Lilo David 

Ihre Reise kann beginnen 

Zwischen den Jahren......................



 

Schön war’s. Ich meine unser Weihnachtsfest. Alles war wie es sein sollte. Kein Streit, keine Disharmonie und die Familie vereint neben dem Weihnachtsbaum.  Es war gut so wie es war. Und ja. Ich liebe Weihnachten und alles was damit verbunden ist.  Und jetzt, wo die Plätzchen erkaltet, die Geschenke ausgepackt und das Festessen verdaut ist, kommt die Zeit, die ich für mich als die Schönste empfinde. Und das, obwohl ich ein ausgesprochener Weihnachtsmensch bin.

 Die Zeit zwischen den Jahren hat schon etwas ganz Besonderes. Hektik und der Stress der vergangenen Wochen sind vorbei. Befürchtungen, ob die Geschenke dieses Mal den Geschmack getroffen haben sind einer glücklichen Zufriedenheit gewichen, der Kühlschrank leert sich allmählich und zurück bleibt die Erinnerung an ein wundervolles Beisammensein am schön gedeckten Tisch. Die Angst, man könnte mal wieder viel zu wenig eingekauft  haben war wie immer unbegründet und selbst die misslungene Soße zum Weihnachtsbraten juckt einen nicht mehr.  Wobei misslungen war sie gar nicht. Ungewöhnlich, exotisch und fremdartig für manchen Gaumen. Wie auch immer. Die Flasche Ketchup und Mayonnaise unterm Tisch habe ich sehr wohl bemerkt. Sei`s drum. Im nächsten Jahr gibt es bestimmt wieder ein erneutes Experiment.  Rund herum war und bin ich glücklich und zufrieden.


Ja. In der Tat kann ich mich glücklich schätzen. Ein jedes Jahr aufs Neue werde ich mit dem Schönsten aller Geschenke bedacht. Keine Reichtümer, Brillanten oder Säcke voller Geld ( wobei für letzteres hätte ich schon eine Verwendung ) könnten mir lieber sein, als das Zusammensein mit meiner Familie.

Und dennoch bin ich auf einer gewissen Weise froh, wenn die Weihnachtstage vorüber sind und sich eine gewisse Normalität einstellt. Wobei so ganz normal sind die Tage zwischen den Jahren nicht.

Ich weiß nicht, ob es immer nur mir so geht. Doch ich empfinde  diese Zeitspanne als Chance einer inneren Einkehr. Schon, wenn das letzte Weihnachtslied verklungen , die letzte Weihnachtsmahlzeit ihrem natürlichen Verdauungsprozess entgegensieht und man zum allerletzten Mal für dieses Jahr auf ein gelungenes Fest angestoßen hat, vollzieht sich in mir eine innere Wandlung.


Die Tage zwischen den Jahren sind anders. Leicht und federnd kommen sie daher. So leicht, dass man sie kaum spürt. Und doch sind sie da und schmiegen sich ganz sacht in meine Gedanken. Hüllen mich in ein leichtes und doch wärmendes Kleid. An dieser Stelle sei mein Hang zu schmachtender Poesie einmal erlaubt. Auch, wenn es kitschig und altbacken klingen mag. Zwischen den Tagen bin ich  halt romantisch, verklärt und mit einer leichten Melancholie gesegnet. Im schlimmsten Fall umarme ich alle, die mir nahe sind. Was soll`s.

Wer mich kennt, weiß, dass der Anfall bald dem schnöden Alltag weichen wird.

Und doch kann ich nicht anders. Liebevoll denke ich an die vergangenen Tage. An meine Lieben und an diejenigen, die vielleicht nicht so sehr vom Glück gesegnet sind wie ich. Ich erfreue mich daran, dass es meinen Freunden gut ging und ein jeder für sich seinen Frieden mit sich und der Welt gefunden hat.

Ich mag die Stille der kommenden Tage. Das Gefühl sich innerlich auf Neues vorzubereiten und gleichzeitig das Alte zu verabschieden. Ich mag den Gedanken, dass das neue Jahr  vielleicht besser werden könnte als das jetzige, oder, auf alle Fälle anders. Ich mag es zu glauben, dass ich  Fehler nicht mehr begehe und ich klüger als im vergangenen Jahr handeln werde.  Doch vor allen Dingen mag ich die Ruhe und Zufriedenheit, die plötzlich überall zu spüren ist. Die Tage zwischen den Tagen haben für mich eine wundervolle Magie und es kommt mir so vor, als wäre die Welt  zwischen den Jahren ein klein wenig freundlicher und liebenswerter.

Und wie immer versuche ich sie festzuhalten, diese Zeit.  Dann wünsche ich mir, sie möge mich noch ein wenig begleiten, in mir nach klingen und nicht allzu rasch verschwinden.

In den Tagen zwischen den Jahren sind die Sorgen  unsichtbar und die großen und kleinen Erwartungen schlafen noch friedlich. Mit großen und glitzernden Buchstaben stehen die Hoffnung und der Glaube, dass im nächsten Jahr alles besser wird, vor der Tür.  Und ich finde, dieser Gedanke hat doch etwas sehr Tröstliches an sich.

Erich Kästner sagt dazu:  Wird`s besser? Wird`s schlimmer? Fragt man alljährlich. Seien wir ehrlich: Leben ist immer lebensgefährlich.

 

In diesem Sinne

passt schön auf euch auf.

Herzlichst eure Lilo.

 

 

 

                     

 

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