Petra / Lilo.
 
 Ich tue, was mir Freude macht. Singen und Schreiben. 

 Sei doch kein Angsthase oder, die Frage, was ich mir wünsche. 

Leichter gesagt als getan und mal ganz ehrlich, wer von uns hat diesen Satz vom Angsthasen nicht schon einmal in seinem Leben gehört oder selbst ausgesprochen? Wem also des Öfteren der Angstschweiß auf der Stirn steht, das Herz in die Hose rutscht – oder, wie es so schön lautet, einem die Angst im Nacken sitzt, ja, der gehört vermutlich zu der Sorte Angsthase!

Natürlich weiß jeder, dass Angst nie und nimmer ein guter Ratgeber ist. Und doch hat in der Vergangenheit meine Angst oder sollte ich lieber sagen meine Vorsicht mich vor gefährlichen Situationen bewahrt und mich in sicherem Fahrwasser fahren lassen. Man sagt ja auch, dass gewisse Charaktereigenschaften auf die Sternzeichen zurückzuführen sind. Ich bin Jungfrau und die mögen bekanntlich weder allzu große Spontanität noch das Ungewisse. Ich fühle mich am wohlsten, wenn ich einen gewissen Überblick habe und die Kontrolle behalte. Zu wissen, was kommt, ist für mich essenziell wichtig. 

Und genau das ist zurzeit mein Problem. Ich weiß es nämlich nicht mehr und ehrlich gesagt geht mir so allmählich die Puste aus. Anstatt mich mit Herz und Verstand auf die Zukunft einzulassen, beginne ich mit ihr zu hadern. Was wird sein, in einer Woche, in einem Monat oder in einem Jahr? Nichts scheint mir von großer Beständigkeit zu sein und egal, wohin man hört und sieht, es brodelt überall und an allen Ecken und Kanten und, um die Zukunft unseres Planeten scheint es auch nicht sonderlich gutzustehen. Dass, da nicht jeder langsam zum Angsthasen mutiert, grenzt an ein Wunder.

Ich habe Angst und Sorgen und schäme mich dessen nicht einen einzigen Augenblick.

Selbstredend kann man nicht alles im Leben kontrollieren und Freund Zufall begegnet einem leider dann doch allzu oft. Und ganz sicher mag Angst nicht gleich Angst sein. Es gibt real begründete und solche, die eigentlich nur in unserer Fantasie besteht, weil wir sie irgendwann eingetrichtert bekommen haben. Wie früher als wir Kinder waren die Angst vor dem „schwarzen Mann“. Der galt nämlich in den fünfziger und sechziger Jahren als allgemeiner Kinderschreck und stand gleichbedeutend für den << Mitschnacker<.  Und wir Kinder haben uns davor gehütet, einem solchen Menschen auch nur nahezukommen. Hatte sich jemand, der auch nur im Entferntesten der äußerlichen Beschreibung, die uns unsere Mütter eingetrichtert hatten, in unserer Nähe befunden oder spazierte völlig unbeabsichtigt über den nahegelegenen Spielplatz oder über unsere Straße, schrien wir Kinder lauthals um die Wette. << Hilfe, ein Mitschnacker <<. Das war für den Betroffenen nie wirklich amüsant, aber wir Kinder taten nur das, was man uns immer und immer wieder gelehrt hatte.

Nun, die Kinderzeit liegt längst hinter mir und dem schwarzen Mann bin ich zum Glück auch nie wirklich begegnet. Mittlerweile zähle ich fast 60 Lenze und trotz eines besseren Wissens – Sie wissen schon, die Sache mit dem << alles wird am Ende doch noch gut << empfinde ich vor dem, was zurzeit geschieht und uns prophezeit wird, so etwas wie Angst.

Alleine befinde ich mich damit sicherlich nicht, denn in einer Sache sind sich Psychologen absolut sicher, jeder empfindet irgendwann Angst. Und sie gehen sogar so weit zu behaupten, dass Angst in oder an gewissen Stellen wichtig ist, denn genau die sicherte und seit Anbeginn der Menschheitsgeschichte unser aller Überleben.

 Wussten Sie, dass wir Menschen gerne mit dem Rücken zur Wand sitzen, nicht, weil es so bequem und kuschelig ist, sondern, weil wir uns unbewusst vor möglichen Angriffen schützen wollen? Und, dass wir unbewusst uns immer wieder so etwas wie sichere Höhlen schaffen? Was dem Neandertaler seine Höhle war, sind für uns heute unsere eigenen Vierwände. Und genau dahin möchte ich mich, in letzter Zeit, mehr und öfter hin verziehen.

Sicherlich kennt fast jeder den Song << irgendetwas bleibt<< gesungen und getextet von der Gruppe Silbermond.

Wie steht es da so trefflich zu lesen:

Gib mir`n kleines bisschen Sicherheit

In einer Welt, in der nichts sicher scheint

Gib mir in dieser schnellen Zeit, irgendwas was bleibt.

Ich würde lügen, wenn ich behaupten würde, dass ich mir nicht genau das wünschen würde. Doch alles, was ich da draußen finde, sind Chaos, Katastrophen, Hunger, Elend und Leid. Das Fatale an der ganzen Sache ist ja, dass, man umso ängstlicher wird, je mehr man sich mit den Menschen unterhält und austauscht, die die gleichen Sorgen und Ängste haben wie man selbst. Es ist als würde man sich ständig im Kreis drehen. Das Wissen, das man sich nicht alleine dreht, sondern, in einem riesengroßen Kollektiv macht die Sache auch nicht einfacher.

Irgendwie erinnert das mich so ein klein wenig an die Geschichte vom ängstlichen Hasen, der, nachdem er ein lautes Krachen gehört hatte, durch den Wald lief und jedem Tier, dem es begegnete, ohne Umschweife vom nahenden Weltuntergang berichtete. Am Ende zogen mit ihm Hunderte kleine und große Tiere durch den Wald, bis sie schlussendlich zum König des Waldes gelangten. Weise und in sich ruhend erklärte er allen, dass das nicht geschehen wird und ermahnte den kleinen ängstlichen Hasen nicht so dumm zu sein und andere mit seiner Angst anzustecken. Am Ende ging jeder wieder seiner Wege und alle lebten glücklich und zufrieden.

Jau! Wenn ich ehrlich bin, wünsche ich mir genau das! Jemanden, der weise, klug, und selbstsicher genug ist mir oder noch besser uns allen die Angst zu nehmen. Doch woher nehmen und nicht stehlen? So weit mein Auge reicht, gibt es da niemanden, dem ich diesbezüglich vertrauen würde.

Was bleibt ist Angst oder vielleicht doch die Umkehr in eine andere Richtung?  

Ich muss mich also auf mich selbst verlassen, meiner Intuition vertrauen und einfach daran glauben, dass am Ende dann doch alles gut wird und das, was mich vor Jahren meine Therapeutin gelehrt hat immer wieder und wieder anwenden.  Aus einem ängstlichen Hasen muss ein selbstsicherer Optimist werden – nur so geht`s. Zwar werden meine Sorgen, um die Zukunft meiner Kinder und Kindeskinder, um unsere Natur, um unsere Welt, den vielen Kriegsschauplätze, den Hunger dieser Welt und, um all das Leid dadurch höchstwahrscheinlich nicht weniger aber ich denke, dass Optimismus einen wie so häufig einfach weiterbringen kann. Und wer weiß, vielleicht wachse ich ja über mich hinaus und kann zu Lösungen, wenn auch nur einen kleinen und bescheidenen Anteil beitragen.

Was ich mir wirklich wünsche, sind Menschen, die nicht nur reden und sich im Kreis drehen, sondern mit anpacken, sind Politiker und Wirtschaftsbosse, die die Zeichen der Zeit tatsächlich erkennen und nicht nur so tun, als ob sie etwas ändern wollen, sondern machen. Und ich wünsche mir weniger blinden Aktionismus, sondern, dass genau das getan wird, was uns alle weiterbringt und unsere Welt ein klein wenig sicherer macht.

Was ich mir persönlich wünsche? Da gäbe es einiges! Aber ehrlich gesagt, wünsche ich mir in erste Linie ein wenig mehr Gelassenheit.

Vor ein paar Tagen kam mir ein Gedicht in den Sinn und ich vielleicht sollte ich es einmal mehr als zu wenig beherzigen

Vielleicht sollten wir uns von dem Aberglauben lossagen

Alles verstehen zu müssen

Und uns zu der Einsicht bekehren

Im Höchstfalle imstande zu sein

Mit unserem Unverständnis verständnisvoll

Umgehen zu können.

Oder einfacher halber und, um es mit den Worten von Friedrich Christoph Oetinger auszudrücken.

Gott gebe mir die Kraft, Dinge zu ändern, dich ich ändern kann; die Gelassenheit, Dinge hinzunehmen, die ich nicht ändern kann und die Weisheit, das eine von dem anderen zu unterscheiden.

In diesem Sinne

Herzlichst eure Lilo.   

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 
 
 
 
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