen neuen Krieg geben, << war die allgemeine Meinung und als besonderen Schmankerl tönte es, << nichts wird so heiß gegessen, wie gekocht. <<
Auch das stimmt auffällig. Aber, wir erinnern uns. Ein gewisser Herr Ulbricht hat auch damals laut tönend versprochen<< niemand hat die Absicht eine Mauer zu bauen<< und dann hatten wir den Salat und unser Land wurde kurzerhand in zwei Hälften geteilt. Hat es mich geängstigt? Nein. Erstens war ich noch viel zu klein, gerade mal geboren und zum anderen, kannte ich es nicht anders. Die Teilung meiner Heimat war für mich ebenso normal, wie der tägliche Sonnenaufgang. Natürlich ist es gut, dass die Geschichte eine andere Wendung genommen hat und wir heute auf ein Land blicken, dass um einige Bundesländer reicher geworden ist. Dennoch hindert es mich nicht daran gewisse Entwicklungen eher negativ zu empfinden. Und ich möchte verdammt sein, wenn mich das schon zu einem Pessimisten mutieren lässt.
Eine Freundin meinte, während wir uns unsere Köpfe heiß redeten << Mensch, erinnere dich daran, wie es damals war und welche Angst wir hatten, als Reagan Präsident wurde. Da schaffen wir den Trump auch noch<<
Ja, auch damit hat Sie zweifelsohne Recht. Als Reagan an die Macht kam, war ich zwanzig und politisch ziemlich aktiv. Wir hatten schon den Erdnussfarmer Carter gut überstanden. Und, wenn wir ehrlich sind, ging von diesem Mann auch nie eine Gefahr aus. Da war der Vorzeigecowboy schon ein ganz anderes Kaliber. Mit Colt und in bester Western Manier, als wäre sein Amt eine Rolle in einem zweitklassigen Western und wir, die Indianer, die es galt in ihre Schranken zu weisen, ritt er im Galopp durch seine Amtszeit und wir von einer Friedensdemo zur nächsten. Wir haben Bush Senior stoisch ertragen und bei Clinton waren wir uns alle sicher, solange er sich mehr für seine Affären interessiert, als für die Weltpolitik fahren wir in sicherem Fahrwasser. Bush Junior hat uns das Fürchten gelehrt und durch seine unbedachten Aktionen schon öfter die Schweißperlen auf die Stirn getrieben. Aber auch das hat die Welt überlebt. Barak Obama ein Vorzeigepräsident und Hoffnungsträger für alle unterdrückten Völker und ein Garant für sichere Zeiten. Von mir aus hätte der noch Jahrzehnte regieren können. Und dann kam Trump. Was mir zu diesem Präsidenten einfällt, darf ich gar nicht öffentlich schreiben. Nur so viel, dass mir dieser Präsident mehr Angst macht und Schweißperlen ins Gesicht treibt, als alle andere zuvor. Wer sich benimmt, wie ein Kleinkind, dem man sein Spielzeug entwendet hat und beleidigt reagiert, dem darf man nicht trauen und schon gar nicht die Geschicke der Welt überlassen.
Sind meine Sorgen berechtigt oder bin ich doch nur ein hoffnungsloser Pessimist geworden und sehe die derzeitige Welt nur noch schwarz und weiß?
Ich möchte gerne, und zwar jeden Tag aufs Neue daran glauben, dass sich alles in Wohlgefallen auflöst, dass Trump uns nicht an die Grenze eines Krieges, welcher Form auch immer , drängt, dass wir lernen miteinander zu reden, auch, wenn uns politische und kulturelle Welten trennen, dass die Menschheit sich endlich zusammenrauft und wir uns nicht gegenseitig zerfleischen, dass es irgendwann so sein wird, dass es weder Völker gibt, die unterdrückt noch verfolgt werden und das wir alle friedlich auf unserem Planeten leben können, dass wir Andersdenkende respektieren und jeden das Recht zugestehen, so zu sein, wie er leben möchte. Ich wünsche mir, dass wir für kommende Generationen unsere Welt, sauber und friedlich hinterlassen und Grenzen und Gräben überwunden werden können. Ja, ich möchte eher Optimist als Pessimist sein und daran glauben, dass weder ein Herr Trump noch sonst irgendjemand seine Macht dazu nutzt, die Welt in einen Abgrund zu stoßen.
Böse Zungen würden jetzt behaupten, ich bin weder Optimist noch Pessimist, sondern eher ein Träumer und Idealist. Dem möchte ich nicht widersprechen und antworte ganz frei mit folgendem Liedtext:
Wunder gibt es immer wieder. Heute oder morgen können sie geschehen.
Wunder gibt es immer wieder. Wenn sie dir begegnen musst du sie auch sehen.
In diesem Sinne
Herzlichst eure Lilo