Petra Lies / Lilo. Ich tue, was mir Freude macht. Singen und Schreiben.    

Ein kleines Glück wird einmal groß, wenn du nur warten kannst dann fällt es auch in deinen Schoß.

Das sang zu mindestens Adamo 1972 auf allen Fernseh- und Rundfunkkanälen. Sie wissen nicht, wer dieser Sänger gewesen ist? Macht nichts! Ich denke, dass sie mit diesem Unwissen nicht alleine dastehen. Selbstredend, helfe ich ihnen gerne auf die Sprünge und vielleicht macht es bei dem einen oder anderen doch ganz leise „klick“ und man erinnert sich an das schöne Lied von der alten Dame und den Tauben? Adamo, ist ein belgischer Chansonier, den alle für einen Franzosen hielten und der seine größten Erfolge Ende der sechziger bis in die frühen achtziger feiern konnte.

 Wie auch immer. Recht, hat er jedenfalls, wenngleich Adamo in diesem Lied lediglich auch nur die Sehnsucht nach der großen Liebe besang. Dennoch scheint die menschliche Geduld, was das Glück angeht nicht allzu groß zu sein. Ein Leben lang warten oder suchen wir nach dem ultimativen Glück. Für den einen ist es der 6- er im Lotto, das Knacken des ultimativen Jackpots, den wahnsinnigen neuen Job, den jeder haben möchte und nur du wirst  ihn ergattern, eine tolle große Reise mit dem Recht auf Vergnügen und Abenteuer oder einfach nur beruflichen und privaten Erfolg. Glück ist gleichbedeutend mit Erfolg und Prestige. Stellt es sich aus irgendwelchen Gründen nicht ein, so fühlen wir uns irgendwie vom Leben betrogen.  

Niemand wird bestreiten, dass wir Menschen erfolgsorientiert sind. Mancher schaut auf dem Weg nach Oben weder nach rechts noch nach links. Die Leiter soll möglichst steil empor gehen und eventuelle Einbrüche, egal, in welcher Form, nehmen wir dann doch sehr persönlich. Da kommen schon mal Sätze wie << das Glück hat mich verlassen oder, jeder hat Glück nur ich nicht<<. Da nutzen einem auch keine ollen Kamellen oder Sprüche etwas, mit denen meine Generation genervt wurde. Der Satz; < jeder ist seines Glückes Schmied< kennt wohl jeder, der wie ich in den Fünfzigern, Sechzigern oder frühen Siebzigern geboren wurde.

Sehen wir mal davon ab, dass eigentlich niemand das Glück für sich bestellen kann oder maßgeblich daran beteiligt ist, ob er vom Glück gesegnet wird und demzufolge auch gar keine allzu große Geduld benötigt, impliziert dieser alte Satz doch nichts anderes als das, wenn du dich geschickt anstellst und fleißig bist, andere oft genug in die Pfanne haust -  privat wie beruflich  -  kommt das Glück zu dir in Haus. Und mal ehrlich, wer unter uns kennt nicht einen Kollegen oder Bekannten, der sozusagen über Leichen geht, um sein Ziel zu erreichen?

Glück ist etwas wonach wir bitteschön streben sollen, damit das Leben so richtig schön rund läuft. Dabei ist es so einfach glücklich zu sein und das ohne großen Aufwand oder einer rasanten Fahrt auf der Leiter nach oben. Nicolas Chamfort drückte es einst ganz romantisch aus: << in uns selbst liegen die Sterne unseres Glücks<<. Wer es weniger romantisch mag und seine Hand nicht gleich in den Himmel strecken möchte für den zitiere ich gerne den schlauen Satz vom großen Heinrich Heine, der einst sagte: << Glück ist kein Geschenk der Götter, sondern die Frucht innerer Einstellung<<. Also  arbeiten wir  an unserer inneren Einstellung, denn die ist unabdingbar, um wahres Glück zu erkennen.

 Jeden Tag widerfährt uns Glück. Sei es, die Begegnung mit einem alten Freund, den wir schon lange nicht mehr gesehen haben, einem netten Gespräch mit dem griesgrämigen Nachbarn, der sich im Verlauf dann doch nicht als so schrecklich griesgrämig entpuppt. Wir entdecken es täglich im Lächeln unserer Kinder oder Enkel, wenn wir mit ihnen Zeit verbringen und ihnen wirklich zuhören, spüren es in aufmunternden Worten von Freunden, erfahren es in  Lebenszeit, die wir mit lieben Menschen verbringen und ganz sicher darin gesund zu sein, es auch zu bleiben oder eine Erkrankung überwunden zu haben. Manchmal ist das große Glück auch ganz einfach nur die Liebe, die dann doch ewig hält. Ja, selbst die viel gerühmte Unpünktlichkeit der Deutschen Bahn könnte man als Glück empfinden, wenn man eh schon spät dran war und dennoch den Zug erwischt.

  Es gibt so viele Dinge, die einzeln für sich genommen schon Glück bedeuten.  Müssten wir uns da nicht alle demzufolge als überaus selig und vom Glück verwöhnt fühlen? Sagt man, nicht auch << gesegnet sind die Glücklichen<<? Und dennoch scheinen wir im Alltag blind zu sein und suchen lieber nach dem großen Ganzen. Dabei ist gerade das kleine Glück es wert beachtet zu werden. Lange genug hat es in seiner Statistenrolle ausgeharrt und sich hinter dem Schatten seines großen Bruders verstecken müssen. Holen wir es also in die vorderste Reihe, schenken ihm endlich den Applaus, den es verdient hat und feiern es gebührend. Wir müssen nicht warten, bis es in unseren Schoß fällt. Es ist tagtäglich zum Greifen nah und direkt vor unsere Nase. Schaut her, ruft es ungeduldig – warum sieht mich keiner? Weil wir nach höherem streben und Glück selten mit kleinen Dingen verbinden, wenngleich wir auch gerne den Satz << da habe ich aber Glück gehabt<< verwenden.

Nun bin ich nicht schlauer und weiser als andere. Dass ich heute eine andere Sicht darauf habe liegt daran, dass man manchmal Unglück haben muss um das „wahre Glück“ zu erkennen. Zu mindestens habe ich für mich diese Erkenntnis gewonnen und bin meinem kleinen Glück unendlich dankbar, dass ich heute hier sitz, meine Gedanken zu Papier bringen kann und die Welt nach wie vor mit zwei Augen betrachten darf.

Erich Fromm behauptete, dass das Glück nicht im Besitze und nicht im Golde wohne, sondern in der Seele zu Hause ist…. Ich stimme ihm da aus vollster Seele und ganzer Überzeugung zu. 

In diesem Sinne

Herzlichst ihre / eure Lilo David.

 

 

 

 

 

   

 
 
 
 
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