Petra / Lilo.
 
 Ich tue, was mir Freude macht. Singen und Schreiben. 

Haben Sie heute schon gegendert oder, die Frage wie gehen wir mit manchen Begrifflichkeiten um?  

Neulich las ich, dass australische Akademiker die Begriffe „Mutter“ und „Vater“ abschaffen möchten und beides durch Genderneutrale Begriffe ersetzen wollen? Erst vor ein paar Tagen gab es dazu einen Artikel im STERN. Dass, wir seit Monaten dabei sind unserer Welt ein neues Gesicht zu verleihen, ist ja nichts Neues. Heute ist es die Debatte über den Begriff „Mutter“ und „Vater „und morgen vielleicht schon generell die Überlegung, ob man überhaupt weiterhin Mann und Frau sagen sollte oder darf, um sich gesellschaftlich Gender neutral zu zeigen?

Begriffe, und das lernen wir alle seit Monaten führen also dazu, dass sich einige Menschen in ihrer Würde herabgesetzt fühlen. Wer darüber die Nase rümpft oder wettert, gilt bisweilen schon als Gender feindlich. Und wer gar anmerkt, dass wohl nicht die Begrifflichkeiten der Stein des Anstoßes sind, sondern wohl eher die immer noch fehlende allgemeine Akzeptanz zwischen den Geschlechtern, wird auf der Stelle eines Besseren belehrt, dass nämlich nicht die Akzeptanz allein reicht, sondern, dass man ein für alle Mal Zeichen setzen muss – auch für zukünftige Generationen - und die Sprache grundlegend verändert werden sollte.

Und Nein ich habe persönlich nichts aber auch rein gar nichts dagegen, dass wir unsere Sprache frauenfreundlicher gestalten. Mir geht in mancher Hinsicht nur die Debatte darum zu weit und ehrlich gesagt manch neu überlegter Begriff entbehrt meiner Ansicht auch nicht einer gewissen Komik. Geschlechter gleichberechtigt zu behandeln und das nicht nur im alltäglichen Umgang, sondern auch sprachlich ist längst überfällig und gut. Darüber muss man gar nicht mehr lang herum debattieren. Aber warum bitteschön müssen wir bei allem, was wir verändern wollen, gleich das Rad neu erfinden? Ich hadere nicht mit dem Müssen, sondern lediglich mit der sprachlichen Umsetzung. Und um es auf den Punkt zu bringen, mich stört die Verhunzung manch althergebrachter Begrifflichkeiten.

 Bislang fühlte ich mich mit dem Begriff „Mutter“ weder herabgesetzt noch unemanzipiert. Im Gegenteil sogar – es ist für mich der Inbegriff dessen, was ich für meine Kinder seit ihrer Geburt bin – nämlich ihre Mutter. Und selbst, wenn sie mich Mutsch, Muddel oder, wenn es eher eilig sein musste, kurz Ma riefen, habe ich mich persönlich noch nie in meiner Würde herabgesetzt gefühlt. Selbst dann nicht, wenn der Begriff „Mutter“ schwarz auf weiß auf einem behördlichen Dokument stand. Ich empfand eher Stolz, ein warmes, weiches und wohliges Gefühl dabei, die Mutter meiner Kinder sein zu dürfen und dies auch öffentlich zu benennen.

Selbstredend sollten Frauen und Mädchen in unserer männlich dominierten sprachlichen Welt endlich deutlicher erkennbar sein aber, warum bitte mit Ausdrücken, die entweder so lieblos daherkommen oder so idiotisch sind, dass man eigentlich nichts anderes kann als, darüber zu lachen, sich zu wundern oder Scherze zu machen? Mutter ist Mutter und Vater ist Vater – wer, mal ganz ehrlich, fühlt sich dadurch herabgesetzt? Ist es also wirklich notwendig sie zu gendern?   

Nun mag Australien nicht für alle Länder sprechen und dennoch sind wir in der Gender Debatte auch nicht viel besser. Vor einigen Wochen gab es, in allen Medien zu lesen, eine Grundsatzdebatte darüber, wie Deutschland zukünftig „Mutter“ und „Vater“ gendergerecht titulieren sollte? Waren es bei uns lediglich die Überlegungen daraus Elternteil 1 und Elternteil 2 zu machen gehen die Australier ein Stück weiter und möchten zukünftig die tradierten Begriffe durch „Austragendes Elternteil“ und „Nicht gebärendes Elternteil“ ersetzen. Wobei ich bei Elternteil 1 und Elternteil 2 durchaus anmerken möchte, dass die Unterscheidung in Elternteil 1 und 2 per se schon eine Degradierung beinhaltet. Wer ist freiwillig Nr. 1 und wer Nr.2? Wird Nummer 1 automatisch dem Elternteil der das „Austragende Teil“ ist zugesprochen und Nummer 2 dann dem „Nicht gebärende Elternteil“ oder geht es am Ende doch danach, wer sich Hauptsächlich um die Erziehung und Betreuung der Kinder kümmert oder einfach mehr Geld nachhause bringt?

Und noch etwas scheint ganz aktuell in der Gender Debatte auf dem Prüfstand zu stehen. Ginge es jedenfalls nach dem Willen einiger Sprachwissenschaftler, so sollten auch Titulierungen wie „das Stillen“ durch einen neutralen Begriff ersetzt werden und ebenso selbstverständlich die Muttermilch durch den Begriff „Menschliche Milch“ oder“ Elternmilch“ ersetzt werden. Mit den Neuerungen sollen alle Eltern eine gleichberechtigte Akzeptanz erfahren.

Fragen über Fragen, für die ich einfach keine Antwort finde und manchmal frage ich mich, ob ich überhaupt eine finden möchte?  Wer weiß, welche Diskussion im Zuge der Gender Neutralität noch auf uns zukommt? Vielleicht wird es irgendwann auch eine ausführliche Debatte darüber geben, ob es noch zeitgemäß und Genderneutral ist Männer und Frauen generell in diese zwei Begrifflichkeiten zu unterscheiden und, ob es nicht besser, moderner und zeitgemäßer ist zukünftig ganz darauf zu verzichten und lediglich den Begriff „Mensch“ zu verwenden – aber bitte nicht  „Mensch 1" und „Mensch 2“, denn wir sind ja alle Menschen erster Klasse -  nur um jedwede Herabwürdigung von vornherein zu vermeiden. Ich stell mir das gerade vor, wie das dann bei der Anrede im Betrieb oder in einer Arztpraxis laufen könnte. << Mensch Meyer, bitte in die Kabine 1 oder Mensch Kaiser wird ab dem kommenden Monat die Leitung des Teams übernehmen<<. Im Mittelalter hatten wir den schönen Begriff „Bürger“ vielleicht sollten wir den Anstelle von Mann und Frau, Herr und Frau, Fräulein und Männlein erneut übernehmen?

Selbstredend gingen die Vorschläge dieser australischen Akademiker viral und in einer Diskussion über diese neuen Begrifflichkeiten schrieb ein Bekannter von mir folgendes:

 << für mich ist es eher „welche Sau“ können wir heute durchs Dorf treiben, weil wir ja sonst nichts Produktives zu tun haben und andere oft viel größere Probleme haben<<

Und irgendwie möchte ich ihm beipflichten!

Was wir brauchen ist Fingerspitzengefühl und eine wirkliche wahre und allgemein gültige Veränderung!  

Solange eine Gesellschaft noch immer eine Frauenquote benötigt, Frauen danach eingestellt werden, ob sie im gebärfähigen Alter sind und bei Bewerbungsgesprächen immer noch die Frage gestellt bekommen, wie es mit der Familienplanung aussieht, man als Frau bei der Vergabe von Führungspositionen immer noch benachteiligt wird und wenn man einen höher dotierten Job erhält für deren Erhalt dann doppelt hart arbeiten muss, für die gleiche Arbeit dennoch weit weniger Lohn am Ende des Monats erhält, als jeder Kollege und, wie sich in der jetzigen Pandemie übrigens durch eine heute veröffentlichte Studie gezeigt hat, dass, nach wie vor die Frauen diejenigen sind, die zurückstecken und sich überwiegend allein für die Betreuung ihre Kinder inklusive Homeschooling verantwortlich zeigen, weil es Gesellschaftlich immer noch gewollt und akzeptiert wird, so lange wird sich in der Welt nichts aber auch rein gar nichts im Geschlechterkampf tun.  Da können noch so viele Begriffe gegendert und bis zur Unkenntlichkeit verändert werden.

Denn wir alle wissen doch nur allzu genau, das Gleichberechtigung  immer noch ein Thema ist, woran sich Männer und Frauen die Zähne ausbeißen, und nicht selten werden Forderungen von uns Frauen milde belächelt und als Emanzipationsgehabe abgetan. 

Das gilt es zu verändern, und zwar besser heute als morgen.

<< es gibt keine Befreiung der Menschheit ohne die soziale Unabhängigkeit und Gleichstellung der Geschlechter << ( August Bebel )

 

 

In diesem Sinne

Herzlich ihre / Eure Lilo David.

 

 

 

 

 

 

 

 
 
 
 
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