Dass wir in einer Zeit leben, die alles andere als wahrhaftig fröhlich stimmen mag, ist mir durchaus bewusst. Ich kann hören, sehen und lesen. Die Angst, vor einem atomaren dritten Weltkrieg empfinden wohl viele von uns. Wir stehen zwar noch nicht am Abgrund, aber allzu viele Schritte müssen wir nicht mehr gehen, um zu mindestens, in eine kalte und düstere Schlucht zu blicken. Strom-, Gas - und Spritpreise steigen beinah ins Unermessliche, bezahlbarer Wohnraum ist kaum noch zu finden, die Zinsen werden selbstredend steigen, die Gesellschaft ist auf dem besten Wege zu vergreisen und die Babyboomer bereiten jetzt schon so manchen Politikern schlaflose Nächte. Und als ob all das nicht schon reichen würde, werden unsere Umweltprobleme immer drängender. Gerade jetzt im Frühling zeigt sich, wie weit sich das Klima schon verändert hat. Ohne Frage, sind ein April und Mai mit Sonnenschein angenehmer, als mit grauen Regenwolken und niedrigeren Temperaturen. Dennoch lechzt unsere Welt geradezu nach Regen und, dass im Osten unseres noch blühenden Landes jetzt schon von einer Dürre gesprochen und vor Waldbränden gewarnt wird ist alles andere als normal. Das mag dem einen oder anderen Sonnenanbeter unter uns nicht gefallen und, wer weiß, vielleicht mag es sogar manche geben, die davon träumen in nicht allzu weiter Ferne in Hamburg, Köln oder Berlin unter natürlich gewachsenen Palmen und karibischen Temperaturen seinen Abendcocktail genießen zu können. Ich hingegen träume nach wie vor von vier völlig unterschiedlichen Jahreszeiten, denn ich mag sowohl den Frühling, den Sommer, den Herbst und den Winter.
Manch einer mag mich als Träumer und als Mensch mit einer gewissen Naivität sehen, aber in gewisser Weise habe ich mir in all den Jahren und trotz aller Schrecken dieser Welt, meinen Glauben an eine bessere und vor allen Dingen friedvollen, fröhlicheren und lebensfrohen Welt bewahren können. Tief in meinem Inneren glaube ich einfach an das Gute und daran, dass die Menschheit zurückkehrt zu ihren alten Werten und, dass Akzeptanz, Achtung und Respekt alsbald wieder in Mode kommen. Denn, so wie sich unsere Welt und unsere Gesellschaft gerade zeigt, mag ich sie ganz und gar nicht.
Es ist zum Haare raufen, was wir uns gegenseitig antun und wie wir uns manchmal anderen – gerade andersdenkenden - gegenüber verhalten und benehmen.
In den sozialen Netzen gehört es mittlerweile zum guten Ton, sich entweder einem kollektiven Trübsinn anzuschließen oder andere mit Hass und Anfeindungen zu überhäufen. Manches Mal lese ich mit Schrecken, dass sich Menschen, die sich nie zuvor begegnet sind, sich dennoch Tot und Verdammnis wünschen. Das Ende ist nahe – las ich erst vor ein paar Tagen und du sollst in der Hölle schmoren.
Wenn, ich ehrlich bin, wäre mir gemeinsames Lachen und ein durch und durch kollektives positives Denken und Handeln weitaus lieber. Bekanntlich stirbt die Hoffnung zuletzt und vielleicht ist es gerade die Hoffnung, die mich ein klein wenig positiver in die Zukunft blicken lässt. Ich glaube, gerade in Zeiten wie diesen tut es gut und ist absolut notwendig und förderlich, für fast alles, was eine Gesellschaft erst zu einer Gesellschaft macht, wenn jeder versucht sich seine positive Grundeinstellung zu bewahren und den anderen zu verstehen.
Optimistisch bleiben und sich seinen unerschütterlichen Humor bewahren, gilt heute mehr denn je. Dafür sorgen tragen, dass es einem ganz persönlich gut geht, denke ich, ist auch ein wichtiger Punkt, der leider heute allzu oft vergessen wird.
Klar, all das ist nicht einfach, wenn man tagtäglich von Krieg und Tod liest und man allmählich begreift, dass die Menschheit im Begriff ist, sich sang- und klanglos aufzulösen.
Dennoch sage ich heute und jetzt und das ganz bewusst:
Nun kann vielleicht nicht jeder dem ¾ oder 4/ 4 Takt etwas abgewinnen. Aber wie bei allem macht auch hier jeder Versuch klug. Und, wenn ich schon nicht tanzend durch mein Leben gehen will, so kann ich doch zu mindestens versuchen weitaus mehr zu lachen als zu weinen, mehr zu akzeptieren als zu kritisieren und mir öfter bewusst machen, was mein Leben ausmacht und, wie viele Dinge mich glücklich und zufrieden sein lassen. Es gibt immer positives – man muss es nur sehen wollen.
Neulich fand ich beim Aufräumen mein altes Poesiealbum. Ich bin immer wieder erstaunt, welchen Weisheiten Kinder ihren Freundinnen oder Schwestern in Schönschrift, verziert mit Blumen und Oblaten als Erinnerungen niederschrieben und noch häufiger, wie viele davon im Laufe des Lebens unberücksichtigt blieben oder zu Staub verfallen sind. Gleich auf der zweiten Seite – eine Widmung meiner Schwester – steht zu lesen:
Vielleicht sollten wir dazu übergehen, nicht anderen eine Freude zubereiten, sondern, zunächst uns selbst. Das ist eine verdammt schwierige Angelegenheit, weil es oft genug mit Egoismus gleichgesetzt wird. Dennoch, wer sich mehr Gutes tut, kann auch freundlicher und zufriedener durch die Welt gehen und anderen ihr Glück gönnen.
Aus dem Alter der Poesiealben sind wir selbstredend längst entwachsen. Aber es gibt immer Mittel und Wege für sich herauszufinden, was einen zufrieden, glücklich und dankbar sein lässt, worüber man herzhaft lachen kann und einen vielleicht auch staunend zurücklässt. Manchmal sind es wahrhaftig Kleinigkeiten, manchmal schöne Begegnungen oder sogar der Alltag und das Leben selbst.
Ich weiß gar nicht, ob ich jemals erwähnt habe, dass ich neben dem Schreiben noch ein anderes – mir ebenso wichtiges Hobby pflege. Nun gut, sollte ich es versäumt haben, hole ich es hiermit nach. Von Kindesbeinen an singe ich mit Leidenschaft und Herz. Als ich klein war im Kinderkirchenchor, später dann im Schulchor und nachdem meine eigenen Kinder meiner mütterlichen allabendlichen Fürsorge nicht mehr so stark bedurften auch wieder in einem Gospel und Soul Chor. Seit beinah 25 Jahren singe ich mir wöchentlich die Seele aus dem Leib und fühle mich fantastisch dabei. Singen macht übrigens, nebenbei erwähnt, glücklich und zufrieden.
Was jedoch all die Jahre auf der Strecke blieb, war eine fundierte gesangliche Ausbildung. Dank Corona und monatelangem Chorausfall konnte ich das Versäumte nachholen. Seit gut zwei Jahren lerne ich, wie man richtig atmet, Klangkörper bildet und seiner Stimme mehr und mehr Ausdruck verleiht.
Warum? Weil ich ganz nebenbei sehr viel über mich erfahre, meine Gedanken in eine andere Richtung lenke und die Welt da draußen einfach mal links liegen lasse.
Ein allwöchentliches Ritual mag ich da besonders. Wir nennen es: <<das Fünf – Dinge-Ritual<< und, ehrlich, es hilft für so vieles und rückt manches wunderbar zurecht.
Die Aufgabenstellung ist simpel und ebenso kompliziert, denn, wer macht sich schon wirklich darüber Gedanken.
Ich kann die Welt da draußen nicht ändern und erst recht kann ich niemanden davon abhalten Kriege zu führen, zu hassen oder andere anzufeinden – ich kann Menschen nicht besser machen, freundlicher oder humorvoller, aber ich kann dafür sorgen, dass sich meine kleine Welt gut anfühlt und es mir gut geht. Ich kann so oft wie nur irgend möglich lachen und eine ansteckende Fröhlichkeit an den Tag legen und andere dadurch mitreißen und ihrem Leben vielleicht einen kleinen Schubs geben. Kann anderen und mir selbst eine Freude bereiten – ich kann das Leben tanzen, im Walzer-Schritt, im flottem Cha, Cha, Cha oder, wenn mir danach zumute ist auch in einem gefühlvollen und traurigen Tango! Ich kann mir selbst auf die Füße treten oder dabei beschwingt, leicht wie eine Feder übers Parkett gleiten.
Lasst uns also durchs Leben tanzen, aus allen Knopflöchern strahlen und optimistisch bleiben. Den Kopf in den Sand stecken gilt nicht und hab bloß kein schlechtes Gewissen, wenn es euch gut geht oder ihr trotz allem fröhlich durch euer Leben geht.
Alles ist erlaubt - solange es uns gefällt!
In diesem Sinne