Kuh oder Ziege ? Oder warum Jahrzehnte langes Kasteien uns Frauen doch nicht ans Ziel bringt.
Wer glaubt, sich mit zunehmendem Alter dieser Frage nicht stellen zu müssen, ist auf dem Holzweg. Sich entscheiden zu müssen, ist doch eigentlich unser tägliches Brot! Das fängt schon morgens beim Frühstück an. Wer kennt nicht diese leidigen Fragen „ Honig oder Marmelade, Wurst oder Käse, Vollkornbrötchen oder doch lieber ein Croissant“? Und dann erst die Wahl nach dem richtigen Kaffee! Leicht, mittlere Brühstärke oder doch lieber ein Kaffee, der einem schon beim ersten Schluck die Schuhe auszieht? OK, denken Sie jetzt. Das kann mir als Teetrinker nicht passieren! Weitgefehlt - bei der Masse an unterschiedlichen Teesorten, ist die Wahl für Kaffeetrinker das kleinere Übel. Aber egal, was wir auch als morgendlichen Trank bevorzugen, zeigt es uns doch, das Leben steckt immer und überall voller Fragen und eine davon lautet ganz profan:
„ Kuh oder Ziege“?
Im Prinzip sollte einem die Beantwortung gar nicht so schwerfallen. Immerhin haben wir doch alle unsere Übung mit dem lieben Getier. Wer war nicht schon mehrmals in seinem Leben eine “dumme Gans“, “ eine kleine Zicke“ oder ein „blöder Hund“? Eben! Also, warum tun wir uns bei dieser Entscheidung so schwer? Weil, es dieses Mal eben nicht um eine nervige oder für andere unangenehme Charaktereigenschaft oder Angewohnheit geht, sondern, einzig darum, mit wie vielen Pfunden oder nicht, wir zukünftig durchs Leben gehen möchten. Und ja – bei dieser Frage komme ich eindeutig ins Schwitzen! Dass, ich damit nicht alleine stehe, zeigen die vielen Ratgeber für eine bessere aber vor allen Dingen kalorienbewusstere Ernährung mit Schlankheitsgarantie. Natürlich funktioniert das mit der Garantie nur dann, wenn man sich an klare Regeln hält und nicht schummelt. Nein! Auch nicht heimlich!
Nach einer gängigen Volksweisheit zufolge, die mittlerweile auch auf wissenschaftlichen Füssen steht, weiß man, dass sich die Figur der Frau ab fünfzig rasant verändert (Männer garantiert auch - es schreibt nur keiner so offensichtlich darüber). Ob wir wollen oder nicht, egal, ob man zu früheren Zeiten und das trotz Fressattacken eher zu den Gazellen zählte, mit zunehmenden Alter gibt es nur noch zwei Typen, die unseren Körper maßgeblich beeinflussen werden – nämlich Kuh oder Ziege. .
Während sich die Ziege nur dann behaupten kann oder Kleidergröße 38 behält, wenn sie sich durchweg diszipliniert zeigt und ein Leben nach strenger Diät hält, hat die Kuh zu mindestens die Möglichkeit zu essen, was immer sie will. Und noch etwas unterscheidet beide voneinander. Die Ziege übt Verzicht und ist daher vielleicht auch weiterhin ab und an eine nervige Zicke, wohingegen die Kuh sich mit ihren neugewonnenen Pfunden und Rundungen besten arrangiert und fröhlich pfeifend durchs Leben geht. Denn laut Wissenschaft, haben wir Frauen gar keine andere Wahl, als uns jenseits der vierzig mit diesen beiden Tieren auseinanderzusetzen und ganz individuell für uns zu wählen, wohin, zu mindestens unsere körperliche Reise bis ins hoffentlich hohe Alter hingehen soll.
Will ich das? JNein - Auf der einen Seite würde ich gerne essen, wozu mir auch immer der Sinn steht und ohne darauf zu achten, ob es nun 400 Kilojoule oder nur 150 hat. Auf der anderen Seite möchte ich aber auch nicht vor dem Spiegel stehen und meine alte Figur missen. Ich möchte nicht aufgehen, wie ein Hefeteig zu Weihnachten! Um ehrlich zu sein – ich will so bleiben, wie ich bin. Das gilt im Übrigen nicht nur für meine Figur.
Aber leider, werden wir Frauen ein Leben lang damit konfrontiert, dass gutes Aussehen angeblich das A und O im Leben einer Frau ist. Schon mit zwanzig müssen wir uns mit dem Problem der Antifaltenbildung befassen, ständig wird uns vorgehalten, wie rasch wir doch Orangenhaut bekommen, wenn wir keinen Sport treiben und uns nicht gesund ernähren und, wer unter uns „ Betschwestern“ schon einmal schwanger war, wird wissen, wie häufig wir mit dem guten Ratschlag <<schmiere dir ja deinen Bauch regelmäßig ein<< genervt werden, damit später nicht ein einziger Dehnungsstreifen zu sehen ist. Wir Frauen werden ständig in die Pflicht genommen und uns ebenso häufig suggeriert, dass gutes Aussehen und ein schlanker Körper der Maßstab aller Dinge ist. Medien aller Couleur zielen darauf ab und machen auch vor Verdummung nicht halt. Oder, wie würden sie Werbung bezeichnen, in den junge Frauen, um die zwanzig für eine Antifaltencreme werben, die eigentlich für Frauen um die fünfzig gedacht ist? Und, weil wir Frauen uns anscheinend gerne einem Gesetz beugen, das nur in den Köpfen der Gesellschaft existiert, glauben wir nur allzu gerne allen möglichen Schönheitstipps und beten Schlankheitsweisheiten an, als handle es sich um wirklich lebensnotwendige Maßnahmen. Ehrlich, meine Damen - in diesem Fall sind wir alle ausnahmslos weder Gans noch Zicke, Hund, Kuh oder Ziege, sondern ganz einfach ziemlich dumme Schafe. Neulich erst las ich wieder einmal, warum es wichtig ist schon frühzeitig etwas gegen Falten zu unternehmen! Wer nämlich erst in den Dreißigern oder gar Vierzigern mit Anti- Aging beginnt , hat nach Aussagen zahlreicher Dermatologen im Grunde den Kampf gegen die Falten verloren. Denn der Alterungsprozess unserer Haut ist genetisch vorprogrammiert und beginnt viel, viel früher, als die meisten glauben, nämlich schon Mitte 20!
Wir Frauen lassen nichts unversucht für eine jugendliche und strahlende innere wie äußere Schönheit. Die Mittel dazu sind unser heiliger Zweck. Wir schmieren Wundercremes mit Hyaluron und einer extra Portion Collagen auf unsere Haut und verwenden spezielle Augencremes, die wir zum besseren Erhalt als auch für eine zielorientierte Wirkung im Butterfach unseres Kühlschrankes aufbewahren. Wir essen fast nur noch vegetarisch und das nicht nur aus Umweltgründen, futtern vegane Gänsepastete mit Schnittlauch , knabbern mit verklärtem Gesicht an einer Selleriestaude und verkneifen uns beinah alles, was dazu führen könnte, auch nur ein Pfund zu viel auf die Waage zu bringen und spätestens mit dem Erreichen der fünfunddreißigsten Kerze auf unserer Geburtstagstorte scheint die Anziehungskraft eines Fitnessstudios allmächtig zu werden.
Selbst das Duschen wird für uns Frauen zu einem beinah ausufernden Schönheitsprogramm. Mit Bürsten, die eher die Beschaffenheit eines Folterinstrument besitzen, massieren wir Bauch, Beine und Po bis unsere Haut die Farbe eines in kochendem Wasser liegenden Hummer hat und ziehen dabei auch noch ganz nebenbei für eine bessere Beckenbodenmuskulatur unsere Pobacken so lange zusammen, bis wir nach Luft schnappen müssen, um nicht in Ohnmacht zu fallen. Füße, werden nicht mehr nur abgetrocknet oh Nein - sie werden massiert, gebürstet und gewienert bis sie glänzen und aussehen, als wären wir alle kleine Aschenputtel. Wir radeln, bei Wind und Wetter über Wiesen und durch Wälder, laufen durch Wald und Heide, selbst dann, wenn wir schon längst aus dem letzten Loch pfeifen, bewaffnen uns mit Stöcken, mit denen wir fast ins Stolpern geraten und walken wie eine einsame Wölfin durch die Prärie. Kurz um! Wir trotzen mit Inbrunst und Engagement und allerlei Budenzauber gegen die natürliche Anziehungskraft der Erde, dem einen Pfund zu viel auf der Waage und gegen unseren natürlichen Alterungsprozess.
Und nun soll all die jahrelange Mühe umsonst gewesen sein? Weil es für Frauen Ü 40 gar keine Alternative gibt außer Kuh! Zu mindestens ist das die Aussage zahlreicher Ernährungswissenschaftler. Die besagt nämlich eindeutig, dass, wer auch im Alter schlank bleiben will sich ganz anderen Gesetzen beugen muss als bisher.
Etwa, ab dem 30. Lebensjahr verlieren wir an Muskelmasse und an ihre Stelle tritt FETT! Das ist nicht schön - aber leider unvermeidbar. Da lässt sich auch nichts beschönigen. Ab 45. kommt es zu einer deutlichen Verlangsamung des Stoffwechsels. Was unterm Strich bedeutet, dass eine 50-jährige Frau bei gleichem Gewicht fast doppelt so viel Fettgewebe hat wie eine 30-jährige. Und selbstredend nimmt unser Kalorienverbrauch kolossal ab. Wer dauerhaft schlank bleiben will und mit fünfzig immer noch aussehen möchte, wie mit dreißig, darf nicht nur auf allerlei Wundercremes verzichten, sondern muss obendrein seine Kalorienzahl drastisch reduzieren. Laut diversen Ernährungs - Doc`s benötigt eine Frau, um die fünfzig lediglich nur noch 1000 bis 1200 Kalorien pro Tag. Bei dem niedrigen Grundverbrauch ist es kaum möglich, schlank zu bleiben. Die allermeisten Frauen nehmen in dieser Phase ihres Lebens um die fünf bis zehn Kilo zu. Und schuld daran sind die Wechseljahre. Tja, diese Zeit beschert uns nicht nur schlaflose Nächte und Hitzewallungen, als stünden wir inmitten der Wüste Gobi, sondern ungewollte Rundungen um Bauch und Hüfte.
Klar, können wir etwas dagegen tun! Ernährungswissenschaftler und Sportmediziner raten Damen Ü 40, die langfristig schlank bleiben wollen zu mehr Disziplin, in Sachen Ernährung und Bewegung. Kein faul auf dem Sofa sitzen, sondern raus in die Natur und los geht’s mit dem Schönheitsprogramm jenseits der vierzig. Das gilt übrigens aus für diejenigen, die schon immer sportlich aktiv waren. Denn neben sportlichen Aktivitäten gilt es obendrein auch kräftig an seiner Ernährung zu schrauben. Optimal ist eine proteinreiche kohlenhydratarme Ernährung. Also, meine Damen - essen Sie mehr Fisch, Fleisch, Bohnen und Hülsenfrüchte und weit weniger Brot, Nudeln, Reis und Kartoffel. Das Zauberwort heißt „ Low Carb“! Aber bitteschön, nicht zu viel Hülsenfrüchte! Wie wir ja wissen, kann deren Wirkung enorm sein. Wir verlieren vielleicht ein paar Pfunde führen aber dennoch einen aufgeblähten Bauch spazieren, sodass wir aussehen, als wären wir eine absolut Spätgebärende. Das gilt es unter allen Umständen zu vermeiden.
Und wem das alles noch nicht reicht, dem raten einige Schönheitsexperten zur täglichen Zupfmassage des Bauches. Mit dieser Schönheitsmassage können wir unser Bauchgewebe wunderbar festigen, die Durchblutung anregen und damit zur Fettverbrennung beitragen. Und natürlich zusätzlich täglich etwas Massageöl auf dem selbigen verreiben, damit der Bauch sozusagen fast faltenfrei bleibt. Wer unter uns Frauen jedoch das Nonplusultra in Sachen Ziege erreichen möchte, der wird sich wohl oder übel dem“ Drehsitz“ zuwenden müssen. Dass, es sich hierbei nicht um einen Bürostuhl handelt, versteht sich wohl von selbst. Damit ist eine Übung aus dem Hormonyoga gemeint, die wie eine innere Massage für unsere inneren Organe wirkt. Sie regt nicht nur den Stoffwechsel an und bringt unsere Verdauung in Schuss, sondern hilft uns unser Fett abzubauen und sorgt somit für einen flachen Bauch.
Alter Schwede! Da erhält der Spruch „ Wer schön sein will muss leiden „ doch gleich eine völlig andere Bedeutung!
Nach alldem, was Millionen Frauen tagtäglich und das seit Jahrzehnten, in Sachen Schönheit und schlank sein auf sich genommen haben, bleibt uns jetzt mit zunehmendem Alter nichts weiter übrig, als klein beizugeben? Es sei dann, wir hungern, dass die Schwarte kracht, sporteln bis zur Erschöpfung und verrenken uns im Drehstuhl, sodass wir höchstwahrscheinlich wochenlang zu unserem Physiotherapeuten rennen müssen. Also, ganz ehrlich da möchte man als Frau doch der Natur gepflegt in den Hintern treten. Da kasteie ich mich, Jahrzehnte lang, hadere mit jedem Bonbon, jeder Praline, jedem leckeren Stück Kuchen, renne, schwitze, schnaufe und reibe mir meinen Körper von oben nach unten ein nur um jetzt festzustellen - alles umsonst !
Eine, wie ich finde himmelhoch schreiende Ungerechtigkeit und ganz ehrlich – ich will mich gar nicht entscheiden müssen!
Ich möchte sowohl als auch sein. Eine nette Kuh im Körper eine Ziege! Ich möchte kein Sklave meiner natürlichen Hormonellen Veränderung sein und mich ständig fragen müssen – darf ich das – ist das gut für mich oder mutiere ich jetzt zur Kuh?
Wäre es nicht wunderbar, wenn wir Frauen jenseits der vierzig ganz legere und faul auf unserem Sofa sitzen könnten, neben uns eine offene Packung Mon Cherie, auf dem Tisch einen Kaffee mit echter Sahne oder einen Tee mit klebrigen Kluntjes, und ganz verzückt und mit einer fast schon schelmischen Vorfreude an unsere wohlschmeckende Pasta am Abend denken?
Was ich wirklich will ist – trotz zunehmendem Alter einfach so zu bleiben wie ich bin und lauthals auf alle Ernährungsexzesse zu verzichten.
Ja, wer schön sein will, muss leiden! Aber bitte nicht bis in hohe Alter hinein. Kulinarische Lebensfreude und eine Falte mehr oder weniger sei auch uns Frauen gegönnt.
In diesem Sinne
Herzlichst Ihre / Eure Lilo