Lilo David 

Ihre Reise kann beginnen 

Ode an die Freundschaft

Wer möchte sie nicht, die eine wahre Freundschaft. Freunde oder zu mindestens eine einzige Freundin oder Freund, mit der/dem man durch dick und dünn durch das Leben geht, sich alles verzeiht, sich nie gram ist und auf die/ den man sich 100 % und das in allen Lebenslagen und Stürmen verlassen kann?  

Einfacher gewünscht als getan. Denn, wie bei vielem im Leben steht hier der Wunsch weit ab von der Realität. Bei einer Umfrage im Juli 2019 gaben immerhin 26 % der Befragten an, aktuell zwei beste Freunde in ihrem Leben zu haben. Allerdings sagten auch ganze 9 % der befragten Deutschen aus, dass sie aktuell keine Freunde haben.

Freundschaften zu haben, zu finden und sie zu halten scheint also doch ein verdammt schwieriges Unterfangen zu sein und nicht jeder ist im Leben mit Freunden gesegnet

Ich glaube ja, mit Freundschaften verhält es sich wie mit manchen Partnern. Da gibt es die, wo man von Anbeginn der ersten Begegnung wahrhaftig mit Herz und Verstand verbunden ist. So eine Freundschaft hält wahrlich alle Stürme des Lebens aus und glaubt man den vielen Umfragen, zu diesem Thema, so sind genau das die Freundschaften, die die meisten Menschen bevorzugen und am liebsten mögen.   

Andere hingegen bleiben lediglich für eine Zeitspanne deines Lebens. Man darf sie gerne als Freunde auf Zeit oder neu Deutsch als Lebensabschnittsfreunde bezeichnen. Diese Freundschaften bestehen und dass sogar ziemlich gut, solange man gleiche Interesse teilt, Ähnlichkeiten im Leben, denken und handeln findet und sich wohlgesonnen ist. Letzteres ein nicht unwichtiger Aspekt innerhalb einer Freundschaft! Man muss sich mögen, sich schätzen und so etwas wie Zuneigung zueinander empfinden, um Freundschaft zu teilen.

Und in der letzten Kategorie gibt es die Ex-Freundschaften oder liebevoller ausgedrückt die „aufgebackenen Freundschaften“. Das sind die, wo man sich nach Jahren wiederfindet und sich fragt, warum haben wir uns eigentlich so lange nicht mehr gesehen, was ist passiert und, warum haben wir nicht früher einander gesucht? Erstaunt stellt man fest, dass es gar keinen Grund gab, die Freundschaft aufzukündigen, sondern, dass der einzige Grund darin bestand, dass zwei Leben unterschiedlich verlaufen sind und man sich einfach nur aus den Augen verloren hatte. Manche können mühelos da anknüpfen, wo die Freundschaft endete, andere hingegen brauchen ein klein wenig Zeit um alte Vertrautheit wieder herzustellen. Dennoch mögen diese Freundschaften wirklich von Dauer und Bestand sein, weil man einander kennt und trotz all der Jahre immer noch weiß, wie der andere tickt. Das Wichtigste jedoch ist das Wissen, dass man will - man möchte zukünftig wieder als Freunde durchs Leben gehen.

Fakt ist jedoch, dass wir Menschen Freunde brauchen. Und auch, wenn nicht jeder Freund ein Leben lang an unserer Seite bleibt, so trägt er jedoch in der Zeit, wo wir einander Freundschaft pflegen, entscheidend zu unserem Wohlbefinden bei. Freunde tun einfach gut! Sie stärken unser Immunsystem, unsere Lebensfreude, lehren uns Nachsicht und Geduld und können im besten Fall uns sogar zu anderen oder besseren Menschen machen. Vorausgesetzt man will es und nimmt Kritik oder gute freundschaftliche Ratschläge an.

Was aber macht Freundschaften dann letztendlich so kompliziert und zerbrechlich?

In einer Erhebung, worüber man gerne im Stillen oder im Lauten nachdenken darf, wurde ein Ergebnis präsentiert, wonach die allermeisten Freundschaften nach sieben Jahren enden. Bedenkt man, dass man eine Lebenserwartung von 80 plus hat, kommen da ganz schöne Mengen an Freundschaften zusammen, denn für jede verlorene Freundschaft entsteht meistenteils eine neue, die die Lücke dann füllt. Zerbrechen tun die meisten Freundschaften nicht an zu hohen Erwartungen, sondern, an Gerüchte und Missverständnissen. Um Freundschaften also länger als sieben Jahren zu führen, bedarf es eine offene Gesprächskultur miteinander. Und, weil Statistiken und Forschungen unser Allgemeinwissen enorm anheben und wir hin und wieder gerade durch sie eine plausible Erklärung für alles finden, was unerklärlich ist, gab es bezüglich Freundschaften selbstredend eine weitere und natürlich repräsentative Umfrage unter immerhin 1.039 Deutschen zwischen 18 und 70 Jahren – durchgeführt vom Marktforschungsinstitut Splendid Research – die besagt, dass die Deutschen im allgemeinen Durchschnitt sechs Menschen als Freunde definieren, davon allerdings nur 3 als wahre Freunde!

Na, haben Sie im Geiste schon ihre Freundesliste gezählt? Kommen Sie auch auf 6 oder sind es sogar mehr oder vielleicht doch viel weniger?   

Durchforste ich meine Freundschaften, so komme ich zu dem Entschluss, dass das wohl stimmen muss. Natürlich gab es Zeiten, da hatte ich einen ganzen Stall an Freunde. Zu mindestens glaubte ich das. Ein altes Sprichwort besagt ja, dass man erst in Zeiten der Not Freunde erkennt. Das mag vielleicht stimmen. Was sich jedoch auf alle Fälle und das nicht nur bei mir gezeigt hat, ist, dass eine so belastende Phase, wie die Pandemie, in der wir uns alle nunmehr seit fast 2 Jahren befinden, die Freundschaftskultur und oder den eigenen Freundeskreis maßgeblich verändert hat.  Ich glaube mittlerweile, dass eine Unterscheidung in Freundschaft und Bekanntschaft durchaus legitim und gesund ist, dass nicht alle Freundschaften das halten, was sie einst versprochen haben oder für die man sie gehalten hat und dass es durchaus auch andere Gründe geben kann, wodurch Freundschaften auseinander gehen.

Freundschaften an sich sind von Natur aus unkompliziert. Was sie so verwundbar, kompliziert und verletzlich macht und das unabhängig von allen Statistiken dieser Welt sind wir selbst. Wir knüpfen an Freundschaften viel zu viel Bedingungen und Erwartungen an, die, würde man all dies an sich selbst stellen wohl eher dann doch kolossal scheitern würde. Beinah könnte man glauben, dass man Tugenden wie Ehrlichkeit und Loyalität höher bewertet als den Menschen selbst. Dabei wissen wir doch alle, dass kein Mensch – nicht mal die beste oder der beste Freund ohne Fehler sein kann und wer belesen ist, weiß, dass die berühmte Ritterlichkeit und Loyalität auch nur der Fantasie mancher Chronisten entsprungen sind.  

Wahrlich ist Freundschaft ein hohes Gut und dennoch kein Zustand, dem wir den Heiligenschein aufsetzen oder gar glorifizieren sollten und schon gar nicht in den Ritterstand erheben müssen!   

Ehrlich, ein Stück weit bewundere ich ja die Kleinsten unserer Gesellschaft. Ihre Ansprüche an Freundschaft sind von einer so einfachen Natürlichkeit geprägt, dass man als Erwachsener ganz neidisch werden kann. Ich erinnere mich, als mein Sohn – heute längst ein erwachsener Mann, kleiner war, waren für ihn alle mit denen er spielte seine Freunde. Er unterschied nicht in Kategorien oder empfand zu dem einen mehr Zuneigung als zu dem anderen. Er muss so fünf oder sechs gewesen sein und durfte damals seine Freunde zum Geburtstag einladen. Wäre es nach ihm gegangen wären selbstredend alle zur Party gekommen.  Die Unterscheidung in beste Freunde, gute Freunde, diejenigen mit denen man nur ab und an spielt und die, die man einladen muss, weil man selbst bei ihnen zum Geburtstag eingeladen war, die bringen wir unseren Kindern bei. Eine Auslese in der Form, wie wir es oft tun, kennen Kinder einfach nicht. Ich glaube, Kinder unterscheiden gar nicht. Ebenso wie sie anders lieben, über Dinge lachen, die wir nicht mal mehr ansatzweise lustig finden und einen ureigenen Sinn für Gerechtigkeit haben, sehen sie Freundschaft völlig frei und unvorbelastet.  Sie werten oder bewerten Freundschaften nicht mit den Werten, wie wir es tun und sie fordern auch keine Loyalität ein. Vor allen Dingen darf und muss man nicht immer gleicher Ansichten sein und nach einem Streit bekommen die meisten Kinder es natürlich und völlig spielerisch unkompliziert hin, sich erneut freundschaftlich zu begegnen. Welche Eltern kennen nicht das Phänomen, dass der eigene Sprössling, am Montag vom eigentlich besten Freund behauptet, ihn nie wiedersehen zu wollen und ihn plötzlich doof findet und schon am Freitag erneut mit ihm ein Herz und eine Seele ist, so als wäre überhaupt nichts passiert? Diejenigen, die sich womöglich darüber entzweien sind das jeweilige Elternpaar.  

Von dieser Offenheit und Freiheit können wir Erwachsenen uns nur eine Scheibe abschneiden, denn mal ganz ehrlich, wir verkomplizieren vieles unnötig und brechen mit Freunden nur deshalb, weil sie vielleicht etwas gesagt haben, was uns nicht passte oder sich in unseren Augen in loyal verhalten haben, was immer das auch für jeden Einzelnen genau heißen mag. Wir nehmen Freunden Dinge und oder Worte übel, die wir selbst vielleicht schon hundert Mal gedacht oder im Geiste getan haben. „Wahre Freundschaft“ besteht für die meisten aus einer enormen Portion Loyalität, Vertrauen, möglichst gleichen Charakter, Wertvorstellungen, Interessen und gegenseitige Achtung und Zuneigung. Ganz schön viele Dinge auf einmal. Kein Wunder, dass „wahre Freunde“ so selten zu finden sind und die meisten Menschen selbstredend diesen Ansprüchen nach sieben Jahren meistenteils nicht mehr gerecht werden können.

Dass, viele Menschen Freunde gleichsetzen mit Bruder oder Schwester ist ebenso ein emotionaler Fehler. Ein Bruder oder eine Schwester kann durch nichts ersetzt werden und der Verlust von einem von beiden hinterlässt ein Leben lang eine Lücke, die von niemanden geschlossen werden kann. Freunde darf man mögen und unter Umständen sogar noch mehr und trotz aller Verbundenheit sind sie weder das eine noch das andere. Sie sind und bleiben in erster Linie Menschen, denen wir Vertrauen und Zuneigung aufgebaut haben. Sie sind die Ersten, die oftmals erfahren, wenn in unserem Leben etwas Aufregendes passiert. Wenn wir Liebeskummer haben oder Streit in der Familie, mit Partner oder auch mit den eigenen Kindern, ist es unsere „beste Freundin oder unser bester Freund“, den wir ins Vertrauen ziehen, bei dem wir uns ausheulen und mancher kann sogar seiner Freundin oder seinem Freund gegenüber offener als zum eigenen Partner sein. Freunde sind Verbündete und teilen vielleicht sogar das eine oder andere Geheimnis ein lebenslang miteinander.

Natürlich fordern wir dann Loyalität und das, obwohl es eigentlich keine wirkliche Loyalität geben kann.

Freundschaften oder Freundinnen dürfen andere Ansichten und Meinungen vertreten und sie dürfen sich auch mal streiten, ohne gleich die Freundschaft infrage zu stellen.

Und dennoch zerbrechen Freundschaften an manchmal kleinen Unebenheiten oder Missverständnissen.

Ist ihnen eigentlich bekannt, dass man unter dem Phänomen des Freundschaftskummers leiden kann? Zwar brechen Freundschaften anders als Liebesbeziehungen und dennoch fühlt man sich nach zerbrochenen Freundschaften ebenso häufig hundeelend und alleingelassen. Das Herz ist genauso gebrochen wie nach einem Beziehungsende

Ganz schön kompliziert, oder?

Wir alle sollten eigentlich viel mehr für unsere Freundschaften tun. Sie nicht als selbstverständlich und gegeben hinnehmen, sondern, sie hegen und pflegen, uns öfter fragen, bin ich noch die Freundin, die ich eigentlich sein möchte und, was kann ich tun, um dies wieder zu sein?  Aber vor allen Dingen, erkennen, wenn die Freundschaft im Begriff ist sich aufzulösen und dann so viel Rückgrat besitzen, es nicht nur zu erkennen, sondern es auch beim Namen zu nennen.

Nichts ist schlimmer als etwas, was schleichend auseinander geht! Und genau das passiert Freundschaften in den allermeisten Fällen.

Selbstredend habe ich im Laufe meines Lebens viele Freundschaften gehabt und mich manchmal auch sehr unschön und oder viel zu leise aus der einen oder anderen herausgezogen, war nicht offen genug für andere und neue Wege oder nicht couragiert genug sie zu beenden bevor sie zum Auslaufmodell wurden. Tut es mir leid? Ja, weil ich heute mit gewissem Abstand weiß, dass es unfair war und ich mich hätte anders - freundschaftlicher - verhalten müssen.

Man sagt ja, es ist nie zu spät und vielleicht ist hier und heute die allerbeste Gelegenheit, mich bei all denjenigen von Herzen für meine Unfähigkeit und für mein Schweigen, wo ich hätte reden müssen, zu entschuldigen und um Verzeihung zu bitten?

Man lernt schließlich nie aus und dass auch nicht in Sachen Freundschaft. Die, um es festzuhalten, für mich unendlich wichtig ist und je älter ich werde einen immer wichtigeren Aspekt meines Lebens ausmacht. Mit meinen Freunden verbringe ich nicht nur viel Zeit, sondern erlebe auch großartige Emotionen. Es mögen nicht viele sein, von denen ich mit Fug und Recht behaupten kann, dass es << wahre Freunde<< sind. Aber wie so oft zählt hier allein nicht die Quantität.

Und ja, ich bin für jede Freundschaft, insbesondere für die, dich mich schon über Jahrzehnte begleiten, unendlich dankbar. Ihr seid da, egal, wie ich mich fühle oder wie ich bin und sollte ich es bislang versäumt haben dafür danke zu sagen, so tue ich es hier und jetzt.  

Auch etwas, was wir viel zu selten tun. Denn nichts im Leben ist selbstverständlich.  Auch tief verbundenen Freundschaften nicht.

Und selbstredend nehme ich die Gelegenheit beim Schopfe und sage all denjenigen, die sich in den letzten Monaten freundschaftlich in mein Leben geschlichen haben, ein herzliches Dankeschön. Es ist schön, dass es euch gibt! Und, wenn ich mir für unsere immer noch leicht jungfräuliche Freundschaft etwas wünschen dürfte, so wäre es ein immer guter gemeinsamer Weg und, dass man sich nicht allzu lange aus den Augen verliert.

Denn hier möchte ich es halten wie Ernst Zacharias, dein dt. Musiker und Ingenieur der einst sagte:   

Freundschaft ist nicht nur in köstliches Geschenk, sondern auch eine dauernde Aufgabe.

Wir sollten also lernen auf unsere Freundschaften aufzupassen, sie zu hegen und zu pflegen und Freunde als das sehen, was sie sind. Menschen, mit denen wir unter Umständen viel Intimität und Emotionen teilen und, die man nicht immer gehen lassen sollte auch dann nicht, wenn es unbequem erscheint.   

Auf die Freundschaft!

In diesem Sinne

Herzlichst ihre / eure Lilo David.  

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